"What's wrong with you?" Das ist zwar eine Frage, die sich bei vielen Politikern aufdrängt, doch beim US-Demokraten Anthony Weiner zielt sie auf eine besonders plakative Schwachstelle. Ein Tweet, in dem seine Unterhose samt eindeutigen Umrissen zu sehen war, hat ihn 2011 seine Karriere im US-Kongress gekostet. Als ein TV-Reporter nunmehr 2013 obige Frage an ihn stellt, befindet er sich mitten in seinem Comebackversuch als Bürgermeisterkandidat für New York. Neuerliche Sexting-Enthüllungen haben jedoch seine Umfragewerte dezimiert. Weiner kommt mit Inhalten nicht mehr durch, hilflos bellt er die Wut ins zugeschaltete Mikro.

Politisches Stehaufmännchen: Weiner in "Weiner".

Weiner heißt auch der Dokumentarfilm von Josh Kriegman und Elyse Steinberg, und man darf annehmen, dass er mit dem umgangssprachlichen Klang des Wortes ("Penis") spielt. In der Tradition des Direct Cinema begleitet das Duo Weiners desaströsen Wahlkampf, ohne diesen Windmühlenbekämpfer leichtfertig ans Messer zu liefern. Im Gegenteil, Weiner kann sich länger als charismatischer Redner mit aufbrausendem Temperament gegen widrige Umstände behaupten.

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Ein tapferer Vertreter des post-schamvollen Zeitalters, wenn man so will. Es hilft natürlich alles nichts. Die Medien kennen nur ein Thema, sein Vergehen ist zu verführerisch. (kam, 20.10.2016)