Bibiana Tosic und Lucas Kreid an ihrem Arbeitsplatz

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Roulette ist eines der Spiele, die von den Croupiers betreut werden.

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Wenn sie im Dienst sind, dann tragen Bibiana Tosic und Lucas Kreid ein dunkles Kostüm bzw. einen Anzug. Sie nutzen ihr visuelles Gedächtnis, ihre mathematische Begabung und ihr kommunikatives Talent um die regelkonformen Abläufe an Spieltischen zu überwachen oder sind beispielsweise Spielleiter bei Kartenspielen oder beim Roulette.

Die beiden arbeiten als Croupier bzw. Croupière bei Casinos Austria. Privat setzen Bibiana und Lucas lieber auf legere Jeans und T-Shirt, studieren, chillen mit Freunden oder treiben Sport. Vor Dienstbeginn haben sich die beiden ein wenig Zeit genommen und über ihren Job und die Ausbildung zum Croupier/Croupière erzählt.

Frage: Bibiana und Lucas, ihr seid beide noch sehr jung und wir haben uns vorab darauf verständigt, dass wir uns beim Gespräch duzen werden. Am Spieltisch wäre das allerdings absolut ausgeschlossen. Warum?

Lucas: Wir müssen zu den Gästen eine gewisse Distanz wahren und uns auf das Spiel konzentrieren. Das ist einfach professionell. Allerdings agieren wir in passenden Situationen sehr wohl auch als echte Entertainer am Spieltisch.

Bibiana: Stimmt. Manchmal gibt es auch Vorurteile vor allem auch wegen unseres Alters, aber damit muss man umgehen können.

Frage: Bibiana, eine Frau als Croupier? Warum hast du dich für diesen Job entschieden?

Bibiana: Ich war mit 18 Jahren auf Jobsuche und hatte damals bei einem Spieleabend mit Freunden zufällig Poker spielen gelernt. Dabei habe ich mich ganz geschickt angestellt und eine Freundin aus der Runde meinte, ich solle doch Croupière werden.

Am nächsten Tag habe ich ein wenig recherchiert und festgestellt, dass bei Casinos Austria eine Ausbildung angeboten wird. Ich habe den Einstiegstest und den damals neunwöchigen Kurs sowie die Prüfungen bestanden. Jetzt arbeite ich seit mehr als drei Jahren bei Casinos Austria.

Meinen Arbeitsplatz in Wien konnte ich mir auch aussuchen. Ich bin Teil eines großartigen Teams und es macht mir jeden Tag absolut Spaß hier! Und mittlerweile sind etwa sechzig Prozent der Bewerber für die Ausbildung weiblich. Als Frau bin ich somit in absolut guter Gesellschaft.

Frage: Lucas, du studierst neben deinem Job als Croupier bei Casinos Austria. Lassen sich Job und Privatleben ganz locker miteinander verbinden oder musst du manchmal zurückstecken?

Lucas: Als Croupier verschläfst du natürlich sehr oft die Sonne. Und es gibt wahrscheinlich wenige Berufe, bei denen du dich um drei Uhr Nachmittag mit "Guten Morgen!" begrüßt.

Wir haben in der Regel vier Tage Dienst und zwei Tage frei. Ein Arbeitstag beginnt dann oft um 20 Uhr und endet beispielsweise um 4 Uhr früh. Es gibt selbstverständlich auch freie Wochenenden und wir haben die Möglichkeit, unsere Dienste untereinander mit den Kolleginnen und Kollegen zu tauschen.

Für eine Partnerschaft kann ein Job als Croupier möglicherweise belastend sein. Als angehender Mediziner habe ich allerdings vielleicht sogar den Vorteil, dass ich später bei Nachtdiensten kein Problem damit haben werde, wach zu bleiben. Ich arbeite seit mittlerweile 10 Jahren bei Casinos Austria und es fühlt sich nach wie vor gut an.

Frage: Wie verschafft man sich als junger Croupier den nötigen Respekt am Spieltisch? Ist das nicht schwierig, wenn man es mit so vielen unterschiedlichen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten sowie auch mit sehr viel Geld zu tun hat?

Lucas: Einerseits verschafft einem bereits die Position als Spielleiter den notwendigen Respekt. Und dann ist es selbstverständlich die perfekte Regelkenntnis, die man einfach beherrschen muss. Andererseits lernt man auch sehr schnell die Menschen am Tisch einzuschätzen – vom Vorstandschef bis hin zu Verkäuferin – das Gehalt oder die Position machen für uns keinen Unterschied. Ich behandle alle mit der gleichen Aufmerksamkeit. Das gehört bei uns zur Professionalität dazu.

Frage: Ihr müsst euch demnach rasch auf wechselnde Situationen einstellen können?

