Wollzeile 20-22: Günstig wohnen in bester Innenstadtlage ist mit einem Naheverhältnis zur Bawag bzw. zu deren Ex-Chef Helmut Elsner offenbar kein Problem.

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Wien – Die Bawag versilbert ihre Immobilien. Neben Wohnungen über der Bankzentrale in der Wiener Seitzergasse – wo sich das berühmte 325-m²- Penthouse von Ex-Bawag- Chef Helmut Elsner befindet – sind das zwei benachbarte Häuser in der Wollzeile, Hausnummer 20 und 22, ebenfalls in bester Innenstadtlage.

Bemerkenswert an den insgesamt 3000-Quadratmetern Wohnfläche ist laut Insidern zweierlei: Gekauft wurden die Objekte jüngst von Immobiliengroßinvestor und Billa- Gründer Karl Wlaschek – zum Preis von rund 8,2 Mio. Euro. Bei einer öffentlichen Ausschreibung, versichert ein Immobilienexperte, wären "bestimmt neun bis zehn Millionen Euro zu holen" gewesen.

Lesenswert ist auch die Mieterliste, die dem STANDARD vorliegt: Zu teils überaus günstigen Konditionen wohnen in der Wollzeile 22 ein früherer Bawag-Vorstand, Elsners Ex- Frau Ilse oder seine Tochter und Golferin Marie-Therese Kinsky. Bei zwei Wohnungen taucht als Mieter das mittlerweile insolvente US-Brokerhaus Refco auf – hauptverantwortlich für die jüngsten Turbulenzen der Bawag.

Am weitaus günstigsten eingemietet hat sich in dem besagten Haus Gerhard Partik (Jahrgang 1934), der bis 1995 im Vorstand der Bawag saß. Als 1995 der frühere Bawag- Chef Walter Flöttl ausschied, und Helmut Elsner neuer Vorstandschef wurde, ging auch Bawag-Veteran Partik in Pension. Er zahlt laut Zinsliste exakt 69 Cent pro Quadratmeter, was in Summe leistbare 226 Euro für die 329,28 Quadratmeterwohnung im Monat ausmacht.

Am anderen Ende der Miet- Bandbreite – bzw. am realistischeren Ende – angesiedelt, ist die Wohnung von Elsners- Tochter Kinsky. Sie zahlt für eine 270 Quadratmeterwohnung immerhin 1286,24 Euro im Monat. Nur ungefähr den halben Quadratmeterpreis muss hingegen Elsners Ex- Frau Ilse berappen. 2,51 Euro pro m² sind es in ihrem Fall, oder rund 378 Euro für die 150 m² große Wohnung. Zusammenhängen dürften die Preisunterschiede auch mit dem Datum der Vermietung. Die Kinsky-Wohnung wurde 2003 vermietet, Ilse Elsners Wohnung aber schon 2000, also zu einem Zeitpunkt, wo Helmut Elsner Chef der Bawag war.

Ob Top 12 und Top 12a., seit dem Jahr 1999 an Refco vermietet, als Wohnungen oder Büros genutzt werden oder wurden, ist nicht bekannt. 1999 war das Jahr, in dem die Bawag zehn Prozent an Refco erworben hat, 2004 wurden die Anteile verkauft. Übrigens: Auch Bawag-Vorstand Herbert Legradi wohnt in einem Haus aus dem Reich der Gewerkschaftsbank. Adresse: Favoritenstraße 98. (Michael Bachner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.5.2006)