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Amato wacht über Heilig- und Seligsprechungen.

Foto: EPA/JAUME SELLART

Jede Kanonisierung geht über den Schreibtisch des 75-jährigen Süditalieners. Kardinal Angelo Amato wacht - als Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse - über das Heer der Kandidaten auf die zwei verschiedenen Grade von Heiligkeit. Erstere stellt häufig nur die Vorstufe zur Zweiten dar.

Da liegt es nahe, dass sein Büro an jenem Platz liegt, der den Namen des ersten slawischen Papstes trägt, der am Sonntag heiliggesprochen wird: Piazza Giovanni Paolo II. Das San vor Wojtylas Namen fehlt noch, dürfte aber in Kürze dazukommen.

1938 als erstes von vier Kindern einer Reederfamilie in Molfetta bei Bari geboren, besuchte Amato eine klösterliche Volksschule und dann das nautische Institut in Bari, das Kapitäne ausbildet. Doch sein Wunsch, Priester zu werden, wirkte stärker als der Ruf des Meeres.

Vollgültige Erbin der Heilslehre Christi

Schon nach wenigen Jahren wechselte er ans Seminar von Torre Annunziata. Nach seinem Eintritt in den Salesianerorden Don Boscos studierte Amato Theologie und Philosophie. 1974 promovierte er an der römischen Gregoriana in Philosophie und war anschließend Professor für Dogmatik und Dekan der Theologischen Fakultät an der Universität der Salesianer.

Amato verbrachte längere Zeit in Griechenland, wo er in Saloniki Theologie studierte und in einem orthodoxen Kloster wohnte. 2002 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Erzbischof und beförderte ihn zum Sekretär der Glaubenskongregation.

In der von Joseph Ratzinger geleiteten Vatikanbehörde löste er den späteren Staatssekretär Tarcisio Bertone ab. Im neuen Amt beschäftigte er sich mit der erzkonservativen Piusbruderschaft und mit dem Fall des abtrünnigen Erzbischofs Emmanuel Milingo. Er zeigte sich als Verfechter des umstrittenen Dokuments "Dominus Jesus", in dem die Kirche ihre Position als angeblich einzige, vollgültige Erbin der Heilslehre Christi untermauert.

Untragbares Übel

2007 erregte Amato Aufsehen, als er die Abtreibung mit Terrorismus verglich und die Homo-Ehe als untragbares Übel brandmarkte. 2008 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, die respektlos als Heiligenfabrik bezeichnet wird, seit Karol Wojtyla 1820 Menschen selig- oder heiliggesprochen hat - weit mehr als alle seine Vorgänger zusammen.

Eine erlesene Gesellschaft Tugendhafter, zu der ab Sonntag nach seiner Turbo-Heiligsprechung auch Johannes Paul II. gehört. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, 25.4.2014)