Karl Pachner ist Projektleiter von ORF-Digital

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"HDTV mag sich langfristig als Kundenwunsch herausstellen, derzeit ist es primär ein Hype der Elektroindustrie"

REUTERS/Toshiyuki Aizawa

"Ich bin extrem skeptisch gegenüber Medienunternehmen, die meinen, dass ihr Zukunftsheil davon abhängt, ob sie Zuseher- oder Leserinformationen zum Kern ihres medialen Auftrags machen."

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Der Umstieg von analog auf digital hat für ORF-Seher gerade erst begonnen und von den zahlreichen angekündigten Features ist wenig zu sehen. Daneben stoßen teure DVB-T-Boxen und die einmalige Einrichtungsgebühr bei den Konsumenten auf Unmut. Aber was darf man sich vom ORF-Digital eigentlich erwarten? "Wenn alle Technologiesprünge immer abgewartet worden wären, bis die perfekten und kostengünstigen Geräte vorhanden sind, hätte es bisher keine gegeben", meint Karl Pachner, Leiter der Online Operations & Business Development des ORF, im Interview mit Zsolt Wilhelm.

WebStandard: Wie verläuft der Umstieg von analogem Fernsehen auf DVBT?

Karl Pachner: Der Umstieg vom analogen Fernsehen auf DVB-T läuft nach den bisher vorliegenden Informationen recht erfolgreich. Die Nachfrage nach DVB-T-Boxen scheint auf hohem Niveau zu sein, auch die geförderten MHP-Settopboxen verkaufen sich gut. Allerdings kann ich mit genauen Zahlen nicht dienen, da die Erfassung um mindestens zwei Wochen dem Verkaufsgeschehen hinterher hinkt und erst Anfang 2007 brauchbare Daten vorliegen werden.

WebStandard: Der Konsument.at bemängelt, dass der Umstieg mit geförderten MHP-Settopboxen zwischen 120 und 160 Euro kostet und diese Geräte im Test nur durchschnittlich abschneiden. Besteht hier noch Aufholbedarf? Soll man mit dem Umstieg noch abwarten?

Karl Pachner: Wenn alle Technologiesprünge immer abgewartet worden wären, bis die perfekten und kostengünstigen Geräte vorhanden sind, hätte es bisher keine gegeben. Uns ist klar, dass wir hier Neuland betreten, aber ebenso klar ist, dass die Qualität und Preisbildung von Endgeräten nicht in der Gestaltungsreichweite eines Fernsehsenders liegen. Zudem ist zu bemerken, dass der Zeitplan für die Umstellung von analog auf digital nicht im Ermessen des ORF liegt, sondern per Bescheid von der KommAustria an die ORS festgelegt wurde. Eine gravierende Änderung dieses Zeitplans ist aus Sicht des ORF daher nicht möglich.

WebStandard: Denken Sie, der Verbraucher ist im Vorfeld ausreichend informiert worden?

Karl Pachner: Nach Ansicht des ORF ist das Informationsangebot rund um die Einführung von DVB-T sehr breit und vielfältig angelegt. Wer Information sucht, bekommt sie genau in der gewünschten Breite und Tiefe. Diesbezüglich bin ich sehr zufrieden. Allerdings darf man nicht vergessen, dass sich Konsumenten in einem Prozess des Technologiesprungs wie diesem einer Vielzahl von Quellen für Information ausgesetzt sehen. Neben der offiziellen Informationskampagne wirken hier auch die bei solchen Transformationsbewegungen wichtigen "Peers" im privaten Umfeld hinein, ebenso die Beratung am Point of Sale. Diese Teilprozesse können naturgemäß nicht gesteuert werden, sondern unterliegen einer eigenen Logik. Das Problem dürfte demnach weniger Informationsmangel sein als vielmehr das Zusammenfallen gegenläufiger Informationen. Das ist allerdings das grundlegende Wesen einer pluralistischen Gesellschaft.

WebStandard: Welche Vorteile erfährt der Konsument durch DVBT?

Karl Pachner: Für jene Teile des Fernsehpublikums, die bisher analog-terrestrisch ferngesehen hat, bietet DVB-T tatsächlich einen Qualitätssprung bei Bild und Ton und mit den neuen MHP-Diensten auch eine attraktive multimediale Nutzungserweiterung.

