Günter Rochelt

Foto: Rochelt

Karl Holzapfel

Foto: Holzapfel

Der Top-Mann in diesen Bereichen kommt aus Fritzens in Tirol und heißt – erraten – Günter Rochelt. Bei Rochelt-Schnäpsen ist eines wichtig: Mann/Frau darf keine Angst vor starken Sachen haben. Oder, anders gesagt, man nehme die Brände aus der Edeldestillerie in homöopathischen Dosen! Weil ein Tropfen auf der Zunge schon genügt, um die volle Kraft zu spüren und das ganze (tolle) Aroma aufgehen zu lassen. Das heißt soviel wie: Man verdünne die Rochelt-Schnäpse mit Speichel statt mit Wasser. Aber von einer frischen Trüffel braucht es auch nicht zehn Gramm, um zu schmecken, was da drin steckt.

Schnaps im Sternenhimmel

Vier Schnäpse mit fünf Sternen (Himbeere, Ribisel, Vogelbeere und Orange) wirkt schon fast übertrieben, dazu auch noch den Besten bei den Holunderbränden – was für eine Serie! Aber was’ wiegt, das hat’s. Rochelt ist ja auch kein jugendlicher Gipfelstürmer mehr, aber die Erfahrung wiegt auch in den Bergen oft mehr als die reine Kraft. Keiner arbeitet so exakt und keiner schaut noch mehr auf die Qualität der Früchte als eben Rochelt. Die Vogelbeeren für seinen Schnaps werden im hohen Norden Europas, in Finnland, geerntet, die Himbeeren natürlich händisch gepflückt, die Ribisel gerebelt und kühl vergoren und die Orangen in einem Top-Brand mazeriert und dann doppelt gebrannt. Viel Arbeit, viel Engagement und dazu eben die Erfahrung – das macht in Summe den Meister. Wir gratulieren.

Brillanz und Finesse bei Holzapfels

Einer, der Rochelt zumindest bei einer Sorte das Wasser reichen kann, ist Karl Holzapfel vom Prandtauerhof in Joching. Dessen Ribisel aus dem Brennjahr 2001 topt in Punkto Brillanz und Finesse noch des Tirolers Johannisbeere und geht mit 19,5 Punkten (ex equo mit Rochelts Vogelbeere 1999) als Sieger aus einer langen Verkostreihe hervor. Holzapfel ist ja hauptsächlich Winzer, und als Schnapsbrenner zwar außerordentlich talentiert, aber seine Palette beschränkt sich halt auf nur fünf oder sechs Sorten. Die Holzapfel allerdings perfekt im Griff hat.

Auch nicht unerwähnt soll hier der Umstand bleiben, dass Holzapfels Frau Barbara auch noch ein ausgezeichnetes Restaurant betreibt und man dort dort im Prandtauerhof nicht nur ausgezeichnet sitzen und essen kann, sondern sich auch noch ein Platz für ein blitzeschönes Verkost- und Verkaufsstüberl gefunden hat. Wer’s nicht kennt, sollte sich dieses kulinarische Kleinod dringend einmal anschauen (aber erst wieder im Frühling, weil im Winter macht die Wachau bekanntlich Pause).

Glänzende Vorstellungen

Auf folgende Produzenten soll hier auch noch aufmerksam gemacht werden: Auf die Destillerie Schosser, die auch im Bereich Beeren mit ihrem fruchtfülligen und druckvollen Brombeerbrand (wie auch mit der Ribisel) ein Spitzenprodukt vorzuweisen hat; auf die Brennerei Wurm & Wurm aus St. Florian, die nebst einem Top-Brand aus dersselben Sorte noch eine ganze Reihe weiterer hervorragender Brände (Kirsche, Ribisel, Quitte) anbietet; und auf die deutsche Brennerei Ziegler, deren Brände in den vergangenen Jahren essentiell an Klarheit und Finesse gewonnen haben und die mit den Bränden aus Schwarzen Johannisbeeren und aus Vogelbeeren richtiggehend glänzen konnten.

Last an least: Sollten Sie gerade einen selbst gefischten und dann schön gebeizten Lachs im Kühlschrank haben oder eine dieser hervorragend gemachten Lachseiten vom Bachmann, besorgen Sie sich bitte auch den „Bramburus“-Schnaps aus dem Hause Pfau. Jedes Produkt ist für sich schon wunderbar, beides zusammen ein tolles Geschmackserlebnis. In diesem Sinne: Prosit Neujahr!