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Frank Löffler über Sven Hannawald (Bild): "Manchmal war er so schwach, dass er im Kraftraum die Gewichte nicht mehr stemmen konnte."

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Wien - Frank Löffler ist Skispringer. Der 23-Jährige gehörte vier Jahre dem A-Kader der deutschen Nationalmannschaft an, war 2002 Deutscher Meister und gewann 1998 Mannschafts-Gold bei den Junioren. Jetzt ist Löffler suspendiert. Im Sommer sei ihm bei einem Trainingslehrgang ein Ultimatum gestellt worden, sein Gewicht von 72 auf 68 Kilogramm zu reduzieren. Das habe er nicht erfüllen können und sei daraufhin aus der Mannschaft geflogen.

In einem Interview mit dem "Spiegel" kritisiert Löffler die Kultur des Hungerns im Springerlager scharf. Das Dogma, wonach die Dünnen weiter flögen, sei immer noch herrschende Lehre. Die schockierenden Fotos eines nur noch aus Haut und Knochen bestehenden Sven Hannawald, die vor einigen Jahren in Umlauf kamen, haben zu keinem Umdenken geführt. Statt die Ernährungsgewohnheiten der Athleten zu überdenken, verzichten diese auf den Besuch öffentlicher Bäder, um ihren Oberkörper nicht zeigen zu müssen.

In Deutschland sei Jens Weißflog zum Prototyp des erfolgreichen Springers geworden, er war klein und schmal. Doch das sei ein Missverständnis gewesen: "Weißflog war ein athletischer Typ und hat ganz normal gegessen." Das Skispringen befinde sich in einem kritischen Bereich, meint Löffler. Das Essverhalten der Sportler sei abnorm, werde aber im Springerzirkus absolut tabuisiert. Warum man sich dennoch kasteit? "Ich liebe diesen Sport. Ich wollte Erfolg haben. Außerdem ist man sich als Leistungssportler immer bewusst, dass man auf bestimmte Dinge verzichten muss." Löffler ist überzeugt, dass es einen Fehler im System gibt. Alle Gedanken kreisten um das Thema essen, er selbst sei psychisch immer labiler geworden: "Ich konnte es nicht mehr ertragen, meinen Eltern beim Mittagessen zuzusehen."

Mit dem Verband und besonders Trainer Wolfgang Steiert sieht Löffler keine Gesprächsbasis mehr - man wolle ihn mundtot machen, um die wahren Probleme weiter unter den Teppich kehren zu können. Doch so leicht will er sich nicht unterkriegen lassen. Die Ziele des Allgäuers sind nach wie vor die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2005 und den Olympischen Spielen 2006, wenngleich er einer Rückkehr ins deutsche Team skeptisch gegenüber steht: "Ich denke darüber nach, aus dem DSV auszutreten und künftig für ein anderes Land zu starten." (rob)