Im Bild (v. li.): Robert Palfrader (Portier Mayr), Nina Proll (Katharina Schratt), Julia Koschitz (Martha Aderhold), Florian Stetter (Maximilian Aderhold), Ursula Strauss (Anna Sacher), Robert Stadlober (Lechner), Jasna Fritzi Bauer (Marie), Peter Simonischek (Peter von Traunstein), Josefine Preuß (Constanze von Traunstein), Laurence Rupp (Hans-Georg von Traunstein).

Foto: ORF/MR Film/Petro Dominegg

Ursula Strauß weist als Anna Sacher den Weg.

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Robert Palfrader spielt den Portier.

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Peter Simonischek (Josef von Traunstein).

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Anna Sacher in der Dokumentation von Beate Thalberg.

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Der Tod von Eduard Sacher war ihre Chance. Der Gründer des Wiener Hotels Sacher starb 1892 mit nur 49 Jahren an einer Lungenentzündung. Seine um 16 Jahre jüngere Frau übernahm die Führung des renommierten Hauses neben der Wiener Staatsoper. Drei Jahre lang kämpfte sie um die Konzession, entließ ihren Verwalter, um selbst die Geschicke des Hotels in die Hand zu nehmen – mit Erfolg. Innerhalb eines Jahres verdoppelte sie den Umsatz, führte einen Damensalon ein und agierte auch sonst nicht unbedingt so, wie sich das damals die männerdominierte Gesellschaft vorstellte.

"Anna Sacher hat darauf geachtet, dass von ihr nur markante Anekdoten zurückbleiben. Sie hat daran gearbeitet, eine Legende zu werden. Das ist ihr auch gelungen", sagt Drehbuchautorin Rodica Doehnert zum STANDARD.

Ursula Strauss im Korsett

Anna Sachers Geschichte steht im Mittelpunkt des TV-Zweiteilers "Das Sacher – In bester Gesellschaft". Zu sehen ist die ORF/ZDF-Koproduktion am 27. und 28. Dezember, jeweils um 20.15 Uhr in ORF 2. Robert Dornhelm ("Kronprinz Rudolf", "Krieg und Frieden") führte Regie. Doehnert: "Anna Sacher hat sich nicht nur in einer Männerwelt durchgesetzt, sondern auch innerhalb der Adelsgesellschaft." Dabei nutzte sie auch männliche Attitüden und sagte über sich selbst, dass sie "der Herr im Haus" ist. Ursula Strauss überzeugt als Anna Sacher, eingeschnürt in das enge Korsett, zigarrenrauchend und oft inmitten ihrer Lieblingshunde: den Bulldoggen.

Rodica Doehnert – sie schrieb 2012 schon das Drehbuch für "Das Adlon. Eine Familiensaga" – nimmt das Hotel und deren Chefin als Anker, um den sich in zweimal 100 Minuten die Geschichte rund um den Niedergang der Monarchie, den Ersten Weltkrieg, Klassenkampf und das Ende der Aristokratie entspinnt. Dabei vermischt sie historische Fakten mit Fiktion. Doehnert: "Gutes Fernsehen muss für alle Zuschauer funktionieren. Für jemanden, der eher leichte Unterhaltung wünscht und auch für den Hochschulprofessor, der sowohl unterhalten und dabei geistig gefordert werden will. Wir haben sehr viel Tiefgründiges eingebaut, das man sehen kann, aber nicht sehen muss, wenn man nicht will."

Brücke von Wien nach Berlin

Den Stoff hat sie nicht nur in einem Drehbuch verarbeitet, sondern auch in einen Roman verpackt. Darin erfahre man "mehr über die Gefühle und Gedanken der Figuren". Auch über jene zwei fiktiven Paare, deren Wege sich immer wieder – auch im Hotel Sacher – kreuzen.

Auf der Wiener Seite sind das die Adeligen Konstanze und Georg von Traunstein (Josefine Preuß, Laurence Rupp), in Berlin das Verlegerpaar Martha und Maximilian Aderhold (Julia Koschitz, Florian Stetter). Vorbild dafür waren für Doehnert Goethes "Wahlverwandtschaften". Mit dieser Konstruktion lässt sich aber auch gut die Brücke nach Deutschland zum Produktionspartner ZDF schlagen.

Warum sich auch das deutsche Publikum für das Wiener Sacher interessieren soll, erklärt Doehnert so: "Die Deutschen fühlen sich zu Österreich hingezogen, Sie können sich mit diesen zwei Fernsehabenden auch ihre Sehnsucht nach Wien erfüllen." Im ZDF läuft der Zweiteiler Mitte Jänner. In weiteren Rollen: Roman Palfrader, Nina Proll, Peter Simonischek, Simon Schwarz. Von den rund acht Millionen Euro Herstellungskosten wurden 1,6 Millionen vom Fernsehfonds Austria finanziert.

Im Anschluss an Teil eins zeigt ORF 2 am Dienstag um 22.00 Uhr die Doku "Die Königin von Wien – Anna Sacher und ihr Hotel". Regisseurin Beate Thalberg spricht darin mit Historikern, thematisiert auch die Widersprüche von Anna und wirft einen aktuellen Blick in das Hotel Sacher der Gegenwart. (Astrid Ebenführer, 27.12.2016)