Unbequem
In Zukunft könnte zumindest ein Element in Chinas Überwachungs- und Kontroll-Politik den anderen Supermächten auf den Magen schlagen. Chinas alles umfassende große Firewall, im originalen "Goldenes Schild" getauft. Das staatlich gesteuerte Sicherheitsnetz, kontrolliert alle ein- und abgehenden Datenpakete über das heimische Internet. Wie in einer Blase schwirren die Informationen umher und prallen an den Innenseiten der Wände ab, sollte ihr Inhalt unerwünscht sein. Von außen gelangt lediglich "gesichtetes Material" ins Innere, potenziell rebellische Webseiten wie Wikipedia oder Youtube werden nach Belieben sogar ganz vom Volk abgeschottet.
Schutz
Doch abgesehen von der totalen Gewalt über die Informationsströme, könnte China mit dem Schild vor allem bei künftigen Kriegsszenarien einen mächtigen Trumpf im Ärmel haben. Einem Bericht des Forbes Magazine zufolge, könnte die Volksrepublik im Ernstfall besser gegen Angriffe von außen geschützt sein, als alle anderen Machtzentren - allen voran der USA, in der das Internet weitgehend liberal und dezentral gesteuert ist. Militärs sehen das Schlachtfeld in den nächsten Jahrzehnten von Land und Luft immer mehr in Richtung Cyberspace verlagert. So werden Server und Backbones zu Angriffszielen, um mit gezielten Hack-Attacken ganze Informations- und Kommunikations-Netzwerke in feindlichen Ländern lahm zu legen.
Titan-Regen
Dass es sich bei diesen Szenarien nicht um Wahnvorstellungen von Science-Fiction-Fans handelt, zeigt ein Vorfall in den USA aus dem Jahr 2006. Im August und September brachen chinesische Computer durch die Sicherheitssysteme des Außenministeriums und der Büros für Industrie und Sicherheit des Wirtschaftsministeriums. Dieser Angriff, auch als "Titan Rain" bekannt, zwang die Behörden hunderte Computer zu ersetzen und manche Systeme für einen Monat lang offline zu nehmen. Eine Verbindung zur chinesischen Regierung konnte nicht hergestellt werden.
Nichts ist sicher
Sicherheitsexperten sind sich allerdings einig, dass selbst eine landesweite Firewall nicht allen Angriffen standhalten würde. Gegen Attacken von innen wäre das Schild gänzlich nutzlos. Feindliche Agenten schleusen Codes über lokale Internet-Cafes ein, planen im Land simultane Denial-of-Service-Attacken, bei denen Server mit abertausenden Anfragen gleichzeitig abgeschossen werden.
Den Stecker ziehen