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Christine Haderthauer.

Foto: Daniel Karmann/APA

Es ist was faul im Freistaat Bayern. Christine Haderthauer (CSU) schweigt. Das erlebt man selten, ansonsten nämlich ist die Leiterin der bayerischen Staatskanzlei um keine (Wider-)Worte verlegen. Aber im Moment geht es auch nicht darum, den politischen Gegner niederzumachen oder die Leistungen der CSU zu preisen, sondern um Haderthauer selbst.

Mitten im schönsten bayerischen Sommerloch sorgt die 51-Jährige für die "Modellauto-Affäre", von der zwei Versionen kursieren. Haderthauer habe mit ihrem Mann jahrelang für die eheliche Firma Strafgefangene ausgenutzt, die jene Modellautos bauten, die das Powerpaar dann teuer verkaufte. Dabei seien sowohl Finanz als auch Geschäftspartner übers Ohr gehauen worden, lautet die eine.

Bei Haderthauer selbst klingt es ganz anders: Motiv für das Projekt sei reiner Altruismus gewesen, man wollte Strafgefangenen eine Perspektive bieten und keinen Gewinn machen. Jetzt ist Haderthauer erstmal auf Urlaub, und viele in Bayern sind gespannt, ob ihrem raschen Aufstieg in der CSU ein jäher Absturz folgt.

Haderthauers politische Karriere begann 2007. Die CSU hatte gerade die Ära Stoiber hinter sich, der damalige Vorsitzende Erwin Huber befand, es müssten mehr Frauen in die erste Reihe, und machte Haderthauer zur ersten Generalsekretärin: eine erfolgreiche Anwältin, die auch noch verheiratet ist und zwei Kinder hat.

Alsbald kam die CSU in den Genuss ihres Selbstbewusstseins. "Ich glaube, ich bin eine Chance für die Partei", erklärte sie und befand, dass das Amt wie für sie gemacht sei. Doch die Landtagswahl 2008, für die Haderthauer mit dem tiefgründigen Slogan "Sommer, Sonne, Bayern" mitverantwortlich war, endete in einem Desaster. Die CSU stürzte um 17 Punkte ab und verlor die Absolute.

Die stets akkurat gestylte Haderthauer trat zurück und erlebte wenig später ein Comeback. Horst Seehofer, nun Parteichef und Ministerpräsident, brauchte eine Frau wie sie im Kabinett und gab ihr das Sozialministerium. "Du warst schon unter der Erde, jetzt habe ich dich nochmal aus dem Sarg geholt", soll er gesagt haben.

Als Seehofer sie im Herbst 2013 zur Leiterin seiner Staatskanzlei machte, wurde klar: Auch Haderthauer, die wie Seehofer in Ingolstadt lebt, ist im Rennen um dessen Nachfolge wieder vorne mit dabei. Wenn sich die Vorwürfe nun aber bewahrheiten sollten, wird ihr Chef jedoch keinen Reservereifen mehr für sie haben. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 9.8.2014)