Der Brenner gerät wieder in die Schlagzeilen.

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Wien – Inklusive der am Montag vom Innenministerium veröffentlichten vorläufigen Juni-Daten summiert sich die Zahl der Asylanträge in Österreich im ersten Halbjahr 2017 auf 12.490. Gegenüber den 25.668 Anträgen im ersten Halbjahr 2016 entspricht das einem Rückgang um 51,3 Prozent.

Im Juni stellten 1.970 Personen einen Asylantrag, die am häufigsten vertretenen Herkunftsnationen waren Syrien (623) und Afghanistan (298).

Auch über das gesamte erste Halbjahr hinweg bildeten Antragsteller aus Syrien (4.080) und Afghanistan (1.971) die größte Gruppe. Dahinter folgten Nigeria (790), die Russische Föderation (702) und der Irak (644). 60 Prozent der Antragsteller zwischen Jänner und Juni waren Männer, 40 Prozent Frauen. 926 Anträge stammten von unbegleiteten Minderjährigen, im Vergleichszeitraum des Vorjahrs waren es noch 2.800.

Bis 30. Juni wurden in diesem Jahr unabhängig vom Asylantragsdatum 11.220 Personen zum Verfahren zugelassen (die 2015 festgelegte Obergrenze sieht für das ganze Jahr 2017 maximal 35.000 Verfahren vor). Laut Innenministerium handelt es sich dabei in 2.459 Fällen um Verfahren, in denen der Antrag bereits 2016 erfolgte. Anträge von Syrern wurden heuer bisher zu 91 Prozent rechtskräftig positiv beschieden, jene von Afghanen zu 38 Prozent und jene von Nigerianern zu einem Prozent.

Steigende Ankunftszahlen in Italien

Zuletzt rückten die Asylzahlen wieder stärker in den Fokus, weil verschiedene Politiker Maßnahmen gegen die möglicherweise steigende Zahl an Grenzübertritten aus Italien forderten. Ehe Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) seinen Parteikollegen zurückrief, hatte Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil Anfang Juli die Entsendung von Bundesheerkräften und Radpanzern an die österreichisch-italienische Grenze am Brenner aufgeworfen, um "eindeutige Signale nach Italien und Brüssel zu senden".

Auch Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP) forderten in den vergangenen Tagen und Wochen teils medienwirksam strikte Grenzkontrollen, sollten mehr Übertritte registriert werden. Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) sagte hingegen bei einem Lokalaugenschein am Montag am Brenner, er sehe "mittelfristig keinen Anlass" für Kontrollen.

Hintergrund sind steigende Ankunftszahlen an den Küsten Italiens. Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen kamen im ersten Halbjahr rund 83.500 Personen nach Mittelmeerüberfahrten in Italien an. Das waren 19 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2016. Im gesamten vergangenen Jahr lag die Zahl bei 181.400.

Berücksichtigt man die Ankünfte in der gesamten EU, also auch Überfahrten nach Griechenland und Spanien, war das erste Halbjahr 2017 mit knapp 99.900 jenes mit den wenigsten Ankünften in der Europäischen Union seit Anfang 2014. (mcmt, 18.7.2017)