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Schon seit Monaten tobt am heimischen Mobilfunkmarkt die Preisschlacht, von allen Betreibern mit „Null- und Ein-Cent-Tarifen“ betrieben. Und bald gibt es neue Munition im Konkurrenzkampf: die Rufnummern-Mitnahme, die wie berichtet jetzt vom Regulator festgelegt wurde und ab Herbst möglich sein soll. „Wir erwarten, dass wir dadurch hochwertige Kunden gewinnen können“, sieht Georg Pölzl, Chef von T-Mobile Austria , im Gespräch mit dem Standard.

Bewegung erwartet

„Für Privatkunden ist das weniger ein Thema, aufgrund der Tarifschlacht gibt es bereits eine hohe Wechselbereitschaft. Aber bei Geschäftskunden ist der Wechsel der Rufnummer eine hohe Barriere, da erwarte ich Bewegung“, beschreibt Pölzl. Glücklich mit dem vergangene Woche – erst eine halbe Stunde vor Beginn einer Pressekonferenz des Regulators – den Betreibern zugestellten 150-seitigen Bescheid ist er jedoch nicht: „Es ist positiv, dass wir die Regelung jetzt haben, aber sie ist nicht ausgegoren.“ Die wichtigste Frage bleibe unbeantwortet: „Was die Betreiber bei einem Wechsel dem anderen Betreiber verrechnen, ist ausgeklammert. Die vier Euro, die dem Kunden verrechnet werden, sind ein Witz. Das ist ein Pseudothema, dafür traut sich der Regulator über die eigentliche Frage nicht drüber.“

"Auch die vierte GSM-Lizenz an Telering war wirtschaftlich unsinnig."

Für den österreichischen Mobilfunkmarkt, der mit fünf Betreibern (A1, T-Mobile, One, Telering, Hutchison 3G) europaweit einer der umkämpftesten ist, sieht Pölzl als Ergebnis der jetzigen Preisschlacht eine Segmentierung voraus. „Der Markt wird sich in Qualitätsbetreiber und Billiganbieter segmentieren“, sagt Pölzl und macht klar, dass T-Mobile im Qualitätssegment bleiben will. „Es gibt in Österreich Überkapazität. Sechs UMTS-Lizenzen zu vergeben war ein schwerer Fehler mit schweren wirtschaftspolitischen Konsequenzen. Auch die vierte GSM-Lizenz an Telering war wirtschaftlich unsinnig. Diese Fehler rächen sich, wir brauchen keine fünf Netze. Politik und Regulator stehen heute vor der Konseqenz ihrer Entscheidungen der letzten fünf Jahre“, kritisiert Pölzl den Wettkampf um jeden Preis.

Die Gefahr?

„Die Mittel für die hohen Investitionen werden nicht mehr da sein“, sagt Pölzl; jährlich würde die T- Mobile zwischen 100 und 120 Mio. Euro in den Netzausbau investieren. Aufgrund der Preisschlacht würden aber nicht mehr alle mitziehen können und stattdessen „wie in Kalifornien“ (wo es aufgrund fehlender Investitionen im Stromsektor zu wiederholten Stromausfällen kam) einfach ihre vorhandenen Investitionen maximal ausnützen. „Das Volumen rechtfertigt nicht fünf gleichwertige Betreiber.“ Pölzls düsterer Vergleich: „Ein Hotel geht dreimal Pleite, der vierte Besitzer macht dann Geld.“

„Die Zahl der Sprachminuten ist gewaltig gestiegen“

Von einem schrumpfenden Umsatz geht Pölzl in den nächsten Jahren dennoch nicht aus. Selbst die Sprachtelefonie legt noch zu, „die Zahl der Sprachminuten ist gewaltig gestiegen“, und langsam kommen auch die Datendienste in Schwung, „auch wenn wir ein Jahr hinter unseren Erwartungen sind“. 20 bis 25 Prozent sollen über Daten verdient werden, derzeit ist es etwa die Hälfte.

Flat Rate für Daten

Auch hier wirkt sich der Preiskampf aus: „Die Tarife gehen Richtung Flat Rate“, also pauschalen Gebühren. Damit könne man mobilen Daten benützern die bestehende Unsicherheit über ihre Kosten nehmen. So bietet T-Mobile seit Dienstag einen neuen Datentarif für „Profis“ an – 50 Megabyte Daten für 25 Euro monatlich. Aber Tarife, glaubt Pölzl, „sind nicht das Haupthindernis. Es geht weiterhin um Usability: Wenn Geräte so einfach sind wie der Blackberry“ – ein E-Mail-Organizer, der für seine leichte Benutzung gelobt wird – „dann wird auch die Nutzung zunehmen.“ (Das Gespräch führte Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 2. Juni 2004)