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Wie es wäre, auf das Mobiltelefon zu verzichten:

nie mehr im Urlaub unruhig werden, sobald das Handy einmal 24 Stunden lang ausgeschaltet ist. Nie mehr hektisch einhändig in der Tasche wühlen, wenn das Handy läutet und man mit der anderen Hand das Fahrrad lenkt. Nie mehr die Abhängigkeit vom Ladekabel verfluchen, weil das Handy das Abschicken der wichtigsten SMS der Welt verpatzt.

Foto: APA/EPA/PA/Chris Young

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Ganz zu schweigen

von nervigen Klingeltönen und unnötigen "Ich bin gleich da"-Telefonaten. Es muss wohl so sein mit den technologischen Errungenschaften, die noch nicht einmal ein Jahrzehnt existieren: Kaum etwas enerviert, füllt die Feuilletonseiten und spaltet Jung und Alt so sehr wie das Mobiltelefon mit seinen Begleiterscheinungen. Verzichten will dennoch niemand mehr.

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Es mag daran liegen,

dass sich die gesellschaftlichen Moden im Handy widerspiegeln: Alle Welt fotografiert nur noch digital? Klar, dass auch ein Mobiltelefon eine Digitalkamera besitzt. Alle Welt hört Musik mit dem iPod? Klar, dass auch ins Handy ein MP3-Player integriert wird. Für 2006 hat die Branche das Thema "Videokamera" auf dem Zettel. Und in einigen Jahren, prophezeite man kürzlich auf einem Zukunftskongress im deutschen Halle, werde man mit dem mobilen Telefon auf zentrale Server zugreifen und sich tausende Musiksongs herunterladen können.

Foto: Sony Ericsson

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Das Handy, ein Alleskönner

Die Frage, ob man all diese Funktionen in einem kaum zigarettenschachtelgroßen Gerät wirklich braucht, stellt sich dabei gar nicht: Tragfähige Technologien setzen sich nun einmal durch, ob der Einzelne es will oder nicht. Und wer hat schon danach gefragt, wer mit "Digicams" knipsen will? 2004 aber gingen in Deutschland allein sieben Millionen digitale Fotoapparate über den Ladentisch (1999 waren es 300.000) und stehen analoge Fotofirmen wie Leica und Agfa vor dem Aus.

Foto: Martin Gerten dpa/lnw

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Es gibt noch mehr Einsatzgebiete

für den Allrounder Handy. Der US-amerikanische Mobiltelefonhersteller Motorola etwa zeigte soeben auf seiner Design-Roadshow durch Europa, wo es hingeht. Eins ist klar für Ignacio Germade, Designchef für Europa: "Du und dein Handy, ihr seid gute Freunde. Du zeigst dich gerne mit ihm, genauso wie mit deinem Lieblings-T-Shirt." Das war die Message zum Dauerbegleiter Handy, dem unverzichtbaren Accessoire.

Foto: APA/EPA/HOW HWEE YOUNG

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Allerdings kein herkömmliches,

mit dem man sich schmückt wie mit einem Ring oder einem Gürtel. Vielmehr verwendet man ein Handy als Modezusatz, weil es technisches Zubehör bietet, das man zwar auch nicht brauchen würde, aber - es ist ja Mode - auch nicht mehr darauf verzichten mag. Auf diese gesellschaftlichen Zwänge schlussfolgerte Motorola jedenfalls dies: "Ein schickes Design allein reicht nicht aus", sagt Germade, "die Balance zwischen minimalistischem Design und technischer Funktionalität muss stimmen."

Foto: APA/AP/Andy Wong

Will heißen:

Der Markt bestimmt die Richtung. Denn wenn im Großteil aller Handys eine Digitalkamera integriert ist, haben alle Mobiltelefone eine Digitalkamera, selbst jene im untersten Preissegment, die Prepaid-Handys. Und wodurch sonst unterscheiden sich die Geräte vor allem, wenn nicht durch ihr Design? Motorola jedoch wehrt sich gegen die Reduzierung auf die Designschiene und weist darauf hin, technologisch immer weit vorn gewesen zu sein: In den frühen Siebzigern war man Pionier bei Mobiltelefonen, man entwickelte das erste Klapphandy, und auch der erste UMTS-PDA stammte aus dem Hause Motorola.

Foto: Motorola

Jetzt setzen die Amerikaner

viel daran, den Dauerbegleiter Handy in die nächsten Schichten des Alltags eindringen zu lassen, etwa beim Skifahren: Gemeinsam mit der Firma Burton entwickelt man Skijacken, in die Bluetooth-Handys integriert werden. Im Ärmel der Corpus, in der Kapuze Lautsprecher und Kopfhörer - so lassen sich auch beim Wedeln Geschäfte machen oder schnelle Grüße an Stubenhocker loswerden.

Foto: Motorola

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Nur SMS tippen dürfte schwierig werden,

solange die Spracherkennungssoftware noch nicht zufrieden stellend arbeitet. Doch Skijacken sind nicht das einzige Zubehör, auf das Motorola in Zukunft setzt. Weitere Kooperationen gibt es mit dem Vespa-Helmhersteller Momo. Auch hier hofft man darauf, Menschen bei noch mehr Gelegenheiten als bislang zum Quatschen per Handy (und Bluetooth) zu bringen. Gemeinsam mit Apple arbeitet man an der Integration der Musiksoftware iTunes in Mobiltelefone, um sich einen Anteil auf dem boomenden Markt der MP3-Player zu sichern.

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch

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Die völlige Durchdringung

des Alltags mit dem Handy geht schrittweise voran. Aber in gar nicht mehr so weiter Ferne werden uns Navigationssysteme im Alleskönner Handy satellitengestützt durch die Straßen lotsen. "Alles verschmilzt, der Fernseher mit der Stereoanlage, mit dem Computer. Das Handy bleibt davon nicht ausgenommen", sagt Germade.

Foto: dpa/Boris Roessler

Dadurch werden die Firmen versuchen,

die Nutzerfreundlichkeit der Technologien zu erhöhen, denn noch ist es vergleichsweise aufwändig, mit dem Handy geschossene Fotos auf den PC zu übertragen. Solange Bluetooth noch nicht weit verbreitet ist, muss der gewöhnliche (Motorola-)Handynutzer dafür erst eine Software auf den Rechner spielen, bevor er per Datenkabel die Fotos vom Handy auf den Rechner bringt. Und noch hat übrigens auch Designchef Ignacio Bernade beides: ein Handy mit MP3-Player und einen iPod.(Mareike Müller/DER STANDARD, RONDO)

Foto: Sony Ericsson