Wenn sie nicht auf dem Rennrad sitzen, trifft man sie im Wiener Hotel am Brillantengrund: oben Marvin Mangalino, unten Christian Wieners.

Foto: Stefan Armbruster
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Das Rad-Kunstwerk stammt vom Künstler Roland Reiter.

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Hosen? "Nein, das Hosenthema ist furchtbar", sagt Marvin Mangalino und zeigt wie als Beweis auf die verschiedenen Polsterungen in den engen Radlerhosen. Trikots ja, aber Hosen nein. Zum jetzigen Zeitpunkt zumindest nicht. Seit mittlerweile fünf Jahren gestaltet Mangalino mit Kompagnon Christian Wieners Radleiberln mit Buchstaben und Wellen, Farbklecksen und Einhörnern drauf.

Erst war es nur ein Gag, um nicht als lebende Werbeträger über die Donauinsel oder durch die Wachau radeln zu müssen. Trikots ohne klotzige Markennamen gibt es nämlich so gut wie gar nicht. Bald aber wurden andere Radler darauf aufmerksam, dass hier jemand als Rennradfahrer gute Figur macht. Und baten Mangalino und Wieners ihrerseits um Trikots.

Aus einer Liebhaberei wurde ein Geschäft. Eines mit Potenzial. "Um das auszuschöpfen, mussten wir mehr bieten, als nur ein paar Trikots zu bedrucken." Zum Beispiel eigene Schnitte kreieren, die Produktpalette erweitern, neue Kunden ansprechen.

Genau das haben die beiden in den letzten Monaten getan. Mit dem Wiener Designduo Wendy & Jim holte man zwei Designer an Bord, die für die Schnittführung zuständig sind ("Davon verstehen wir gar nichts"), neben Trikots entwarf man auch eine Bomber- und eine Jeansjacke ("Man will auch gut ausschauen, wenn man vom Fahrrad absteigt"), eine Webseite und ein Webshop sollen die Kunden anlocken ("Die meisten sehen uns aber auf Facebook"). Für die finanzielle Polsterung war dagegen eine fette Förderung der Wiener Kreativagentur Departure zuständig.

Modisches Entwicklungsgebiet

Brillibrilliant Unicorn Racing Dream nennt sich das Label, unter dem die beiden ihre Produkte an den Mann bringen wollen (Frauenprodukte gibt es derzeit noch keine). Um den Namen zu verstehen, muss man etwas ausholen: Im Brotberuf werken Mangalino und Wieners nämlich im Hotel am Brillantengrund im siebten Wiener Gemeindebezirk, der eine als Geschäftsführer, der andere als sein Artdirektor. Aus einer ranzigen Absteige machten sie in den vergangenen Jahren einen Treffpunkt der Hipster-Szene, inklusive Partys und Ausstellungen und Mangalinos Mutter, die das Restaurant philippinisch bekocht.

Wann immer es die Zeit erlaubte, schwangen sich die beiden aber mit ihren Kumpels aufs Rennrad. Ein Grüppchen von neun Leuten formierte sich so über die Zeit hinweg, das Unicorn Racing Dream. Sie waren die ersten Abnehmer der Jerseys und wurden schließlich auch im Labelnamen verewigt. "Wir sind allesamt keine Profis, aber sitzen, wann immer es geht, im Sattel." Auf bis zu 400 Kilometer komme man in einer guten Woche.

Im Unterschied zur Skater- oder Surferszene ist die Fahrradszene modisches Entwicklungsgebiet. Und das, obwohl Fahrradfahren in den vergangenen Jahren extrem hip geworden ist. "In herkömmlichen Fahrraddressen gut auszuschauen ist eine Herausforderung", sagt Mangalino. In Zukunft ist es eine Spur einfacher. (Stephan Hilpold, RONDO, 18.10.2016)