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Wien - Heiße Zeiten in der Staatsholding ÖIAG. Im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung, bei der Siegfried Wolf an die Spitze des Kontrollgremiums gewählt wurde, machten Beteiligungen der Staatsholding mit spektakulären Neuigkeiten und Gerüchten von sich reden. Am Mittwoch hatte ja die Telekom Austria eine 400 Millionen Euro schwere Wertberichtigung in Bulgarien verkündet, dank der der Konzern heuer an die 300 Millionen Euro Verlust einfahren wird.

Am Donnerstag folgten die vom Grünen-Abgeordneten Peter Pilz aufgebrachten Spekulationen über einen Einstieg der Gasprom beim Energiekonzern OMV. Was die ÖIAG dem entgegenzusetzen hatte? Sie publizierte am frühen Nachmittag eine Aussendung, in der Holding-Chef Rudolf Kemler die "hervorragende wirtschaftliche Verfassung" der Verstaatlichten unterstrich. Mit einer Ausschüttung von 153 Millionen Euro erweise sich die ÖIAG wieder als "zuverlässiger Dividendenbringer für die Republik". Am Abend reagierte Neo-ÖIAG-Chef Wolf im Zib 2-Interview auf die Gerüchte (siehe Artikel).

"Aufklärungsbedarf"

Vor allem die Rolle von Telekom-Aufsichtsratschef Kemler wirft Fragen auf. Bereits im Herbst des Vorjahres wurde das Top-Management in Bulgarien ausgewechselt. Die wirtschaftlichen Probleme waren schon seit geraumer Zeit bekannt - weshalb die Abwertung nicht so überraschend gekommen sein könne, meinen Insider. Das Thema wurde auch von Arbeiterkammer-Direktor Werner Muhm aufgegriffen. Er ortet "dringenden Aufklärungsbedarf", eine "derartige Wertberichtigung ergibt sich nicht von einem Tag auf den anderen", meint der Kanzlerberater. Auch die ÖIAG bekam ihr Fett ab. Das Kontrollnetz sei "offensichtlich nicht engmaschig genug", erklärt Muhm. Auch Aktionärsvertreter Wilhelm Rasinger meint: "Die Ereignisse zeigen, dass in der Vergangenheit vieles schiefgelaufen ist." Bulgarien habe die Telekom viel zu optimistisch gesehen.

Zu all dem Ungemach halten Spekulationen an, wonach der Syndikatspartner América Móvil wegen der jüngsten Vorfälle aussteigen könnte. Dass es eine entsprechende Klausel im Syndikatsvertrag gebe, wurde am Donnerstag aber von Insidern verneint. Die Mexikaner ließen via Austria Presse Agentur wissen, dass die Bulgarien-Angelegenheit keine Konsequenzen für die Austro-Partnerschaft hätte. Bisher war ja geplant, dass die Telekom eine Milliarde Euro an frischen Mitteln für die Expansion in Osteuropa erhält. Nun dürfte das Geld wohl zur Stärkung des Eigenkapitals verwendet werden müssen.

Ob es deshalb zu einer Aufstockung der Eigenmittelzufuhr kommen werde, sei noch unklar, hieß es aus der ÖIAG. Vorerst bleibe man beim bisherigen Fahrplan, nachdem die Kapitalerhöhung bis Mitte 2015 kommen soll. Rasinger sieht angesichts des schrumpfenden Eigenkapitals eine rasche Kapitalerhöhung als "dringende Notwendigkeit". (as, DER STANDARD, 27.6.2014)