Eine gefährliche Variante der Vogelgrippe breitet sich in Österreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern aus.

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Im Bild wird eine tote Reiherente, die an der Vogelgrippe gestorben ist, im Diagnostikzentrum des Staatlichen Tierärztlichen Untersuchungsamts im deutschen Aulendorf (Baden-Württemberg) untersucht.

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Bregenz/Wien – Das Vogelgrippevirus H5N8 hat am Vorarlberger Bodenseeufer zur ersten vorübergehenden Betriebssperre geführt. "Wir haben gehofft, dass unsere Betriebe verschont bleiben, nun ist leider ein Vorzeigebetrieb betroffen", erklärte Agrarlandesrat Erich Schwärzler (VP) bei einer eilends einberufenen Pressekonferenz am Freitagnachmittag.

In Hard am Bodensee muss ein Putenhalter seine 1000 Tiere töten lassen, nachdem bei einer Pute der Virussubtypus H5N8 nachgewiesen wurde. Der Hof muss gänzlich desinfiziert werden, auch der Hofladen wird vorübergehend geschlossen. Es handle sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme, um Seuchenverbreitung durch Kunden zu vermeiden, sagte Veterinär Norbert Greber. Am Abend erhärtete sich ein weiterer Verdachtsfall. Bei einem Geflügelbetrieb im Leibachtal deuten Ergebnisse auf einen Befall hin, teilte Gesundheitslandesrat Christian Bernhard am Abend mit. Ein endgültiger Virusnachweis stehe allerdings noch aus.

Schutzzone und Überwachungszone

Das aktuell grassierende Virus sei hochgefährlich für Geflügel, für andere Tiere oder Menschen sei das Virus nicht pathogen, sagte Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (VP). Eine Übertragung auf den Menschen sei noch nie beobachtet worden.

In Vorarlberg wurde eine vier Gemeinden umfassende Schutzzone und eine Überwachungszone, die 13 Gemeinden umfasst, eingerichtet. In der Schutzzone werden alle gewerblichen Geflügelbetriebe in den nächsten Tagen überprüft. In beiden Zonen müssen alle Arten von Geflügel, auch bei privaten Kleinhaltern, in den Ställen bleiben. Freilandhaltung ist untersagt, ebenso die Fütterung durch Oberflächenwasser, weil das Virus höchstwahrscheinlich durch Wildvögel und deren Kot übertragen wurde.

Die Schutzzonen bleiben mindestens drei Wochen lang aufrecht, sagte Schwärzler. Je nach Verlauf könne die Frist verlängert werden. Es besteht Meldepflicht, sollte ein Tier Symptome wie Leistungsrückgang oder Futterverweigerung zeigen. Kadaver müssen bei der Gemeinde gemeldet und von Fachleuten entsorgt werden.

Mehrere Länder in Europa

H5N8 breitet sich derzeit in Europa immer weiter aus. Bis Freitag waren sechs Länder betroffen, neben Österreich und Deutschland auch die Schweiz, Dänemark, Ungarn und Polen. In Deutschland hat sich der Verdacht auf das hochansteckende A(H5N8)-Virus auf einem Nutztierhof im Landkreis Vorpommern-Greifswald bestätigt. Das teilte das zuständige Agrarministerium des deutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin am Samstag mit.

Die Stallpflicht wird deshalb massiv ausgeweitet. Auch bisher nicht betroffene Bundesländer wie Sachsen und Brandenburg haben entschieden, dass in bestimmten Gebieten vor allem in der Nähe von Flüssen und Seen Geflügel im Stall oder in anderen abgedeckten Gehegen bleiben muss.

"Die eingehenden Meldungen bestätigen die Sorge, die wir seit Beginn der Woche haben: Das Virus breitet sich aus", sagte Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Robert Habeck. Die Stallpflicht sei eine "absolut notwendige Vorsichtsmaßnahme".

Keine Übertragung von Mensch zu Mensch

Beim Vogelgrippeausbruch vor zehn Jahren handelte es sich um den auch für Menschen gefährlichen Typ H5N1, dem laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit rund 400 Menschen erlagen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgte aber nicht. Auch das vor einigen Jahren in China aufgetretene Vogelgrippevirus A(H7N9) hat diese Fähigkeit offenbar nicht oder kaum.

Mit H5N8 infizierte Hühner und Puten verenden zum Großteil bereits 24 bis 48 Stunden nach Kontakt mit für sie pathogenen Viren. Kranke Tiere erscheinen meist apathisch, Hühner legen keine oder stark verformte Eier. Bei manchen Tieren verfärben sich Kamm oder Füße blau. Durchfall kann als Symptom hinzukommen. 90 bis 100 Prozent der erkrankten Tiere sterben. Enten und Gänse erkranken weniger schwer, aber sie scheiden das Virus aus, werden daher als Virusreservoir bezeichnet. (jub, simo, APA, 11.11.2016)