Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: EPA/AFP FILES/ROBYN BECK
"Im Mobilfunk ist kein weiterer Regulierungsbedarf vorhanden", erklärte der deutsche Wirtschaftswissenschafter Jörn Kruse vor Journalisten. Flankiert von den Geschäftsführern der drei größten österreichischen Mobilfunkbetreiber Mobilkom Austria (Boris Nemsic), T-Mobile Austria (Georg Pölzl) und One (Jorgen Bang-Jensen) präsentierte er eine Studie zum Mobilfunkmarkt in Österreich, in dem ein "intensiver Wettbewerb" herrsche, der sich durch die nächste Mobilfunkgeneration UMTS noch verstärken werde.

Rufnummernmitnahme "killt" Handysubventionierung

Einen besonders interessanten Punkt aus Sicht der Privatkunden zeigt Kruse auch noch auf. "Es gibt nicht nur Vorteile bei der Rufnummernmitnahme. Auch wenn es den Anschein hat. Durch die - auch von der EU vorgeschriebene - Möglichkeit auch innerhalb eines laufenden Vertrages bei einem Mobilfunkprovider aus diesem auszutreten, wird dazu führen, dass die Provider ihre Kostenstrukturen überdenken müssen". Kruse meint, dass Handys in Zukunft teurer werden würden, da die Handysubventionierung nicht mehr in dieser Art und Weise durchgeführt werden wird. "Der Kunde ist dem Provider durch die Möglichkeit schneller zu wechseln weniger wert geworden. Die Subvention war als eine Art Vorschuss zu verstehen, dies wird es in Zukunft nicht mehr geben", so Kruse weiter. Allerdings räumt der Wissenschaftler ein, werde es andere Tarifmodelle und neue Preisstrukturen geben, die dann den Privatkunden zu einem Anbieter bringen sollen.

Weitere Regulierung würde Wettbewerb behindern

Eine weitergehende Regulierung würde diesen Wettbewerb behindern, für eine Senkung der Terminierungsentgelte - der Gebühren, die der gesprächsabgebende an den -annehmenden Mobilfunkbetreiber zahlen muss - gebe es keine Begründung.

Terminierungsentgelte

Dass der Wettbewerb hart und der Markt schon genug reguliert sei, fanden auch die anwesenden Mobilfunk-Bosse, wenn auch mit einer entscheidenden Einschränkung: Die Terminierungsentgelte müssten bei dem vierten heimischen Handynetzanbieter tele.ring gesenkt werden. Diese seien nämlich fast doppelt so hoch wie bei allen anderen Anbietern. "Da findet eine Quersubventionierung in unglaublichen Ausmaß statt", ärgerte sich Pölzl und wurde von Nemsic unterstützt: "Ich habe manchmal den Eindruck, der Regulator reguliert Marktanteile".

Wer profitiert

Ganz anders sieht das naturgemäß tele.ring-Chef Hubertus Hofkirchner, der sich keineswegs als Profiteur fühlt. Schließlich hätten auch die anderen Betreiber, als sie die selben Marktanteile wie tele.ring hatten (7 Prozent, Anm.), ein Terminierungsentgelt von den nun kritisierten 19,6 Cent pro Minute bekommen. Und wenn überhaupt jemand profitiere, dann die Mobilkom Austria, so Hofkirchner gestern gegenüber der APA. Stimmt nicht, konterte Nemsic. Sein Unternehmen würde sogar 27 Mio. Euro netto mehr an Terminierungsentgelt an die Mitbewerber zahlen als es von diesen erhält.

Vertrag

Dabei soll es bereits einen unterzeichneten Vertrag zwischen der Mobilkom-Mutter Telekom Austria (TA) und tele.ring gegeben haben, wonach sich tele.ring bereit erklärt habe, die Terminierungsentgelte zu senken. Nur wolle man aber von Seiten der TA nichts mehr von dem Vertrag wissen, so Hofkirchner. Nemsic hingegen betonte, dass der Vertrag noch nicht in Kraft getreten sei. Im übrigen sei er es Leid, dass dauernd auf die TA "eingeprügelt" werde. "Die TA wurde von außen auf 55 Prozent Marktanteil heruntergeprügelt", ärgerte sich Nemsic.

Die Kruse-Studie wurde ursprünglich im Auftrag aller vier heimischen GSM-Netzbetreiber erstellt. Im Frühjahr 2003 habe sich aber tele.ring auf eigenen Wunsch zurückgezogen, so Kruse, Professor an der Bundeswehr-Universität in Hamburg.(apa)