Vor einigen Wochen in New York war wieder einmal der amerikanische Designer Marc Jacobs im Gespräch. Dabei ging es diesmal nicht um seinen Mops, seinen Waschbrettbauch, seinen Drogenkonsum oder seinen neuesten Liebhaber. Es ging um seine Modenschau während der New York Fashion Week: Gigi Hadid und ihre Modelkolleginnen trugen verfilzte Turmfrisuren auf ihren Köpfen.

Der New Yorker Designer hatte während der Modewoche seinen Models, all den bekannten Gesichtern mit den glatten, blonden, braunen Haaren, Einweg-Dreadlocks verpasst. Etsy-Shop-Betreiberin Jena Counts hatte die wollenen Haarteile an Marc Jacobs Haarstylisten Guido Palau von Florida nach New York geliefert, er sie auf den Modelköpfen montiert.

Model während der Show von Marc Jacobs.
Foto: Apa/Afp/Angela Weiss

Bei den Zöpfen handelte es sich allerdings nicht um irgendwelche herkömmliche Dreadlocks, sondern passend zu den Looks um pinke, violette, blaue Haarwürste. Und sofort gingen die Proteste los. Ein Designer und ein Haarstylist, die sich nicht von "Black Culture" oder der Rastafari-Kultur inspirieren ließen, sondern von Boy George, der Rave-Kultur der 90er-Jahre oder Regisseurin Lana Wachowski, der Frau mit den pinken Haaren und nebenbei befreundet mit Marc Jacobs, das gehe gar nicht, das sei ein klarer Fall von "cultural appropriation". Und erst recht gehe nicht, dass vor allem weißen Models bunte Dreads "aufgesetzt" wurden.

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Wachowski hatte bereits für die letzte Sommerkampagne von Marc Jacobs gemodelt.
Foto: Paul A. Hebert/Invision/AP

Es folgte ein Twitter-Gemetzel, ein Hin und ein Her, denn nicht alle gaben den Kritikern recht. Blöd nur, dass sich Marc Jacobs danach verärgert zu Wort meldete: Er sehe keine Hautfarben, sondern Menschen auf dem Laufsteg. Seine Meldung machte es nicht besser. Irgendwann folgte dann eine letzte Entschuldigung des Designers auf Instagram.

Twitter-Gemetzel um die Dreads.

Jetzt aber hat Rihanna nachgelegt: Der Popstar hat schon so einige Haartrachten durchgemacht. Auf Instagram zeigte sich Rihanna mit schweren Dreadlocks, die über ihren Rücken fielen.

Damit stand sie in diesem Jahr nicht alleine da. Justin Bieber (schon wieder ausgestiegen) und Jaden Smith, der für die Sommerkampagne von Louis Vuitton neben drei Models mit Schnittlauchhaar posierte, gehörten 2016 zu den Dreadlock-Trägern. Smith schmückte vor einigen Monaten gar seine Dreadlocks mit Ringen von Cartier: Sie sollen einige tausend Euro wert gewesen sein.

Jaden Smith modelte für die Sommerkampagne 2016 neben drei weißen Models mit schlappem Schnittlauchhaar.
Foto: Louis Vuitton

Die eigentliche Nachricht aber ist: 2016 muss niemand mehr über Monate hinweg seine Haare toupieren, wachsen, rollen und verfilzen lassen. Dreadlock-Extensions sind viel zeitgemäßer. Schnell dran (siehe Rihanna) und genauso schnell wieder ab und vergessen. Der Instagram-Account von Rihanna sollte in den kommenden Tagen den Beweis liefern. (Anne Feldkamp, 6.10.2016)