WebStandard: Die MHP-Dienste beschränken sich derzeit auf den Teletext-Nachfolger. Was darf man denn künftig noch erwarten?

Karl Pachner: Mit den derzeitigen MHP-Diensten ist natürlich noch nicht das Ende der Entwicklung erreicht. Der ORF wird sein Angebot in den kommenden Jahren mit steigender Marktbedeutung laufend ausbauen. Aus Wettbewerbsgründen müssen wir uns dazu derzeit aber noch bedeckt halten.

WebStandard: HDTV ist seit der letzten WM in aller Munde, wann wird der ORF hochauflösende Bilder ausstrahlen?

Karl Pachner: HDTV wird auch im ORF Einzug halten. Allerdings ist das ein längerfristiger Prozess, da er mit Umstellungskosten und höheren Kosten der Signalverbreitung verbunden ist und daher nicht übers Knie gebrochen werden kann. Zudem muss bedacht werden, dass HDTV und Standard-TV nur in eine Richtung integriert werden können, nämlich nach oben. Es ist sicher nicht zumutbar, der Mehrzahl der Gebührenzahler eine technische Verschlechterung des Angebots zuzumuten, um einer Avantgarde einen Gefallen zu tun. Die Einführung von HDTV ist insofern nicht mit dem Start von Farbfernsehen zu vergleichen: damals hat das bunte Bild den Schwarzweiß-Sehern ja nicht geschadet. Zudem wird die Vorbereitung der österreichischen TV-Konsumenten auf HDTV quantitativ überschätzt. Den wirklichen technischen Unterschied merkt man erst ab einer hohen Bildschirmdiagonale: unsere Marktdaten deuten allerdings darauf hin, dass der Großteil der bisher verkauften HD-tauglichen Flatscreens darunter liegende Bildschirmdiagonalen aufweisen, bei denen man kaum Unterschiede zum Standard-TV bemerkt. Die Einführung von HDTV ist genau einer jener Punkte, bei denen eine öffentlich-rechtliche Anstalt wie der ORF im Timing ihre Technologieverantwortung gegenüber den Konsumenten wahrnehmen muss und nicht dem Drängen der Endgeräteindustrie nachzugeben hat. Vielmehr sind solche Fragen mit den Investitionszyklen im Publikum abzustimmen. Und TV-Geräte werden alle acht bis zehn Jahre erneuert.

WebStandard: Mit welchen Problemen sieht sich der ORF beim Umstieg konfrontiert?

Karl Pachner: Eines der zentralen Probleme für die Einführung von HDTV (neben der oben angeführten Timing-Frage) ist die Verfügbarkeit von Programmmaterial in geeigneten Formaten. Es scheint ja nicht sonderlich gescheit, 95 Prozent des Programms auf HDTV "hochzurechnen", weil es an originärem Volumen mangelt. Da wird sich auch nichts rasch ändern, wenn man bedenkt, dass selbst große Anstalten wie das ZDF nächstes Jahr gerade mal elf neue Sendungen in diesem Format produzieren wird. Ein gesondertes ORF-Problem besteht zudem darin, dass wir auf Basis des ORF-Gesetzes ja keinen zusätzlichen General Interest-Kanal machen dürfen. Das bedeutet, dass ein allfälliger HD-Kanal programmlich identisch mit ORF1 oder ORF2 sein müsste. Es ist nahe liegend, dass die Programmierung beider Kanäle nicht primär danach vorgenommen werden kann, ob Programmware in HD verfügbar ist.Und wie schon angeführt, eine Totalumstellung eines Kanals auf HDTV ist unter Rücksichtnahme auf die Mehrzahl der Standard-TV-Zuseher nicht zumutbar.

WebStandard: Wie viel kostet der Umstieg auf hochauflösendes Fernsehen?

Karl Pachner: Zu den möglichen Kosten von HDTV für den ORF gibt es derzeit noch keine Angaben.

WebStandard: Ist HDTV ein Hype oder ein Kundenwunsch? Wie sehen Sie die von Herstellern geführte Produktpolitik was HD-Fernseher betrifft – Kauft man heute die Katze im Sack?

