Die Gemeinde Parndorf will einen "kulturellen Gedenkstein" setzen.

Foto: Sabine Maier

Parndorf – Der Kühl-Lkw, in dem am 27. August 2015 71 in sich verkeilte, teilweise verschmolzene Leichen entdeckt wurden, hat Europa fraglos verändert. Erstmals ereignete sich ein Unglück dieses Ausmaßes nicht mehr irgendwo im Mittelmeer – sondern im Herzen des Kontinents, dessen Granden sich ausgerechnet an diesem Tag in Wien versammelt haben zur Westbalkan-Konferenz.

Peter Wagner

Parndorf/Pandrof, wo die 71 Toten gefunden wurden, hat lange überlegt, sagt Bürgermeister Wolfgang Kovacs, wie man als Gemeinde umgehen könne mit dieser Tragödie. Wie gedenken? Schließlich habe man sich entschieden, mit einem Theaterstück einen "kulturellen Gedenkstein" zu setzen.

Im April 2016 gastierte nämlich die "Theaterinitiative Burgenland" unter Regisseur und Impresario Peter Wagner und dem Komponisten Ferry Janoska in Parndorf. Dabei kam die Frage auf, warum die Kunst sich bisher so wenig bis gar nicht mit diesem Thema befasst hat. In dem Moment, so Peter Wagner, "war das Projekt geboren".

Autorentexte und Interviews

Am 4. Jänner wird das Theaterstück 71 oder der Fluch der Primzahl im Foyer der Volksschule uraufgeführt. Weitere Aufführungen folgen in Eisenstadt, Oberwart und Großwarasdorf, um dann wohl auf Tournee zu gehen.

Wagner hat für das Stück Texte von 21 burgenländischen Autoren und Autorinnen zusammengeführt mit Interviews mit Menschen, die in verschiedenen Bereichen an der Aufarbeitung der Katastrophe beteiligt gewesen sind – vom Rettungshelfer über den Bestatter bis zum Staatsanwalt.

Herausgekommen, so Wagner, sei ein "sehr dichtes Konstrukt", das mit fünf "grandiosen Darstellern" auf die Bühne gebracht werde. Ferry Janoska, mit dem Wagner nicht zum ersten Mal zusammenarbeitete, habe dazu ausdrücklich "Lebensmusik" geschaffen, keine Trauermusik. Zum Stück erscheint ein Buch in der Edition Marlit. (Wolfgang Weisgram, 3.1.2017)