Bild: Fink's
Bild: Trausners Genusswerkstatt
Was sonst noch in der Vogelbeere steckt, soll auch nicht ohne Erwähnung bleiben. Immerhin werden den wilden Beeren zahlreiche gesundheitfördernde Wirkungen zugeschrieben, die meisten davon sind auch wissenschaftlich belegt. So ist den Pharmazeuten schon lange bekannt, dass sie Vitamin C, Sorbin- und Apfelsäure aus den Beeren gewinnen können. Eingedicktes Beerenmus wurde bei Verdauungsbeschwerden und als harntreibendes Mittel verwendet. Heilwirkung wurde auch bei Hämorrhoiden erzielt. Früchtemus wurde regelmäßig bei Appetitlosigkeit verabreicht. Dabei war das Ziel, den Magen zur verstärkten Magensaftsekretion anzuregen; weshalb häufig über den Tag verteilt die "bittere Medizin", also Beerenmus, teelöffelweise eingenommen werden musste. Der Presssaft der Beeren, frisch, eingedickt und gesüßt, gilt als blutreinigend. Seine zugleich harntreibende Wirkung lindert die Beschwerden bei Rheuma und Gicht.

Produkte aus Vogelbeeren in Form von Mus, Marmelade, Sirup und Gelee kommen in Zeiten der feinen Alimentari auch wieder verstärkt zu Ehren. Den meisten Rezepten liegen Versuche zugrunde, die aus der Not geboren wurden, Krisenzeiten, wie Ernteausfall oder Krieg führten in abgelegenen Gebirgsgegenden häufig zur Rückbesinnung auf Großmutters Kochbuch. Die Rezepte der Großväter waren dann oft anderer Natur. Sie reichten vom schlichten „Angsetzten“ über den doppelt Gebrannten, den Kräuterlikör bis zum Vogelbeerwein: In vielen Landschaften noch heute mit Geduld hergestellt und als Besonderheit angeboten.

Die säuerlichen Früchte des Vogelbeerbaumes haben einen herben, bitteren Nachgeschmack. Dem lässt sich abhelfen, entweder durch Ernten nach dem ersten Frost, sofern es die Vögel dazu kommen lassen, oder durch Entbittern im kochenden Wasser. Sie enthalten Vitamine, Carotin und einen hohen Zuckeranteil, organische Säuren, Gerbstoffe und Sorbit. Chemisch behandelt entsteht daraus Sorbinsäure, ein bekanntes Konservierungsmittel.

  • Vogelbeeren „in starkem Sirup“
    Fink’s Echte Delikatessen, Riegersburg

    Sirup stimmt zwar auch, aber eher würde man Likör zu dem Safterl sagen, in dem die reifen, knackig-weichen und so schön orangen Beeren liegen, dass die zuletzt etwas in Mitleidenschaft gezogene Farbe ihre optische Würde wiederfindet. Schmecken tun sie wie kleine, herbe Äpfelchen, Zucker, Wasser und (Vogelbeer)Schnaps balancieren sehr schön die hantige Note aus, die eine richtige Vogelbeere nun mal auszeichnet. Passt sicher und wunderbar zu einer Speise, wie sie Hans Peter Fink, der mit seiner Frau Bettina für die Finksche Gourmadisen-Produktion verantwortlich zeichnet, im Sacher kocht: Hirschkalbsrücken mit Vogelbeeren und Maronibirnen!

  • Vogelbeer Konfitüre extra/2005
    Trausners Genuss Werkstatt, Mauterndorf

    Passt gut zum Ganslbraten, sagt der Marmeladier persönlich. Ein Tipp, dem man viel abgewinnen kann. Herbstlich und fein bitter schmeckt, was Walter Trausner da eingekocht hat. Die fruchtig-musige Konsistenz und der dezenter Einsatz von (Bio, versteht sich) Zucker, dazu etwas Apfelsaft und leicht exotische Gewürze ergeben eine gut abgestimmte, säuerlich-fruchtige Zutat, die zum Gansl echt ganz herrlich passt.

  • Vogelbeeren - Kompott
    Delikatessen-Manufaktur Triebaumer, Rust

    Kernige, bissfeste Früchte, reif und trocken, ohne jeden Anflug von dieser herb-ungemütlichen Säure, die frische Vogelbeeren quasi ungenießbar machen. Eingelegt in Zucker und Wasser mit einer sanft rauchigen Note nach Pulverdampf ergibt sich im Glas eine schön balancierte herb-bitter-süße Komposition.

  • Vogelbeeren - Fruchtaufstrich
    Delikatessen-Manufaktur Triebaumer, Rust

    Gleiche Zutaten, andere Konsistenz: Der Fruchtaufstrich ist sehr cremig und mit einer frischen säuerlichen Komponente, gut auf Butterbrot oder einen Allerseelen-Striezel. (vm)