Foto: EMI
"Zwischen ein bis fünf Prozent vom Umsatz dürften es schon werden", sagt Albert Manzinger, Chef der Österreich- und Schweizniederlassungen des Musikkonzerns EMI , über seine Erwartungen an den Musikverkauf über das Internet 2005 im Gespräch mit dem STANDARD.

Umwälzungen

"2004 ist viel passiert, viel mehr als in den Jahren zuvor." Die Industrie hat zwar bei den Umsätzen wieder zurückstecken müssen - wie berichtet betrug das Minus laut Branchenverband Ifpi Austria sieben Prozent. Doch es wurde eine Reihe von legalen Plattformen im Markt platziert - der Apple iTunes-Store oder die vom Softdrink-Konzern Coca-Cola und der Musikindustrie gemeinsam betriebene Plattform mycokemusic.at.

Hoffnungen

Dies lässt Manzinger - und mit ihm die ganze Branche - auf einen Turnaround 2005 hoffen. Bereits im vergangenen Herbst gingen die Verkaufszahlen im Jahresabstand ermittelt wieder nach oben. Zur Online-Musik kommen noch boomende Segmente wie Musik-DVDs und der Verkauf von Klingeltönen.

Taschenrechner

Die EMI-Gruppe mit Sitz in London rechnet intern damit, dass in fünf Jahren bereits 25 Prozent des Umsatzes mit Online-Musik gemacht werden. Mazinger: "Darauf müssen wir uns einstellen." Mit der Vorbereitung der rechtlichen Bedingungen dafür sei man "recht weit". Bisher hat die Musikindustrie ja stets damit argumentiert, dass mit vielen Künstlern der legale Vertrieb einzelner Songs über digitale Netze gar nicht in den Verträgen geregelt gewesen sei, und dass legale und vor allem breit gefächerte Download-Angebote deswegen so lange nicht online gehen konnten. Die nächste Herausforderung für die Plattenfirmen ist nun, digitale Veröffentlichungen neuer Songs stets zum selben Zeitpunkt zustande zu bringen wie den Release auf CD. "Es gibt dafür viel mehr involvierte Partnerfirmen in allen Ecken der Welt. Die IT und die Organisation muss dafür noch besser werden", so Manzinger.

Klagewelle

Doch im Vorjahr wurden nicht nur endlich funktionierende Online-Plattformen eingerichtet, sondern es wurden in Österreich auch erstmals User mit auffallenden Download-Statistiken von den Musikfirmen geklagt. Und es wurde weiterhin eifrig am Kopierschutz getüftelt. Manzinger verteidigt diesen Weg im STANDARD-Gespräch: "Das geistige Eigentum abzuschaffen, wäre wohl der falsche Weg." Also müsse die Industrie eben "eine Kombination aus vielen Einzelmaßnahmen" einsetzen. Die Weiterentwicklung der Kopierschutzsysteme müsse auch sein. Denn "massenhaftes Klonen muss eingegrenzt werden", hierbei gehe es weniger darum, die private Nutzung zu unterbinden, als vielmehr auch darum, der Raubkopie-Industrie in Südostasien das Handwerk zu legen, wo ganze Fabriken illegal gezogene Inhalte auf Millionen Silberscheiben pressen.

Privates

"Die Frage ist dabei natürlich: Wie weit geht die private Nutzung?", ergänzt Manzinger, nach strukturellen Einsparungsmaßnahmen im gebeutelten EMI-Konzern seit Jahresbeginn nicht nur für Österreich, sondern auch für die Schweiz verantwortlich. Jedenfalls solle jeder die Möglichkeit haben, die von ihm gekaufte Musik im Auto, auf dem iPod, auf dem Handy hören zu können." Aktuelle Kopierschutzmechanismen, die CDs im Auto nicht abspielen lassen, weil die Laufwerke jenen in Computern gleichen, kritisiert auch der EMI-Chef als "superärgerlich". (Leo Szemeliker / DER STANDARD Printausgabe, 29.03.2005)