Karl Pachner: HDTV mag sich langfristig als Kundenwunsch herausstellen, derzeit ist es primär ein Hype der Elektroindustrie und des Großflächenhandels. Bisher wurden in Österreich vielleicht 400.000 Endgeräte verkauft, aber davon sind erstens nicht alle HD-ready, zweitens sehr viele (vor allem mit hohen Bildschirmdiagonalen) als Displays in Verkaufsräumen und Büros im Einsatz und drittens, wie schon angeführt, dürften die meisten verkauften Bildschirme zu klein sein, um tatsächlich einen Erlebnismehrwert zu bieten. Wenn ich dann auch noch in Rechnung ziehe, dass es in Österreichs Haushalten weit über fünf Millionen TV-Geräte gibt, erkennen wir, dass es sich hier um ein Minderheitenthema handelt. Das wäre solange kein Problem, solange nicht – siehe oben – eine Umstellung zu höherer Auflösung zu einer Verschlechterung bei der Mehrheit führen würde.

WebStandard: Welchen Fernseher würden Sie sich als ORF-Seher heute kaufen?

Karl Pachner: Ich bin persönlich, zeitlich betrachtet, mitten im Anschaffungszyklus, daher steht in den nächsten zwei bis drei Jahren kein Neukauf an.

weiter: Was ist mit User-Generated-Content? Weshalb kostet ORF-Digital etwas und weshalb wird es verschlüsselt?

WebStandard: Digitales Fernsehen bietet neben HD eine Reihe an interaktiven Funktionen – was kann man diesbezüglich vom ORF erwarten? Werden neue Fernsehformate kommen?

Karl Pachner: Interaktivität ist eines der zentralen Themen im Rahmen der TV-Digitalisierung, weil sie durch die neue Technologie erstmals ohne Medienbruch möglich wird. Allerdings stehen wir dabei erst in den Kinderschuhen, und es darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Interaktivität Vorleistungen der Konsumenten erfordert. Da diese Entwicklung erst am Beginn steht, ist es heute noch nicht möglich, über neue Programmformate zu sprechen. Es hat ja auch keinen Sinn, ganze Sendungen auf einen bestimmten Reaktionsweg auszurichten, wenn erst ein paar Tausend Zuseher daran teilnehmen können. ORF-Programme sind immer massenmedial angelegt.

WebStandard: Welche konkreten Dienste wären für den ORF denkbar?

Karl Pachner: Hinsichtlich konkreter interaktiver Dienste, die über Votings etwa für Sendungen wie "Starmania" hinausgehen, wird derzeit intern diskutiert. Ich gehe davon aus, dass darüber im ersten Quartal 2007 weitere Angaben gemacht werden können.

WebStandard: Welche Pläne hat man den Konsumenten mehr ins Programmgeschehen einzubinden? Wird es künftig auch User-generierte Inhalte geben?

Karl Pachner: Zunächst: der ORF hat User-Generated-Content schon zu einer Zeit betrieben, als davon noch kein Hahn gekräht hat. Die 15.000 "Ö3ver", die über die aktuelle Verkehrsentwicklung berichten, sind ein erfolgreiches Beispiel für User Generated Content, ebenso die Plattform "FM4 Soundpark". In beiden Fällen ist der Kundennutzen hoch und ebenso die Programmrelevanz für den ORF. Es zeigt sich an diesen Beispielen aber auch, dass nur eng abgegrenzte Bereiche im ORF für USG geeignet sind. Als öffentlich-rechtliche Anstalt muss der ORF besondere Sorgfaltspflichten gegenüber der Öffentlichkeit erfüllen, und dazu zählt auch die Zuverlässigkeit des Contents. Ich bin extrem skeptisch gegenüber Medienunternehmen, die meinen, dass ihr Zukunftsheil davon abhängt, ob sie Zuseher- oder Leserinformationen zum Kern ihres medialen Auftrags machen. Professionelle Medienunternehmen werden von der Öffentlichkeit unter anderem deswegen gebraucht, weil sie nach professionellen Kriterien die Auswahl und Aufbereitung von Information und Unterhaltung übernehmen. Es wäre ein Armutszeugnis und eine Art Offenbarungseid, wenn man diese Verantwortung und Aufgabe jetzt an das Publikum delegieren würde, das ja selbst inmitten einer nie dagewesenen Informationsflut steht und im Grunde genau die Selektionsleistung der Medien braucht. Wir sind dazu da, Relevanz und Zuverlässigkeit anzubieten, das ist unser Job. Insofern kann USG immer nur ein limitiertes Randphänomen sein.

