Wien - "Ich lasse Matthias Sindelar nicht ins rechte Eck stellen", sagt Norbert Lopper, der von 1956 bis 1983 als Sekretär der Wiener Austria arbeitete. Er kannte und verehrte Sindelar, den Mittelstürmer des Wunderteams und der Austria, und dessen Mutter. "Eines Tages 1957 kommt der Kellner Hartmann vom Café Annahof zu mir und sagt, die Mutter vom Sindelar ist in Schwierigkeiten. Ich hab ihr 2000 Schilling gebracht, da hat sie mir einen Karton mit den Medaillen vom Motzl - sie hat immer nur von ihrem Motzl gesprochen - gegeben." Vor zwei Jahren hat Lopper den Karton der Austria geschenkt.

Sindelars Mutter bestätigte Loppers Bild von Sindelar: "Er war im Kaffehaus Annahof praktisch zu Hause, die Austria- und FC Wien-Spieler haben dort tarockiert. Der Sindelar hat den Besitzer Leopold Simon Drill sehr gut gekannt."

Als der von den Nazis bestellte kommissarische Leiter der Austria, "ein gewisser Haldenwang", den Spielern jeden Kontakt mit dem (jüdischen) Vereinsarzt Michl Schwarz verbot, sagte Sindelar zu Schwarz: "Ich werd' Sie immer kennen und grüßen, Herr Doktor. Das hat mir der Michl Schwarz selber erzählt", sagt Lopper.

Für das Kaffehaus haben sich mehrere Personen beworben, so Lopper. Matthias Sindelar habe "sicher wichtige Funktionäre eingeschaltet, die sich mit ihm schmücken wollten. Er wollte den Schaden für Drill minimieren." Den in der Zeitschrift NU mittels neuer Dokumente gezogenen Schluss, Sindelar habe sich wie ein Parteigenosse der NSDAP verhalten, um davon zu profitieren, weist Lopper, der selber 1938 flüchtete, heftig zurück. Lopper: "Der Sindelar war ein populärer Antifaschist. Der Sepp Herberger hat in einem Interview zugegeben, wie schade er es gefunden hat, dass der Sindelar sich geweigert hat, für Großdeutschland zu spielen." (DER STANDARD, Printausgabe, 15. Dezember 2003, Johann Skocek)