Nicole Kidman mit einer der Blumenpracht angepassten Miene

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Wien - Die Gated Community hat Konjunktur. Die Idee eines gut abgeschotteten, gut überwachten Binnenraums erfreut sich nicht nur auf lokaler, sondern auch auf nationaler Ebene wieder steigender Beliebtheit. The Stepford Wives/ Die Frauen von Stepford wirft einen Blick hinter solch eine propere Siedlungsfassade und entwirft die Disziplinierung der Einwohner als perfide Konstruktion:

Die erste Leinwandadaption von Ira Levins gleichnamiger böser Sozialsatire inszenierte Bryan Forbes bereits 1975 mit Katharine Ross, Paula Prentiss und Peter Masterson. Er betonte das immer schon Trügerische, Unheimliche eines scheinbar makellosen Idylls und entwickelte daraus einen hintergründigen Sciencefictionthriller. Frank Oz, der zuletzt mit In & Out oder Bowfinger ziemlich schlüssig bewiesen hat, dass er keine Scheu vor Überzeichnung, vor Brachialhumor und burleskem Körpereinsatz kennt, setzt dagegen auf die komische Seite des Stoffes.

Seine Version der Stepford Wives beginnt passenderweise mit der Programmpräsentation eines TV-Senders: EBS verspricht die "neue Wirklichkeit". In dieser ist die nostalgische Erinnerung an die heile Welt der 50er-Jahre, die der Vorspann zitiert, bestenfalls ein Treppenwitz. Längst haben die Frauen nämlich ihre adretten Schürzchen abgelegt und forsch die Arena des "Geschlechterkampfes" betreten, bei dem ihre Männer nicht selten das Nachsehen haben.

Solo für Kidman

Als Kopf hinter den Geschlechterkampf-Game-Shows, die der Sender folgerichtig produziert, betritt eine strahlende Joanna Eberhard alias Nicole Kidman die Bühne. Auf den vermeintlich vorläufigen Höhepunkt ihrer steilen Karriere folgt dann jedoch auch gleich der tiefe Fall. Und nicht nur in den darauf folgenden Szenen, in denen Kidman, konterkariert von dezentem Sounddesign, mühsam Haltung bewahren muss, demonstriert die Schauspielerin ihre Vielseitigkeit und ihr selten gefragtes, komisches Talent.

Schließlich wird die ziemlich verärgerte und ziemlich aus der Bahn geworfene New Yorker Karrierefrau von ihrem treu sorgenden Ehemann (Matthew Broderick) mit Sack, Pack und Kindern nach Stepford, Connecticut, verfrachtet. Und findet sich dort in einer Wirklichkeit wieder, die den längst überwunden geglaubten Fifties auf irritierende Weise ähnelt:

Immerzu strahlende Ehefrauen in Blümchentaft und Petticoat treffen einander zu Kochbuchlesekreisen oder Haushaltsgymnastik. Claire Wellington (Glenn Close), die wirkt wie die Direktorin einer Finishing School, versucht Joanna mit sanftem Nachdruck für diese Aktivitäten zu gewinnen. Und nur in Bobbie Markowitz (Bette Midler) und Roger Bannister (Roger Bart) findet diese Verbündete, die ihre Skepsis und ihr wachsendes Unbehagen gegenüber den perfekten Frauen teilen.

The Stepford Wives inszeniert die Opposition des Trios mit rasanten Dialogen und viel Wortwitz. Weil das Unheimliche aber auch hier langsam an die gepflegte Oberfläche dringt, geht die komische Dynamik sukzessive verloren. Die Wendung in andere, düsterere Stimmungslagen vermag der Film nicht wirklich überzeugend zu vollziehen. Mit seinen Nebenfiguren kommt ihm auch noch sein Tempo abhanden.

Die Lösung des Rätsels wirkt schließlich eher überstürzt herbeigeführt. Und die schöne Idee, dass eine, die beruflich erfolgreich Illusionen und Entertainment produziert, den Amateurmanipulatoren mit der Fernbedienung mehr als gewachsen sein muss, bleibt leider nur angedeutet. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 7. 2004)