Bild nicht mehr verfügbar.

Während in maturaführenden Schulen 40 Prozent der Jugendlichen Internetrecherchen für ihre Hausübungen nutzen, sind es in nichtmaturaführenden Schulen nur 15 Prozent.

Foto: reuters

Die Welt scheint "durchdigitalisiert", aber die Ausbildung ist es nicht – zumindest suggerieren das die Ergebnisse einer Studie des Instituts für Jugendkulturforschung im Auftrag der Arbeiterkammer. Nur die Hälfte der Wiener Lehrlinge arbeitet demnach in den Ausbildungsbetrieben mit Computer und Internet. In Schultypen, die nicht mit Matura abschließen, arbeiten nur 60 Prozent mit digitalen Hilfsmitteln, in maturaführenden Schulen sind es immerhin 80 Prozent.

Während sich alle Jugendlichen souverän im Netz bewegen können, fehlen gerade jenen mit geringer formaler Bildung wichtige Kompetenzen, um Technologien gezielt zum Erreichen eigener Ziele in Schule und Arbeit einzusetzen, kritisiert die Arbeiterkammer.

Altmodische Schulen

Befragt wurden 500 Wiener Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren. 96 Prozent von ihnen besitzen ein Smartphone, zwei Drittel auch einen Laptop. Dagegen wird die IT-Ausstattung der Schulen von den Jugendlichen als altmodisch kritisiert, ebenso orten sie bei ihren Eltern wenig digitale Kompetenz. Mädchen wie Burschen sehen sich in Technikfragen als "MeinungsführerInnen" im Haushalt und in der Schule.

Für die Jugendlichen sind die wichtigsten Quellen zur Wissensbeschaffung wenig überraschend Google und Wikipedia, doch auch Youtube wird als Informationskanal immer wichtiger. Natürlich hat sich auch das althergebrachte Schummeln weiterentwickelt: Dass Hausübungen in Chat-Gruppen geteilt werden, ist für ein Drittel der Befragten gängige Praxis. 29 Prozent nutzen das Smartphone als digitalen Schummelzettel bei Tests, wobei Kontrollversuche von Lehrern meist ins Leere gehen. Ein Teilnehmer schildert: "Ich investiere meine Zeit eher, um einen Text zu suchen, der sich nach mir anhört, und verändere den Inhalt nach mir, als dass ich selbst das Referat ausarbeite."

"Digital Divide" entlang sozialer Grenzen

Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den Schultypen: Während in maturaführenden Schulen 40 Prozent der Jugendlichen Internetrecherchen für ihre Hausübungen nutzen, sind es in nichtmaturaführenden Schulen nur 15 Prozent. Die Arbeiterkammer verortet einen "Digital Divide".

Dieser verlaufe nicht nur zwischen den Generationen, er tue sich auch unter den Jungen auf – und verlaufe hier vor allem entlang der Grenzen sozialer Ungleichheit. Jugendliche mit niedriger formaler Bildung bekämen nicht genug digitale Kompetenzen vermittelt, um etwa digitale Medien zum Erreichen persönlicher Ziele zu verwenden, in sozialen Netzwerken ihren Standpunkt zu artikulieren oder digitale Medien für die Schule zu benutzen.

Mehrere Forderungen

Die Arbeiterkammer fordert daher die flächendeckende Umsetzung eines digitalen Kompetenzmodells: Kein Kind soll die Pflichtschule ohne digitale Grundkompetenzen verlassen. Außerdem soll die Berufsschulzeit ausgedehnt werden, um mehr Zeit für das Entwickeln berufsspezifischer digitaler Kompetenzen zu haben. Dafür müssen natürlich auch auch die Ausbildungspläne in der dualen Ausbildung und die Lehrpläne der Berufsschulen überarbeitet werden. Weitere Forderungen sind eine leistungsfähige IT-Infrastruktur für die Schulen und gezielte Weiterbildungen für die Lehrkräfte. (lhag, 11.10.2016)