Arbeitgebervertreter Christian Knill (links) und der Chefverhandler auf der Arbeitnehmerseite, Rainer Wimmer.

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Wien – Die Sozialpartner in der Maschinen- und Metallbauindustrie können sich heuer schon nach 16 Stunden Verhandlung trennen. Die vierte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag (KV) für 2017 war damit verhältnismäßig kurz, im Vorjahr waren in der finalen Runde 24 Stunden für eine Einigung erforderlich. Damals gab es ein Lohn- und Gehaltsplus von 1,5 Prozent, heuer sind die Gewerkschaften mit einer Drei-Prozent-Forderung in die Verhandlungen eingestiegen.

Was herauskam: Die 120.000 Beschäftigten der Maschinen- und Metallwarenindustrie erhalten im kommenden Jahr im Schnitt um 1,68 Prozent mehr Lohn und Gehalt, wobei die untersten Einkommensstufen zwei Prozent mehr bekommen, während es für die oberste Einkommensstufe um 1,2 Prozent mehr gibt. Lehrlinge bekommen die Fahrt ins Internat bezahlt, und es kommt die Anrechnung der Karenzzeiten auf die Dienstzeitansprüche (Abfertigung, Jubiläumsgeld, Urlaubsanspruch et cetera).

Nicht durchsetzen konnten sich die Arbeitnehmervertreter mit ihrer Forderung nach einer Freizeitoption, also mehr Freizeit bei Verzicht auf die heute erzielte Kollektivvertragserhöhung. Diese Option hatte es im Vorjahr gegeben.

Während das legendäre Sitzfleisch der Metaller die mitgereisten rund 80 Betriebsräte wenig verwunderte, herrschte Erstaunen darüber, dass heuer erstmals das gewohnte "Mitternachtsgulasch" ausgefallen ist. Verhandelt wird traditionell in der Bundeswirtschaftskammer – und ebenso traditionell ist die Schlussformel der Sozialpartner nach vollbrachter Verhandlungsnacht: Wir haben einen für beide Seiten gerade noch vertretbaren Kompromiss gefunden.

Vorsatz: Keine nächtelangen Verhandlungen mehr

Pro-Ge-Chefverhandler Rainer Wimmer, der auch Industriesprecher der SPÖ ist, meinte nach der Verhandlungsnacht: "Wir haben einen erfolgreichen Abschluss geschafft und sind stolz darauf, dass wir eine Staffelung von bis zu zwei Prozent erreichen konnten. Es ist ein sehr faires Ergebnis, bei dem vor allem im Rahmenrecht für Frauen viel erreicht wurde." Für Koverhandler Rudi Wagner von der GPA ist das Ergebnis ein Beweis für die funktionierende Sozialpartnerschaft.

Für Arbeitgeber-Chefverhandler Veit Schmid-Schmidsfelden ist das Ergebnis wiederum "unter den schwierigen Rahmenbedingungen gerade noch vertretbar". Christian Knill, Obmann des Fachverbands der Maschinen- und Metallwarenindustrie, ergänzte: "Es ist ein hoher Abschluss, mit dem wir die tolle Leistung unserer Mitarbeiter anerkennen." Damit sei nun das Zeitkontenmodell abbezahlt, betonte er im Hinblick auf die im Frühjahr erzielte Einigung auf eine Flexibilisierung der Arbeitszeit.

Und er drückte die Hoffnung aus, dass die traditionellen nächtelangen Verhandlungen im kommenden Jahr der Vergangenheit angehören. "An uns liegt es nicht", kommentierte Wimmer, bevor sich beide Verhandlungsseiten zur Unterzeichnung des Kollektivvertrages zurückzogen. Der neue KV gilt ab 1. November des heurigen Jahres, eine Bezahlung unter KV ist verboten.

Mit der Einigung sind die Lohnrunden in der Metallindustrie aber nicht vorbei, für die fünf weiteren Industrieverbände laufen die Verhandlungen noch. Ebenfalls am Laufen sind die KV-Gespräche für die 200.000 Beschäftigten im Metallgewerbe und die 500.000 Handelsangestellten. (APA, 4.11.2016)