Wien – Vizekanzler Hubert Gorbach und Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider haben dem im Zuge seiner Homepage-Affäre unter Druck geratenen Finanzminister Karl-Heinz Grasser am Montag demonstrativ den Rücken gestärkt. Beide sind überzeugt, dass Grasser "nichts vorzuwerfen" sei und es daher keinen Grund für einen Rücktritt gebe. Haider sagte: "Ich hoffe, dass die Untersuchungen bald abgeschlossen sind."

Vom Verein ersucht, "Leitperson" für eine Homepage zu sein

Auch Grasser ist nach außen hin dieser Hoffnung. Der Homepageverein seines Kabinettschefs Matthias Winkler, der 283.000 Euro von der Industriellenvereinigung bekommen hat, werde in dieser Woche einen Wirtschaftsprüfer bestellen. Dessen "Bilanz" über die Vereinsgebarung werde veröffentlicht, versprach Grasser und gestand erstmals ein, doch etwas mit dem Verein zu tun zu haben. Er sei "vom Verein darum ersucht worden, Leitperson für eine Homepage" zu sein.

Grasser betonte erneut, dass er ein "reines Gewissen" habe. Die Frage, wie er "New Economy" definieren würde, wollte Grasser nicht beantworten. Es sei hier nicht der Rahmen, um über betriebswirtschaftliche oder volkswirtschaftliche Definitionen zu diskutieren, sagte der Finanzminister.

Neue grüne Fragen

Der Grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz wirft indes neue Fragen in die Diskussion. Pilz habe "Hinweise", dass der freiheitliche Johannes Pasquali, Mitarbeiter im Finanzministerium, aber kein Vereinsmitglied, "sehr wohl" an der Homepage Grassers beteiligt war. Grasser und Pasquali bestreiten dies. Für Pilz "verstärkt das den Verdacht auf Amtsmissbrauch".

Außerdem soll Pasquali laut Pilz am 24. März 2001 – nur einen Tag nach Gründung des Homepagevereins – in Wien die Firma "I:Consulting" gegründet haben. Pilz fordert Aufklärung über mögliche Zusammenhänge zwischen der Industriespende, dem Homepageverein und der als Werbeagentur deklarierten Firma. (red/APA/miba, DER STANDARD, Printausgabe 3.2.2004)