SP-Finanzsprecher Christoph Matznetter, der eine Parteienfinanzierung aus Bawag- und Flöttl-Geldern für die SPÖ ausschließt, hat seine eigene Theorie zu den Geldflüssen aus den USA entwickelt. Er versucht eine Erklärung dafür zu liefern, warum Flöttl-Zahlungen im März 2005 auf ein Bawag-Konto an Galonia Eta-blissement in Liechtenstein gingen. Galonia soll im Einflussbereich von Bawag und dem Wiener Unternehmer Martin Schlaff stehen oder gestanden sein. Schlaff stand in vielfältiger Geschäftsverbingung zur Bawag. Bei diversen Deals trat er gemeinsam mit Ex-VP-Obmann Josef Taus und Ex-Länderbank-Vorstand Herbert Cordt auf.

Ende März / Anfang April 2005 sei laut Matznetter auch der endgültige Beschluss im Aufsichtsrat der Telekom Austria erfolgt, für stolze 1,6 Milliarden Euro den bulgarischen Handynetzbetreiber Mobiltel zu kaufen, der bis zu diesem Zeitpunkt im Eigentum der Investorengruppe Schlaff, Taus, Cordt stand. Matznetter sagte zum Standard: „Vielleicht gibt es ja tatsächlich einen politischen Hintergrund dieser Zahlungen, aber eben einen ganz anderen als den öffentlich konstruierten. Wir waren zu diesem Zeitpunkt nicht an den Schalthebeln der Macht. Ich würde dorthin schauen, wo die Entscheidungen rund um die bulgarische Mobiltel gefallen sind.“ Und Matznetter fragt vorsichtig: „Welche politischen Nützlichkeiten galt es da zu bedienen?

Sprecher: Zwischen Pradler Ritterspielen und Tschauner Stegreifbühne

Angesprochen auf Sinn und Zweck der Galonia-Stiftung in Liechtenstein sagte der Sprecher der Unternehmensgruppe von Martin Schlaff, Michael Fink, zum Standard: „Die Diskussion hat ein Niveau erreicht, das zwischen den Pradler Ritterspielen und der Stegreifbühne Tschauner angesiedelt ist. Es gebietet die menschliche Intelligenz, sich nicht daran zu beteiligen.“ Dem Vernehmen nach zeigt die Staatsanwaltschaft aber Interesse für näher Details der Mobiltel-Übernahme.

Zeit genug für Erhebungen sollte sein, spätestens wenn sich die Wahlkampf-Hektik gelegt haben wird. Eine Sprecherin der Oberstaatsanwaltschaft sagte zum Bawag-Verfahren: „Selbst ohne Einspruch der Beschuldigten ist ein Prozessbeginn noch heuer eher unwahrscheinlich.“ Der Akt umfasse mittlerweile 15.000 bis 20.000 Seiten. (DER STANDARD, Printausgabe 22. 9. 2006)