WebStandard: Welche Konsequenzen hat die Neubesetzung des ORF für die technische Weiterentwicklung? Die letzte Führung hielt sich da doch recht konservativ.

Karl Pachner: Die Neubesetzung der ORF-Spitze will ich nicht kommentieren, das steht mir nicht zu. Allerdings sind technische Weiterentwicklungen stets langwierige Prozesse. Wenn wir im Herbst 2006 mit DVB-T gestartet haben, dann gingen dem Vorbereitungen seit dem Jahr 2001 voraus. Insofern gab und gibt es nie Stillstand, nur einfach unterschiedliche Phasen der öffentlichen Wahrnehmung.

WebStandard: ORF-Digital ist über Satellit zu empfangen – weshalb muss man hier als Konsument eine Einrichtungsgebühr verrichten und weshalb ist das Programm verschlüsselt?

Karl Pachner: Die Einrichtungsgebühr für ORF Digital ist damit begründet, dass dahinter ein umfangreicher Prozess steht, den der TV-Konsument natürlich nicht sehen kann. Wir müssen, um unsere lizenzrechtlichen Verpflichtungen einzuhalten, sicher stellen, dass die ORF Digital-Smart Cards nur in Österreich genutzt werden können. Das setzt eine sehr aufwändige Erfassung der Kundendaten, den Abgleich der Daten mit jenen der GIS und eine kostspielige Logistik für die Auslieferung unserer Smart Cards an die Importeure und Großhändler voraus. Zudem betreiben wir kostenintensive Hotlines und müssen auch den Austausch defekter Karten gewährleisten. Das alles kostet Geld, und dieses Geld refinanzieren wir mit der Einmalzahlung bei der Anmeldung. Es war eine Grundbedingung bei der Einführung von ORF Digital im Jahr 2000, diese Kosten nicht aus dem Programmentgelt zu bedecken, sondern dass sich das System selbst trägt.

WebStandard: Was sagen sie dazu, dass deutsche öffentliche und private Sender hierzulande unverschlüsselt und ohne Gebühr per Satellit empfangen werden können und ORF und ATV nicht?

Karl Pachner: Warum die österreichischen TV-Anstalten ihre Satellitenverbreitung verschlüsselt haben, die deutschen jedoch nicht, ist im Wesentlichen aus der unterschiedlichen Größe der Heimatmärkte und der daraus abgeleiteten Refinanzierungskraft erklärbar. Der deutsche TV-Bruttowerbemarkt ist etwa 13x größer als der österreichische (bei einem Bevölkerungsverhältnis von ca. 1:10), und für deutsche Sender ist Österreich ein Randbereich, während es in die andere Richtung ein zehnmal größerer "Randbereich" wäre, also die Verhältnisse komplett umkehren würde. Vollwertiges Fernsehen für den gesamten Sprachraum ist von Wien aus nicht leistbar, deswegen muss der ORF sicherstellen, dass die Nutzbarkeit entlang territorialer Gegebenheiten gewährleistet werden kann. Ich weise aber darauf hin, dass ORF Digital keine laufenden Programmkosten verursacht, also mit Pay-TV oder den zuletzt diskutierten Verschlüsselungs-Szenarien deutscher Privater nicht vergleichbar ist. Auch wenn wir verschlüsseln, ist für alle österreichischen Gebührenzahler ein von laufenden Kosten freier Zugang möglich. Das ist das Grundprinzip des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, dazu stehen wir auch. Die deutschen Verschlüsselungspläne dürften sich meiner Einschätzung nach bis auf weiteres erledigt haben, denn es ist nicht davon auszugehen, dass eine kommerzielle Sendergruppe allein diesen Schritt wagt und Reichweiteneinbußen riskiert, während die andere darauf verzichtet und mit vollen Reichweiten die möglichen Werberückgänge der einen Gruppe aufsaugt. Soviel Selbstlosigkeit halte ich für unwahrscheinlich.

