Bild nicht mehr verfügbar.

Bereits zum zweiten Mal findet die Bilderbergkonferenz im noblen Interalpen-Hotel Tyrol in Telfs statt.

Foto: APA / Daniel Liebl

Innsbruck/Telfs – Und schon wieder Fluggeräusche. War das ein Privatjet? Wird in Kranebitten gleich einer der westlichen Machthaber seiner noblen Luftmaschine entsteigen, um die kommenden Tage auf Tiroler Boden zu residieren? In Innsbruck wird momentan viel gemunkelt. Einige wollen seit geraumer Zeit hier landende Kleinflugzeuge sichten.

Spätestens ab Donnerstag werden die meisten der diesjährigen Bilderberger (siehe Infobox unten) im nahe gelegenen Tiroler Telfs weilen. Genauer: Im Fünf-Sterne-Superior-Interalpen-Hotel Tyrol im Ortsteil Telfs-Buchen – und der ist derzeit Sperrzone.

Bürger zahlen für "Obskurantentreffen"

Rund um die Luxusunterkunft wurde ein Zaun errichtet, die Zufahrtsstraße dichtgemacht, der Luftraum über dem Gebiet darf nicht beflogen werden. Auch nicht von Paragleitern oder Modellflugzeugen. Bis zu 2100 Polizisten aus dem ganzen Land seien gegenwärtig in Tirol stationiert. Wenn die 140 einflussreichen Gäste am Sonntag wieder abreisen, wird es wohl einer der größten Polizeieinsätze dieses Jahres gewesen sein.

Das stößt einigen bitter auf. Handelt es sich bei der Bilderbergkonferenz doch um eine Veranstaltung, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet – "und für dieses geheime Obskurantentreffen werden Millionen an Steuergeldern verschleudert", moniert der grüne Nationalratsabgeordnete Peter Pilz.

Anfrage an Innenministerium

Er hat nun eine parlamentarische Anfrage eingebracht, die dem STANDARD vorliegt: Die Grünen wollen von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) wissen, ob das wirklich rechtens ist. Österreich ist zwar verpflichtet, Vertreter anderer Staaten bei einem Besuch zu schützen, da es sich um eine Privatveranstaltung handelt, sei eine "derartige völkerrechtliche Pflicht" in diesem Fall jedoch nicht anzunehmen.

Ähnliche Kritik hört man vonseiten der "Plattform Bilderbergproteste", die in Tirol gebildet wurde und sich aus Vertretern einiger politischer Parteien und Organisationen zusammensetzt. Sie organisieren eine "für jedermann zugängliche Alternativkonferenz" in Innsbruck und für Samstag eine Demonstration in Telfs, für die zwischen 1000 und 2000 Menschen erwartet werden.

Teilnehmerliste bekannt

"Wir halten es demokratiepolitisch für sehr bedenklich, wenn staatliche Repräsentanten die Gesellschaft ausschließen", sagt Mesut Onay, Plattform-Sprecher und grüner Innsbrucker Gemeinderat.

Immerhin Themen und Teilnehmerliste der Konferenz wurden dieses Jahr schon vorab veröffentlicht. Derzeit konferieren Entscheidungsträger und Experten aus 22 Ländern. Unter anderem dabei: der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Bundespräsident Heinz Fischer, Siemens-Chef Wolfgang Hesoun und auch STANDARD-Herausgeber Oscar Bronner.

Kaum Frauen

Der ehemalige Unterrichtsminister Rudolf Scholten sitzt im Exekutivbüro der Bilderbergkonferenz und ist somit für die Auswahl der Teilnehmer mitverantwortlich. Er verteidigt die Geheimhaltungsregeln des Treffens, hält eines jedoch selbst für "eigentlich absurd": den geringen Frauenanteil bei der Konferenz. (Katharina Mittelstaedt, 10.6.2015)