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Die "Erfolgsgeschichte" Sanierungsscheck ist per Anfang März in die nächste Runde gegangen. Im Jahr zuvor sind 16.500 Anträge eingegangen, berichtet die S-Bausparkasse.

Foto: Heribert Proepper

Wien – Beim Thema Bauspar-Altverträge mit hohen Einlagesätzen in Zeiten der Nullzinspolitik herrscht teilweise Stillstand. "Altverträge vor 1997 haben wir gekündigt", sagt Ernst Karner, der Ende April als Vorstandsdirektor der S-Bausparkasse ausscheidet. Bei danach abgeschlossenen Verträgen setzt er auf Verhandlungen mit der Finanzmarktaufsicht, nachdem der Oberste Gerichtshof Zinssenkungen für solchen Altbestand durch die Wüstenrot für unzulässig erklärt hat. "Wir werden mit der FMA diskutieren müssen, ob Kündigungen ein Weg sind, diese Auswüchse einzubremsen."

Aus Sicht der Bausparkassen liegt in solchen Fällen eine Zweckentfremdung vor, da viele Kunden nie ein Darlehen in Anspruch genommen haben, was solche Bausparverträge laut Karner zur reinen Kapitalanlage gewandelt hat. Betroffen seien in seinem Haus davon "deutlich unter zehn Prozent" der Einlagen. "Wir sollten nicht die Nerven verlieren und das ganze System infrage stellen, aber über die Auswüchse reden", sagt Karner, der in den nächsten Jahren nicht von einer substanziellen Erhöhung des Zinsniveaus ausgeht.

200.000 Verträge in Deutschland gekündigt

In Deutschland rollt inzwischen eine Klagslawine zu diesem Thema durch die Gerichtsinstanzen, nachdem rund 200.000 Verträge, die zumindest seit zehn Jahren zuteilungsreif waren, gekündigt wurden. Inzwischen gibt es rund 200 Urteile, die laut dem Verband der deutschen privaten Bausparkassen zu 90 Prozent zuungunsten der Kläger und damit im Sinn der Bausparkassen ausgefallen sind. Experten erwarten nun, dass das Thema erst letztinstanzlich beim Bundesgerichtshof entschieden wird.

Bei der S-Bausparkasse ist die Zahl der Neuverträge im Jahr 2015 um 9,5 Prozent auf knapp 245.000 gesunken, was Karner unter Verweis auf den Wegfall des Vertriebs durch die Bank Austria als Erfolg bezeichnet. Gut drei Viertel davon seien zu fixen Konditionen abgeschlossen worden. Bei der aktuellen fixen Einlagenverzinsung von 0,5 Prozent, die bis auf weiteres nicht gesenkt werden soll, würden Bausparer inklusive der staatlichen Prämienförderung auf knapp ein Prozent kommen. "Das sind noch echte Zinsen", hebt Karner hervor. Das Volumen der Bauspareinlagen entwickelte sich mit knapp sieben Milliarden Euro, ein Minus von 1,2 Prozent im Jahresvergleich, relativ stabil. Damit kommt die S-Bausparkasse bei den Einlagen auf einen Marktanteil von 34 Prozent.

Weiterer Anstieg des Marktanteils erwartet

Bei den Ausleihungen, die im Vorjahr mit 0,3 Prozent auf 6,76 Milliarden Euro nur hauchzart gestiegen sind, hat Karner ein neues Angebot im Talon, das seinem Haus ein "Alleinstellungsmerkmal" auf dem Markt verschaffen soll: Der Fixzinssatz von 2,5 Prozent soll von 15 auf 20 Jahre verlängert werden, wovon sich Karner einen weiteren Anstieg beim Marktanteil der Ausleihungen, zuletzt rund 35,5 Prozent, erhofft.

Über ein deutlich rückläufiges Neuemissionsvolumen der S-Wohnbaubank, nämlich von 212 auf 82 Millionen Euro im Vorjahr, berichtet Generaldirektor Josef Schmidinger. Wohnbauanleihen mit langer Laufzeit seien derzeit nur schwer abzusetzen. Fast stabil blieben hingegen die Ausleihungen mit knapp 1,9 Milliarden Euro.

Als "Erfolgsgeschichte" bezeichnete Astrid Kretschmann, die Anfang Mai Karner in beiden Häusern als Vorstandsdirektorin beerben wird, die thermische Sanierungsförderung, bei der seit März die heurige Tranche läuft. Im Jahr zuvor gab es 16.500 Anträge, im Durchschnitt habe sich ein Sanierungsscheck auf rund 3.700 Euro belaufen. Ob auch der Handwerkerbonus neu aufgelegt werde, sei hingegen noch Gegenstand von Gesprächen. (Alexander Hahn, 31.3.2016)