WebStandard: Diverse private deutsche Fernsehanstalten überlegen zurzeit ihre Kanäle künftig verschlüsselt über Satellit und Kabel auszustrahlen. ZDF und ARD haben sich bereits gegen diese Maßnahme ausgesprochen. Wie sehen Sie das?

Karl Pachner: Die ganze Debatte wurde eigentlich ohne Not losgetreten, denn während Reichweiteneinbußen durch Verschlüsselung bisher frei empfangbarer Programme ziemliche Gewißheit hätten, sind die möglichen Mehreinnahmen aus einem neuen Modell doch zunächst einmal hypothetisch, weil vorab niemand sagen kann, wie viele Zuseher wirklich mitzuziehen bereit sind. Im deutschen Sprachraum ist die laufende Bezahlung für Programm bei gleichzeitigem Ausschluss der Nichtzahler kein sonderlicher Erfolg, sonst stünde Premiere ähnlich gut da wie BSkyB. Manche in einzelnen Ländern erfolgreiche Modelle sind aber nicht auf andere Sprachräume beliebig übertragbar. Wenn schon Premiere mit seinem sehr attraktiven Angeboten und einer erfahrenen Vermarktungsmaschine nicht über zehn Prozent Anteil am deutschsprachigen TV-Markt herankommt, wieso sollte das dann RTL und Pro7Sat1 gelingen? Das erscheint mir denn doch etwas zu optimstisch angenommen. Zudem darf man nicht vergessen, dass derjenige, der von Gratis auf Bezahlen umstellt, beim Publikum nicht unbedingt Sympathiepreise gewinnt, und das bei einem Geschäftsmodell, das davon lebt, dass die Zuseher dem Sender ihre private Zeit zur Verfügung stellen, damit diese für Werbeeinschaltungen vermarktet werden kann. Man sieht ja im Internet, wie gut sich Bezahldienste in einem solchen Umfeld bewähren – nur in engen Nischen.

WebStandard: Wenn Sie sich die Marktentwicklung ansehen, was sagen Ihnen die Zahlen?

Karl Pachner: Die Marktentwicklung für ORF Digital ist eine auch im europäischen Maßstab einzigartige Erfolgsgeschichte, weil das digitale Satellitenfernsehen fast überall ein Thema von Pay-TV war. Österreich ist so eine Art Gallisches Dorf bei der Digitalisierung. Nirgendwo sonst in Europa hat eine digitale Free-TV-Plattform in so kurzer Zeit eine so starke Marktpenetration erreicht wie ORF Digital – und das alles ohne aufdringliche Werbung, heftige Gewinnspiele oder eine Quersubvention der Endgeräte. Die Wahrheit ist, dass das Produktangebot einfach überzeugend ist, auch, weil sie wettbewerbsneutral allen interessierten TV-Anbietern offen steht. Die Wachstumsraten haben zuletzt wieder deutlich beschleunigt, wir gehen dieser Tage auf die ein millionste Smart Card zu. Ich sehe derzeit die Obergrenze bei zwei Millionen Smart Cards in dann 1,5 Millionen ORF Digital-Haushalten, eine Zahl, die für Ende 2009 sehr realistisch ist.

WebStandard: Aus welcher Richtung kommt die größte Konkurrenz in Sachen HDTV und Digital-TV?

Karl Pachner: Der ORF kann sich seine Konkurrenz nicht aussuchen, sich ihr aber stellen. Es gibt auch keinen Grund zur Annahme, dass der ORF sich in Zukunft nicht behaupten würde. Die Frage, aus welcher Ecke der stärkste Wettbewerb heraus kommt, ist demgegenüber zweitrangig. Tatsächlich könnte eine neue Herausforderung in den kommenden fünf Jahren dadurch entstehen, dass TV-Nutzung in kleinen Schritten, aber allmählich, vom linearen Programmangebot abgekoppelt wird. Das wird zu neuen Konkurrenzszenarien führen. Gehen Sie aber davon aus, dass wir uns damit schon intensiv befassen.

(Interview: Zsolt Wilhelm)