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Stellvertretende Uno-Generalsekretärin Amina Mohammed: "Wir können uns nicht erlauben zu versagen."

Foto: AP/Bebeto Matthews

Wien – "Mit der momentanen Geschwindigkeit erreichen wir unsere Ziele nicht." Mit dieser Hiobsbotschaft eröffnete Amina Mohammed, stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen, das Wiener Energieforum. Noch bis Freitagabend tagen hochrangige Politiker, Wissenschafter und Vertreter der Wirtschaft in der Hofburg zum Thema Energiesicherheit. Das Pariser Klimaabkommen und die nachhaltigen Entwicklungsziele der Uno stehen im Fokus der Konferenz: Bis 2030 soll die Erderwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit zwei Grad Celsius nicht überschreiten, Treibhausgase sollen nachhaltig reduziert werden. Um die 2030-Ziele zu erreichen, müssten die bisherigen Bemühungen verdoppelt werden, so Mohammed.

Davon sei man jedoch noch weit entfernt, lautet die Kernbotschaft der Pressekonferenz am Donnerstag. "Wir sind nicht auf Schiene", sagt auch Rachel Kyte, UN-Sonderbeauftragte für nachhaltige Energie. Trotz des vorhandenen Wissens und der verfügbaren Mittel sei die Nutzung fossiler Brennstoffe in OECD-Ländern in den vergangenen Jahren gestiegen. Auch das Energie-Entwicklungsziel, bis 2030 weltweit leistbare, verlässliche und nachhaltige Energie sicherzustellen, sei nicht annähernd erreicht: "Nach wie vor lebt weltweit eine von sieben Personen ohne Strom", so Kyte. Sie betont, dass Klima- und Entwicklungsziele einander bedingen würden – ohne Energieversorgung könne auch Armut nicht nachhaltig reduziert werden.

Sorgenkind Vereinigte Staaten

Bisher haben 145 der 197 teilnehmenden Staaten das Pariser Abkommen ratifiziert – unter ihnen auch die USA. Präsident Donald Trump kündigte zuletzt jedoch an, demnächst über einen Ausstieg aus dem Abkommen entscheiden zu wollen. Bisher hat er diese Entscheidung bereits zweimal vertagt. Eine Anspielung fehlte auch in der Rede von Mohammed nicht: "Kein Land und kein Sektor ist immun vor dem Klimawandel."

Ganz andere Worte waren am Energieforum von Vertretern aus Indien zu hören: "Wir wollen das Pariser Abkommen und die nachhaltigen Entwicklungsziele durchsetzen, ganz egal was andere Länder der Welt tun", sagt der indische Energieminister Piyush Goyal. Indien habe seit der Pariser Klimakonferenz einiges geschafft und wolle die Entwicklungsziele im Schnelldurchlauf erreichen. So seien in den vergangenen zwei Jahren bereits 500 Millionen Glühbirnen durch LED-Lampen ersetzt worden. Bis 2019 soll ganz Indien mit Leuchtdioden erhellt werden und damit Stromrechnungen von Privathaushalten um 6,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr senken – so zumindest der ambitionierte Plan.

Globale Klimaziele

Neben vielen Versprechungen fehlen im eleganten Rahmen der Hofburg konkrete Lösungen, um die Ziele schneller zu erreichen. Bezüglich der Klimaziele sind sich die Redner jedoch einig, dass globale Lösungen gefragt sind. Auch Unternehmen müssten zur Erreichung der Ziele einbezogen und in die Verantwortung genommen werden.

Für die Durchsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele hingegen seien regionale und dezentralisierte Lösungen notwendig, sagt Kyte. Staaten sollten die für sie jeweils effizienteste Art nachhaltiger Energie einsetzen. Zugang zu verlässlicher und nachhaltiger Energie ist nur eines der 17 wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklungsziele, die die Vereinten Nationen bis 2030 durchsetzen wollen.

Weißbuch in Arbeit

Auch Österreich hat das Pariser Klimaabkommen ratifiziert und sich damit verpflichtet, die Ziele bis 2030 zu erreichen. Unter anderem bedeutet das auch eine Reduktion der Treibhausgase um rund 40 Prozent im Vergleich zu den Werten aus dem Jahr 1990. Ein Ziel, von dem Österreich noch weit entfernt ist. Besser sieht es bei erneuerbaren Energien aus: "Knapp ein Drittel unserer Energie stammt aus erneuerbaren Ressourcen, bei der Stromproduktion sind es bereits über 70 Prozent", rechnet Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) vor.

Ein Weißbuch, das laut Rupprechter im Juni veröffentlicht wird, soll Aufklärung über die geplanten Maßnahmen der Regierung geben: "Heute ist eine Sitzung auf Beamtenebene, in der eine Finalisierung vorbereitet wird", sagt Rupprechter am Donnerstag zum STANDARD. Konkrete Inhalte will der Minister nicht nennen: "Das hängt ein bisschen von der jetzigen politischen Entwicklung ab." Ob sich durch diese noch etwas an dem Weißbuch ändern wird? "Ich hoffe schon", so der Minister. (Nora Laufer, 11.5.2017)