Wien – Nach und nach werden Details der Planungen bekannt, mit denen das Bundesheer an die neuen Gegebenheiten – mehr Auslandseinsätze, kürzere Wehrpflicht – angepasst werden soll. Vorgesehen sind massive Schrumpfungen, ganze Waffengattungen werden als solche nicht mehr bestehen.

So sieht ein im Dezember erstelltes Papier vor, dass Aufklärung und Artillerie nur mehr in einem Kampfunterstützungsbataillon je Brigade zusammengefasst werden. Eigene Aufklärungs- und Artilleriebataillone wird es daher nicht mehr geben. Die Aufklärung war erst in den Neunzigerjahren (mit ausdrücklichem Hinweis auf neue Aufgaben bei internationalen Einsätzen) ausgebaut worden.

Nun wird dies zurückgenommen – statt kampfkräftiger Aufklärung sollen technische Mittel im Vordergrund stehen: Steyr-Kürassier-Jagdpanzer sollen ausgemustert werden, die weitgehend veralterten Saurer-Schützenpanzer ebenfalls. Dafür sollen Drohnen (unbemannte Aufklärungsflugzeuge) und leicht gepanzerte Aufklärungsfahrzeuge (wie die deutschen Dingos) beschafft werden.

Vorausgesetzt wird, dass das Heeresbudget – das derzeit 8 Promille des Bruttoinlandsproduktes beträgt – auf 9,5 Promille aufgestockt wird, die Bundesheer-Reformkommission hatte sogar ein Prozent in Aussicht genommen.

Dabei werden im Bundesheer Zweifel laut, dass der geplante Verkauf von Kasernen genügend Geld einbringt: Geht man nach rein militärischen Kriterien vor, so ließen sich maximal 300 Millionen Euro erlösen, das würde bestenfalls in einem einzigen Jahr das Heeresbudget auf die ge 2. Spalte wünschte 9,5 Promille des BIP erhöhen. Orientiert man die Verkäufe dagegen an den möglichen Erlösen, bekommt man zwar doppelt so viel herein, müsste aber eine "Entmilitarisierung" von Wien und eine mittelfristig unausgewogene und unökonomische Verteilung der militärischen Einrichtungen im Bundesgebiet in Kauf nehmen.

Noch ist nicht klar, welche Kasernen wirklich geschlossen werden, fest zu stehen scheint aber, dass der Militärflugplatz in Wiener Neustadt aufgegeben wird (was die Fallschirmspringerausbildung beeinträchtigen würde). Überhaupt sind massive Umstellungen bei der Fliegertruppe vorgesehen: Die Saab 105 werden außer Dienst gestellt, die Jet-Pilotenausbildung (für künftige Eurofighter-Piloten) müsste ins Ausland wandern.

Der Eurofighter bekommt überhaupt eine zentrale Rolle: Das "aktive Element" der Flieger soll die zu Beginn der Neunzigerjahre beschaffte Lenkwaffe Mistral im Wesentlichen ersetzen, von dieser sollen nur noch vier Feuereinheiten erhalten bleiben, um – etwa bei Großveranstaltungen, aber auch bei Auslandseinsätzen einen gewissen Schutz sicherzustellen. (DER STANDARD, Conrad Seidl, Printausgabe, 8.2.2005)