Tirol: Eine Gourmetwanderung zur Erlanger Hütte im Ötztal
Vom Hotelchefkoch zum Hüttenwirt: Auf der Erlanger Hütte findet man frische hausgemachte Speisen statt Dosenfutter
Bericht
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Uwe Grinzinger
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Ein Landschaftsmotiv wie geschaffen für Tourismus-Websites: Sagenhaft blau liegt der Wettersee in seiner Steinschüssel, umrahmt von wilden Felsbergen. Nahe seinem Ufer, auf einem echten Logenplatz, thront die Erlanger Hütte in 2.541 Metern Seehöhe, hoch über dem Tiroler Ötztal. Der solide Steinbau des Deutschen Alpenvereins ist eine Schutzhütte klassischer Prägung. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1931 hat sie als Zufluchtstort nichts an Bedeutung eingebüßt. Die Wege zu ihr sind lang: aus allen Richtungen satte vier bis fünf Stunden, sofern man die Zustiege nicht per Wandertaxi oder Seilbahn entschärft. Von der Hütte aus lassen sich raue, aber gletscherfreie Gipfel angehen, Beinahe-Dreitausender (Wildgrat, 2.971 Meter) als auch echte (Fundusfeiler, 3.079 Meter).
Drinnen in der Küche klappern Christian Rimml und seine Frau Anita mit den Kochtöpfen. Bis 2008 war Christian Chefkoch in Viersternehotels. Dann wagte er den Sprung in ein völlig anderes Dasein: Er wurde Hüttenwirt auf der Erlanger Hütte.
Berufung gefunden
Stressig kann's auch dort zugehen: 16-Stunden-Arbeitstage sind die Regel – den ganzen Sommer, ohne Ruhetag. Weil Christian nicht nur aufkocht, sondern auch Zimmermann, Elektriker und Kläranlagenwärter ist. Manchmal auch Improvisationskünstler oder Gesprächstherapeut für die Gäste. Wer ihn beobachtet, hat dennoch den Eindruck: Hier hat jemand seine Berufung gefunden. Auch im Hochgebirge, weitab von Supermärkten, setzt Christian Rimml seine kulinarische Philosophie um: frische, hausgemachte Speisen statt Dosenfutter. Zutaten aus regionaler Landwirtschaft statt Importprodukte mit verheerender CO2-Bilanz. Das schmeckt man: Sein Steinbockragout oder die Lammhaxen genießen unter Alpingourmets einen legendären Ruf – auch ohne offizielles Gastro-Sterne-Rating.
Wobei: Genau genommen verfügt Christians Unterkunft nicht nur über ein paar Sterne, sondern gleich über tausende. Zumindest wenn er am Ende eines Hüttenwirtstages noch nach draußen geht und den Kopf zum Nachthimmel hebt. (Uwe Grinzinger, 13.8.2020)
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