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Richter Roy Moore.

Foto: REUTERS/Tami Chappell
"Wenn sie die Gebote holen wollen, werden sie zuerst mich holen müssen", soll Roy Stuart Moore im Streit um das 2,4 Tonnen schwere Monument, das er in der Lobby seines Arbeitsplatzes aufstellen ließ, gedroht haben. Der Arbeitsplatz des 56-Jährigen: der Oberste Gerichtshof des US-Bundesstaates Alabama, dem Moore seit November 2001 vorsitzt.

Etwa ein halbes Jahr nachdem er auf diesen Posten gewählt worden war, ließ er in der Nacht zum 31. Juli 2001 sein in Stein gemeißeltes Glaubensbekenntnis, die Zehn Gebote und Sprüche amerikanischer Gründerväter, in das Gerichtsgebäude bringen. Von wo es jetzt wieder verschwinden soll, da in den USA Religion und Staat getrennt werden müssen. "Roy's Rock" - "Roy's Felsen" wird das Denkmal mittlerweile genannt, und es ist Anziehungspunkt christlicher Fundamentalisten geworden. Bustouren werden organisiert, um den bibelfesten Juristen und seinen Kampf zu unterstützen.

Vorkämpfer für traditionelle Werte

Der am 11. Februar 1947 als ältestes von fünf Kindern in Etowah County, Alabama, geborene Moore scheint aber nicht immer ein Vorkämpfer für traditionelle Werte gewesen zu sein. Aufgewachsen ist der Sohn eines Bauarbeiters in ärmlichen Verhältnissen, er entkam ihnen durch eine Verpflichtung bei der Army.

Nach einer Ausbildung in der Eliteschmiede West Point kämpfte er in Vietnam. Obwohl er in seiner Soldatenzeit Bibelstunden gab, wollte er nie jemanden konvertieren, erinnern sich nun Soldatenkollegen, die ihn allerdings auch als überheblichen Besserwisser beschreiben.

1977 beendete Moore sein Jusstudium und wurde stellvertretender Staatsanwalt in seinem Heimatbezirk. 1982 kam der Einschnitt, er wurde nicht wiedergewählt und verbrachte die folgenden eineinhalb Jahre damit, Kickboxen zu lernen und in Australien Rinder zu hüten. Bis 1992 arbeitete er dann in einer privaten Kanzlei, ehe er neuerlich in den Staatsdienst zurückkam.

Merkwürdige Urteile

Der Vater von vier Kindern kam dann 1995 erstmals in die Schlagzeilen, als Bürgerrechtler verlangten, er solle eine selbst gebastelte Schnitzerei der Zehn Gebote aus seinem damaligen Gerichtssaal entfernen lassen. In US-Gerichten dürfen sich nämlich keine religiösen Gegenstände in den Verhandlungssälen befinden. Moore weigerte sich schon damals, juristisch geklärt wurde der Streit durch seine Übersiedelung in Alabamas Hauptstadt Montgomery nie.

Für Aufsehen sorgte der Republikaner nicht nur mit seinem Glaubenskampf, sondern auch mit seinen Urteilen. In einem Sorgerechtsprozess, den eine lesbische Mutter angestrengt hatte, ließ Moore im Urteil explizit festhalten, dass homosexuelles Verhalten als unmoralisch, verabscheuenswürdig und Verbrechen gegen die Natur betrachtet wird. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 23./24.8.2003)