Das Objekt links ist ein virtuell generierter Kleiderbügel und eines der Alltagsobjekte in Petar Petrovs Ausstellung in der Wiener Kunsthalle.

Foto: Jork Weismann, 2009

Der Bulgare Petar Petrov, geb. 1977, studierte an der Angewandten in Wien und ist heute einer der avanciertesten heimischen Modemacher. Seine Damenmode gibt es bei Liska in Wien. Die Ausstellung "Maßanfertigung" ist ab 2. 11. im project space der Kunsthalle Wien zu sehen.

Foto: Jork Weismann, 2009

DER STANDARD: Ein Modemacher macht eine Ausstellung, in der keine Mode zu sehen sein wird. Warum?

Petar Petrov: Ich sehe mich selbst nicht als Künstler, ich möchte in Zukunft auch nichts anderes als Mode machen. Aber meine Interessen beschränken sich nicht nur auf Mode. Ich sehe die Ausstellung als Experiment, wo all das einfließt, was mich als Modemacher beschäftigt.

DER STANDARD: Was ist das genau?

Petrov: Ich verbinde Multimedia mit Design, Architektur mit Musik.

DER STANDARD: Bei der Ausstellung werden die Musikerin Anja Plaschg alias Soap&Skin und der Designer Tino Valentinitsch dabei sein. Was kann man erwarten?

Petrov: Es entsteht ein virtueller Raum im Raum. Wir arbeiten an Objekten, die auch als Gebrauchsgegenstände benutzt werden können. Mehr will ich vorab nicht sagen, das Ergebnis wird sehr abstrakt sein.

DER STANDARD: Auch Helmut Lang hat in der Kunsthalle eine Ausstellung gemacht, damals arbeitete er mit Jenny Holzer und Louis Bourgeois. Eine Referenz?

Petrov: Ich habe nicht an Helmut Lang gedacht, der Kooperationsgedanke stand aber auch am Anfang meiner Ausstellung. Meine Umgebung wird aber von Menschen aus einem anderen Umfeld bestimmt als damals jene von Helmut Lang.

DER STANDARD: Welche Verbindungen gibt es in Ihrer Ausstellung zur Mode?

Petrov: Wenn wir in Paris unsere Modeschauen machen, dann haben wir kaum die Möglichkeit, eine adäquate Atmosphäre für unsere Mode zu erschaffen. Mode ist ja weit mehr als Kleidung.

DER STANDARD: Und davon gibt es genug?

Petrov: Genau. Es geht nicht darum, die hundertste Jacke zu entwerfen, sondern eine eigene Welt zu erschaffen.

DER STANDARD: Dieser Gedanke, Unterschiedliches zu verbinden, bestimmt auch Ihre Mode.

Petrov: Meine Mode entsteht durch Austausch. Ich unterstütze Anja (Plaschg, Anm.) bereits seit einem Jahr, ich statte sie auch aus. Sie inspiriert mich. Deswegen war es mir wichtig, dass sie auch bei dieser Ausstellung mitmacht.

DER STANDARD: Man sagt gemeinhin über Sie, dass Sie eine östliche mit einer westlichen Ästhetik verbinden. Sehen Sie das auch so?

Petrov: Nein. Ich komme zwar aus dem Osten und lebe jetzt im Westen, ästhetisch ist mein Horizont aber viel weiter. Der Blick auf den Osten würde mich sehr beschränken.

DER STANDARD: Sie waren auf der St. Petersburger Fashion Week. Ein gutes Umfeld für Ihre Mode?

Petrov: Meine Wurzeln liegen teilweise in der Ukraine, insofern war ich gespannt, wie sich Russland heute präsentiert. Es ist noch vieles so, wie es damals in der Sowjetunion war. Nur gibt es heute eine reiche Oberschicht. Es wächst allerdings eine junge Generation nach, die die Klischees, die man von Russland hat, bricht, sie zieht sich cool und interessant an. Derzeit gibt es aber wenige Einkäufer, die diesen Geschmack bedienen.

DER STANDARD: In Russland gibt es Ihre Mode zu kaufen?

Petrov: Ja, in Moskau, Jekaterinburg und bald in Wladiwostok. Die Russen mögen meine Herrenkollektionen, in Österreich verkaufe ich dagegen nur für Damen.

(Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/28/10/2011)