Der burgenländische Soziallandesrat Norbert Darabos verabschiedete spektakulär seinen Spitälerchef.

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Eisenstadt – Drei Fernsehkameras, schreibendes und mikrofonhaltendes Fußvolk, im Foyer Fotografen, dort beinahe ein Blitzlichtgewitter. Und Norbert Darabos: "Das ist ja fast wie in Wien." Es war allerdings in Eisenstadt. Sitzungssaal der Krankenanstalten GmbH, die in den vergangenen zwei Wochen durch zahlreiche Schlagzeilen geirrlichterte Krages. Die Entlassung des Geschäftsführers und des Chefjuristen ist Anfang April ja zu einem Polizeieinsatz wegen möglicher Besitzstörung eskaliert. Und nun wollte Norbert Darabos, burgenländischer Gesundheitslandesrat, dazu Stellung nehmen.

Begleitet von zwei Anwälten und einem Wirtschaftsprüfer, zählte der zuständige Landesrat vier Gründe auf, die den Krages-Chef René Schnedl (und dann auch den Chefjuristen Yalcin Duran) den Job gekostet haben.

Ins Detail könne man aus prozesstaktischen Gründen – die Entlassenen bekämpfen die Entlassung – nicht gehen. Doch aber Folgendes kann man sagen: Erstens habe Schnedl eine seit dem 27. März laufende Sonderprüfung aktiv behindert. Unterlagen habe er nicht hergegeben und Mitarbeiter angewiesen, das auch nicht zu tun.

Drei "Tatbestände"

Gleichwohl sei diese Sonderprüfung, die veranlasst worden sei, weil die Krages ja in die neu geschaffene Landesholding eingegliedert werden sollte, in die Gänge gekommen, sodass also von den Prüfern folgende drei "Tatbestände" (Darabos) zutage gefördert wären: Auszahlung von nicht vereinbarten Boni, auffällige Unregelmäßigkeiten bei Arbeits-, Urlaubs- und Krankenstandsaufzeichnungen. Und nicht zuletzt der Abschluss von unternehmensschädigenden Verträgen. Etwa jenen, der jenen des Chefjuristen Yalcin Duran, der Ende April ausgelaufen wäre, um weitere fünf Jahre verlängert hatte. Zu unüblichen Bedingungen wie etwa der Zurverfügungstellung eines Dienstwagens. Auch seien keine Kündigungsmöglichkeit vorgesehen und "unüblich hohe Bezüge" vereinbart worden.

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Wegen dieses Dienstvertrags – den auch der im Februar ins Verteidigungsministerium gewechselte Personalchef unterschrieben hat – ist der Jurist mit 3. April vom Dienst suspendiert worden. Im Zuge der Entlassung seines Geschäftsführers in dessen Privathaus im niederösterreichischen Gloggnitz – es war dieser 3. April – wurde ihm dann auch die Entlassung ausgesprochen.

Fahrt nach Gloggnitz

Warum gleich zwei Anwälte der Krages bei René Schnedl läuteten, erklärte einer der beiden mit der Üblichkeit. Der Geschäftsführer habe mehrere Terminvorschläge nicht akzeptiert. Die am 27. März begonnene und am 29. durch einen Regierungsbeschluss ausdrücklich gemachte Prüfung habe aber solche Unregelmäßigkeiten ergeben, dass der Entlassungsentschluss gefasst wurde. Da der Geschäftsführer auf Pflegeurlaub war, die Entlassung "unmittelbar" zur Kenntnis zu bringen wäre, sei man eben nach Gloggnitz gefahren. Dass man dort, auf der Suchen nach Unterlagen, bedrängend geworden sei, stimme keineswegs. Auch wenn schon gesagt werden müsse, EDV-Geräte im Eigentum der Krages seien eben herauszugeben.

Was, so fragte der Kollege vom Kurier, der Tür an Tür mit der Krages-Zentrale logiert, denn der Verfassungsschutz in den Krages-Räumlichkeiten gesucht hätte. Darabos erwiderte, er wisse das nicht und habe das auch nicht beauftragt. Ob man also Angst haben müsse wegen allfälliger geheimdienstlicher Eigenmächtigkeit? Er, Darabos, habe keine. (Wolfgang Weisgram, 19.4.2017)