Der Winter ist kalt und hat bisher viel Schnee gebracht. Die großen Skigebiete im Westen erwarten heuer trotzdem ein kleines Minus bei den Nächtigungen.

Foto: Tourismusregion Mittelkärnten

Wien – Jürgen Kürner hat jeden Grund zum Jubeln. Sein Hotel Zauberberg am niederösterreichischen Semmering, rund eine Autostunde von Wien, ist ausgebucht – und das ist keine Selbstverständlichkeit. Der Hotelier freut sich über den frühen Wintereinbruch, der seinem Betrieb eine starke Saison bescheren wird. Im Vergleich zu den Jahren davor läuft es heuer besonders gut.

Seine Freude teilt Kürner mit vielen Hotelbetreibern im Osten und Süden Österreichs. Der frühe und schneereiche Winter zieht hier dem Vernehmen nach bisher mehr Touristen an als in den vergangenen Jahren. Mit rund 419.000 Nächtigungen allein im Dezember verzeichnete Niederösterreich ein Plus von sechseinhalb Prozent zum Jahr davor und den stärksten Dezember seit Beginn der Aufzeichnungen.

Neuschnee pusht Buchungen

"Der Neuschnee, die kalten Temperaturen und die sehr starke Buchungslage zu den Semesterferien sorgen für gute Stimmung in den Wintersportregionen", sagt Petra Bohuslav, Tourismuslandesrätin in Niederösterreich. Auch aus den steirischen Wintersport- und Thermenregionen bekomme er sehr positive Rückmeldungen, sagt Erich Neuhold, Geschäftsführer des Steiermark Tourismus: "Wir sind überall sehr gut gebucht, und die Seilbahnbetreiber sagen, dass es eine außergewöhnliche Saison ist."

Im Kärnten Tourismus gibt man sich ähnlich euphorisch, der Neuschnee gebe jetzt noch zusätzlichen Anreiz für Kurzentschlossene: "Es schneit gerade volle Kanne." Der Februar ist traditionell der stärkste Monat in der österreichischen Wintersaison, rund ein Viertel aller Nächtigungen entfallen auf diesen Monat, was nicht zuletzt an den Semesterferien liegt. Läuft es im Februar gut, stehen die Chancen also nicht schlecht, dass es insgesamt eine starke Saison wird. Und tatsächlich zeigt man sich auch im Westen mit den Buchungen über die Semesterferien zufrieden.

"Der Februar schaut gut aus, auch bei mir im Betrieb. Letztendlich muss ich in der Wintersaison aber insgesamt ein Minus bei den Nächtigungen befürchten", sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher. Sie betreibt ein Hotel in St. Johann im Salzburger Pongau und ist Obfrau der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer.

Verhaltener Start im Westen

Im Westen Österreichs ist von der südöstlichen Euphorie weniger zu spüren. Gerade die Bundesländer Tirol, Salzburg und Vorarlberg seien mit ihren großen Skigebieten aber letztendlich maßgeblich, wenn es um den österreichweiten Wintertourismus geht, so Nocker-Schwarzenbacher. Und hier sei es vor allem über Weihnachten und Silvester eher verhalten gelaufen. So verzeichnete Tirol für November und Dezember rund elf Prozent weniger Nächtigungen im Vergleich zum Vorjahr. So ein Loch könne auch ein starker Februar kaum mehr wettmachen. Allerdings dürften die Umsätze in der Branche stabil bleiben.

Weniger Weihnachtsgeschäft

Am Schnee lag es jedenfalls nicht, erläutert Nocker-Schwarzenbacher. "Das Wetter ist sensationell, die Skibedingungen perfekt. Wir haben in ganz Österreich ein Winterwunderland." Den Grund für das insgesamt verhaltene Weihnachtsgeschäft sehen viele in den ungünstig gefallenen Feiertagen, weshalb die Saison heuer nicht so gut anlief.

"Ein Großteil der Feiertage ist auf ein Wochenende und der Samstag als traditioneller Anreisetag auf den 24. Dezember gefallen. Viele Gäste sind daher verkürzt in den Urlaub gefahren, leider auch zu Silvester", sagt Josef Margreiter von der Tirol Werbung. Auch gestiegene Preise nennt Nocker-Schwarzenbacher als einen möglichen Grund.

Mit einem Rekordwinter rechnet sie daher nicht mehr. "Wir müssen schauen, dass wir das Minus in Grenzen halten." Es gelte aber zu beachten, dass das Vorjahr besonders gut war. Etwas weniger Nächtigungen kann die Branche verschmerzen. "Wenn wir ein Minus von zwei oder drei Prozent einfahren, dann ist das immer noch ein guter Winter, aber eben kein sensationeller Winter." (Philipp Bauer, 7.2.2017)