Bibiana: Ja. Das gehört für uns absolut dazu. Wir wechseln zudem auch während eines Dienstes den Tisch oder auch unsere Position im Spielsaal. Und spätestens nach einer Stunde haben wir eine Viertelstunde Pause. Mehrere Positionen im Spielsaal einnehmen zu können bringt darüber hinaus auch Abwechslung und unterstützt uns dabei konzentriert zu bleiben. Das ist wichtig. Denn ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich zu Beginn zwischendurch auch manchmal unsicher geworden bin. Schließlich haben wir es mit echten Menschen und echtem Geld zu tun bei unserer Arbeit.

Frage: Wie ist das im Privatleben – vermeiden Familie und Freunde es mit euch zu spielen, weil ihr die Profis seid und ganz sicher sogar jedes Gesellschaftsspiel gewinnt?

Lucas: Die Wahrheit ist, dass wir natürlich auch nicht wissen, welche Karten beispielsweise als nächste kommen und wir das auch nicht beeinflussen können. Ein Spiel ist immer Glücksache, auch wenn das einige nicht glauben möchten.

Bibiana: Gesellschaftsspiele mit Freunden und Familie im Urlaub sind lustig und haben nichts mit meinem Job zu tun. Vor allem dürfen wir in Österreich nicht in Casinos spielen. Im Ausland habe ich allerdings schon einmal Croupiers bei der Arbeit beobachtet und damit Feldforschung betrieben.

Frage: Das bedeutet, man hat in eurem Job auch Vorbilder, von denen man sich etwas abkupfern kann?

Lucas: Ja sicher! Wir haben hier sehr viele Kolleginnen und Kollegen, die super elegant arbeiten – da kann man immer etwas dazulernen und sich abschauen.

Frage: Hast du als Frau einen Vorteil in deinem Job als Croupière?

Bibiana: Ich denke schon. Manche Gäste spielen lieber mit einer Frau als Spielleiterin am Tisch. Das ist einfach so.

Frage: Trinkgeld scheint euch wichtig zu sein. Warum?

Lucas: Trinkgeld ist sehr wichtig, das ist ein wichtiger Bestandteil unseres Gehalts. Bei Roulette ist es üblich, dass man bei einem Gewinn bei einer ganzen Zahl ein Stück in Höhe des Einsatzes bekommt. Also, 5 Euro Einsatz bedeutet bei Gewinn dann im Schnitt 5 Euro Trinkgeld.

Frage: Was macht ihr, wenn ihr bemerkt, dass ein Gast sich selbst oder sein Spiel nicht mehr unter Kontrolle hat?

Bibiana: Wir nehmen das sehr ernst und informieren eine unserer besonders geschulten Ansprechpersonen, die mit dem betreffenden Gast abseits des Spieltisches über das Problem spricht. Abseits deshalb, um sie oder ihn nicht bloßzustellen

Frage: Welches Erlebnis ist dir aus den vergangenen zehn Jahren bei Casinos Austria als besonders kurios in Erinnerung geblieben?

Lucas: Ich hatte einmal eine Polterabend-Gesellschaft am Spieltisch. Es war ein sehr amüsanter Abend für uns alle. Leider hat die Braut meine Aufgabe als Entertainer am Spieltisch falsch verstanden und wollte sich im Anschluss auch privat mit mir treffen... Das musste ich dann allerdings höflich ablehnen.

Frage: Wisst ihr, was die Menschen mit ihrem Gewinn machen?

Bibiana: Gelegentlich bekomme ich das schon mit. Ich hatte beispielsweise unter anderem den jubelnden Aufschrei: "Damit kaufe ich mir neue Schuhe!"

Frage: Lucas, gewinnen die Menschen wirklich, wenn sie ins Casino gehen?

Lucas: Ein sehr erfahrener älterer Kollege hat mir das so erklärt: "Den Lauf der Kugel erraten oder wann bluffe ich bei Poker – zwei der schwierigsten Entscheidungen eines Gastes im Casino, und zudem aufhören zu können, wenn man gewonnen hat und rechtzeitig das Spiel zu beenden, wenn man nicht gewonnen hat."

Frage: Ihr scheint euren Job sehr zu mögen. Wem würdet ihr eine Bewerbung als Croupier oder Croupière bei Casinos Austria empfehlen?

Bibiana und Lucas: Nachtaktiven Menschen mit einem guten Gedächtnis! Langschläfern, die Wert auf ihr Äußeres legen und die sehr kommunikativ sind. Und in jedem Fall sollte man andere Menschen mögen und gerne in einem Team zusammenarbeiten. Denn in Sachen Karriere ist hier echt total viel möglich. Wer hier als Croupier bzw. Croupière beginnt, kann es bis ins Management schaffen.