Österreich liegt beim Ausbau von Glasfaserleitungen bis hinein in Häuser und Wohnungen unter Europas Schlusslichtern.

Foto: imago / Christian Ohde

Die Corona-Pandemie hat uns deutlich gemacht, wie wichtig eine gute Internetanbindung mittlerweile geworden ist. Das Netz dient längst nicht nur als Quell von Informationen und Unterhaltung, sondern auch als essenzielle Grundlage der modernen Arbeitswelt. Dass die "soziale und wirtschaftliche Teilhabe" ohne einen halbwegs flotten Anschluss erschwert ist, hat auch die deutsche Bundesregierung festgestellt und wird ein Recht auf Breitbandinternet gesetzlich verankern. Es soll helfen, dunkle Flecken auf der Telekomlandkarte zu erschließen. Ein Beispiel, dem auch Österreich folgen sollte.

Die Versorgungslage hat sich hierzulande in den letzten Jahren zwar gebessert, so wirklich zukunftsreif erscheint sie jedoch nicht. Während das 4G-Netz zunehmend an seine Grenzen gerät und Kunden über massive Differenzen zwischen den beworbenen "Bis zu"-Bandbreiten und dem tatsächlich erreichbaren Datendurchsatz klagen, liegen in der Erde vielerorts immer noch dünnadrige Kupferleitungen von anno dazumal. Oft ist hier – wenn überhaupt – bei wenigen Megabit pro Sekunde Schluss, womit selbst das Streamen von Filmen zum Geduldsspiel wird. Das trifft nicht nur Bewohner entlegener Landgemeinden. Auch in städtischen Randlagen, in denen die Infrastruktur seit Jahrzehnten nicht erneuert wurde, sieht es oft trüb aus. Beim Ausbau von Glasfaserleitungen bis hinein in Häuser und Wohnungen liegt Österreich unter Europas Schlusslichtern, obwohl von verschiedenen Regierungskoalitionen seit Jahren Breitbandoffensiven angekündigt werden. Fördergelder landeten stattdessen in der weiteren Ausschlachtung des Kupfers, dessen Ära sich flott dem Ende zuneigt.

Dem deutschen Beispiel folgend sollte es künftig eine regelmäßige Evaluierung geben, wie viel Bandbreite jedem Haushalt zur Verfügung stehen muss, um besagte "Teilhabe" zu gewährleisten. Und zwar "mindestens" und nicht "bis zu". Ebenso ist die Verpflichtung zum Ausbau in unterversorgten Regionen nebst Kompensation aus einem von den Netzanbietern mitfinanzierten Topf ein überlegenswertes Konzept, das man sich abschauen könnte.

Zuletzt sollte man auch nicht sämtliche Karten auf den "Wunderwuzzi" 5G setzen. Die neue Mobilfunktechnologie wird ohne Zweifel die Situation verbessern. Langfristig hohe und stabile Bandbreiten bieten allerdings nur Glasfaseranbindungen. Zeit für Türkis-Grün, die Initiative zu ergreifen und den Ausbau mit Nachdruck voranzutreiben. (Georg Pichler, 14.6.2020)