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Ende 2004 marschierten 100.000 Freiwillige in Teheran auf, um die USA vor den Folgen eines Angriffs auf den Iran zu warnen.

Foto: AP
Wien - Der österreichische Waffenhersteller Steyr Mannlicher liefert nach Angaben des "Wirtschaftsblatts" großkalibrige Sniper-Gewehre in den Iran. Wie die Zeitung am Dienstag im Voraus aus ihrer Mittwoch-Ausgabe berichtete, bewilligte das Innenministerium am 12. November 2004 "die Ausfuhr einer weiteren Teillieferung von 800 Stück Repetiergewehren Kaliber 12,7 x 99 Millimeter 'Steyr .50 HS' samt Zielfernrohren". Der Versand solle per Flugzeug über Linz-Hörsching oder Wien-Schwechat erfolgen.

Iran: "Bekämpfung der Drogenkriminalität"

Der Sprecher des Innenministeriums, Rudolf Gollia, bestätigte, dass Mitte November des Vorjahres "nach Anhörung des Verteidigungsressorts und im Einvernehmen mit dem Außenministerium" ein entsprechender Bescheid erlassen worden sei. Die iranische Regierung habe ein Endverbraucherzertifikat ausgestellt, mit dem zugesichert werde, dass die Waffen im Land selbst zum Einsatz kämen.

Sie seien zur Bekämpfung der Drogenkriminalität sowie zur Sicherung der Grenzen des Iran bestimmt. Nach Einschätzung Gollias handelt es sich bei der Ausstellung des Bescheids durch das Innenministerium um "nichts Außergewöhnliches".

US-Behörden vermuten, dass Gewehre im Irak landen könnten

Laut "Wirtschaftsblatt" ist das Geschäft "nicht nur bei inländischen Experten umstritten", sondern auch bei US-Behörden. "Die Amerikaner haben bei mir Druck gemacht", wird Steyr-Mannlicher-Chef Wolfgang Fürlinger von der Zeitung zitiert. Er habe auch bestätigt, dass die US-Behörden den Verdacht hegten, dass die Steyr-Gewehre nicht im Iran bleiben, sondern im Irak bei Terrorgruppen landen könnten. "Das vermuten die Amerikaner, sie haben gestern noch keinen diesbezüglichen Beweis dafür gehabt", sagte Fürlinger demnach.

Die US-Botschaft in Wien war auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters zu keiner Stellungnahme zum konkreten Fall bereit. Botschaftssprecher Bill Wanlund gab aber an, die USA seien gegen alle Waffenlieferungen an Staaten, die Terroristen unterstützen.

Teillieferung bereits unterwegs

Eine Teilfracht von mehreren Tonnen soll laut "Wirtschaftsblatt" vor rund zehn Tagen bei der Iran Air in Schwechat abgefertigt worden sein. "Das kann ich nicht bestätigen, ich bin nicht der Disponent. Ich weiß nur, dass dieser Erstauftrag über 800 Stück heute noch nicht ausgeliefert ist", wird Fürlinger weiters zitiert.

Die Bewilligungsfrist soll nach Angaben der Zeitung im Sommer 2005 enden. Das gesamte Geschäft sei aber umfangreicher. "Da kommt noch was", sagte Fürlinger laut "Wirtschaftsblatt". "Der Iran ist für uns ein Zukunftsmarkt. Für uns ist es ein gutes Geschäft." Details über den Umfang der Exporte an den persischen Golf wollte Fürlinger Reuters gegenüber nicht nennen.

Auf der Steyr Mannlicher-Homepage suche man das 1,37 Meter lange Einzellader-Gewehr vergeblich, berichtet das "Wirtschaftsblatt". "Laut Waffen-Verzeichnissen soll das 12,4 Kilo schwere Scharfschützengewehr vorwiegend 'anti-material', also gegen Fahrzeuge, aber auch gegen Scharfschützen eingesetzt werden. Einsatzreichweite: über 1,5 Kilometer. Zugleich soll die Langwaffe daumendicken Stahl durchschlagen können."

"In Österreich ist die 'Punkt 50' Kriegsmaterial, weil sie über den Begriff Panzerbüchse, der falsch ist, hier ins Gesetz reingerutscht ist", meinte Fürlinger laut "Wirtschaftsblatt". "Definitiv ist das keine Panzerbüchse." In Deutschland sei "die Punkt 50" kein Kriegsmaterial. (APA)