Klar, man kann nicht alles gleichzeitig machen; das erleben nicht nur berufstätige Mütter und Väter. Aber die auch - oft besonders intensiv. Etwa beim Versuch, gleichzeitig Essen zu kochen, Trost beim Krach mit der besten Freundin zu spenden und ein verletztes Knie zu behandeln. Wo auch Eltern an ihre physischen Grenzen stoßen: Zum selben Zeitpunkt am Arbeitsplatz und bei den Kindern zu sein - das geht nicht, jedenfalls für die meisten. Umso wichtiger ist also der geplante Ausbau der Kinderbetreuungsplätze - nicht nur quantitativ, sondern auch was die Öffnungszeiten anlangt.

Dass die Familienministerin in ihrem Gesetzesentwurf auch um einen neuen Begriff für den Ort ringt, der einst mit Kindergarten einen klingenden Namen bekam, heute aber weit mehr beinhaltet und mit Betreuungseinrichtung viel zu kurz gefasst ist, ist ein guter symbolischer Ansatz. Die konkreten politischen Schritte hinken dem Anspruch auf "Kinderbildung und -betreuung" aber hinterher.

Was helfen die längsten Öffnungszeiten, wenn man das eigene Kind mit Bauchweh am Kindergartentor abgibt, weil es mit 24 anderen um die Aufmerksamkeit einer überforderten Pädagogin ringt? Wo bleibt die verpflichtende Verbesserung des Betreuungsschlüssels? Von einer Reform der Ausbildung gar nicht zu reden. Kurz: Warum wird nicht gleichzeitig verhandelt, was genuin zusammengehört? Mehr Geld muss mit mehr Qualität einhergehen. (Karin Riss, DER STANDARD, 15.5.2014)