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Ein buddhistischer Mönch führt neben dem Sarg eines der Opfers ein religiöses Ritual durch.

Foto: AP Photo/Niranjan Shrestha

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Buddhistische Flaggen und im Hintergrund das Basislager des Mount Everest. Hier wartete eine internationale Expedition auf den Aufstieg.

Foto: Reuters/LAURENCE TAN

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Grafik: APA

Kathmandu - Zwei Tage nach dem schweren Lawinenunglück am Mount Everest ist die Suche nach drei vermissten Bergführern endgültig eingestellt worden. Ihre Leichen könnten im Schnee kaum noch gefunden werden, teilte das Tourismusministerium in Kathmandu am Sonntag mit.

Beim bisher schlimmsten Unglück am höchsten Berg der Welt waren am Freitag 16 nepalesische Bergführer durch eine Lawine ums Leben gekommen, neun Sherpas wurden gerettet. "Wir haben entschieden, die Suche nach den Vermissten einzustellen", sagte der Ministeriumsvertreter Dipendra Paudel. Die Leichen seien bisher nicht lokalisiert worden und es sei "schwierig", sie im Schnee noch zu finden. Die Rettungskräfte hatten schon seit Samstag keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu finden. Außerdem machte ihnen zuletzt schlechtes Wetter zu schaffen.

13 Leichen geborgen

Die nepalesischen Bergführer waren Freitag früh auf 5.800 Metern Höhe im sogenannten Popcorn-Feld verschüttet worden, das auf der Route zum tückischen Khumbu-Eisfall liegt. Sie hatten Zelte, Seile und Lebensmittel dabei, um eine Route zum Gipfel des Everest vorzubereiten - denn Ende April beginnt die Bergsteiger-Saison im Himalaya.

Am Freitag wurden zunächst zwölf Leichen geborgen. Am Samstag wurde eine weitere Leiche aus den Schnee- und Eismassen geholt. Die Leichen der drei weiteren Vermissten wurden bis Sonntag nicht gefunden.

Rekordjäger und "Halbschuhtouristen"

In jüngerer Zeit wurde der Everest vermehrt Ziel von Rekordjägern und "Halbschuhtouristen". Vergangenes Jahr erklommen 562 Menschen seinen Gipfel von nepalesischer Seite. Darunter waren erstmals Zwillingsschwestern und ein Mann ohne Hände. Künftig will die nepalesische Regierung Rekorden stärker Einhalt gebieten. Premieren wie die erste Hochzeit am Gipfel oder der erste Video-Anruf sollen der Vergangenheit angehören. 

Für mehr Ordnung am Berg hat die nepalesische Regierung auch neue Regeln erlassen. So müssen alle Bergsteiger nun ihren Müll wieder mit herunterschleppen, zum Beispiel Sauerstoffflaschen, Dosen, alte Zelte und Kartuschen. Mindestens acht Kilogrammen Abfall sollen sie im Basislager abgeben, sonst droht eine Strafe.

Außerdem sind im Basislager nun Soldaten und Polizisten stationiert - wohl eine Reaktion auf den gewalttätigen Streit zwischen nepalesischen Bergführern und europäischen Bergsteigern im vergangenen Jahr. Eine neue Gebührenordnung sorgt dafür, dass Solo-Bergsteiger und Kleingruppen in Zukunft bevorzugt werden und große Expeditionen mehr zahlen müssen.

"Schwarzes Mount-Everest-Jahr"

In die Trauer der Sherpa-Gemeinde mischte sich zuletzt immer mehr Zorn. Die Bergführer erklärten 2014 zum "Schwarzen Mount-Everest-Jahr" und forderten von der Regierung bessere Bedingungen für ihre Arbeit, unter anderem eine Pension für Sherpas im Ruhestand.

Weitere Forderungen der Sherpas sind kostenlose Bildung für die Kinder verunglückter Bergführer und eine Erhöhung der Versicherungssumme. Die nepalesische Regierung hatte den Familien der Opfer umgerechnet knapp 300 Euro Entschädigung angeboten. Angehörige wiesen dies als lächerlich zurück: Sherpas verdienen Medienberichten zufolge deutlich über 2.000 Euro pro Saison. Bergsteiger, die den Mount Everest erklimmen wollen, zahlen derzeit eine Gebühr von rund 25.000 Dollar (18.044,03 Euro) und eine Rücklage von 4.000 Dollar für die Mitnahme von Müll vom Gipfel ins Basislager.

Am Berg ist nun zunächst eine Trauerwoche angesetzt, in der es keine Expeditionen geben soll. Für die Zeit danach drohen die Sherpas mit Streik, sollte die Regierung nicht einigen ihrer Forderungen nachkommen. Auch über die Zukunft der Touren am höchsten Berg der Welt wird heftig diskutiert. Einige für diese Klettersaison geplanten Everest-Expeditionen könnten abgesagt werden, teilten nepalesische Behörden mit.

Die Sherpas leben in Nepal am Fuß des Himalayas. Sie begleiten Expeditionen oder gehen diesen voraus, um den Aufstieg vorzubereiten. Sie richten Pfade her, tragen Gepäck, bauen Camps auf und kochen. Nepal machte allein im vergangenen Jahr rund 3,9 Millionen Dollar Gewinn mit den Gebühren der Bergtouristen.

Frühjahr als beste Zeit für Aufstieg

Der Mount Everest wurde erstmals 1953 von Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay bestiegen. Seither standen mehr als 4.000 Menschen auf dem höchsten Punkt der Erde. Mehr als 400 starben an den Flanken des Everest. Das bisher schwerste Unglück ereignete sich 1996, als acht Bergsteiger in einem Schneesturm ums Leben kamen. Derzeit sind etwa 350 Bergsteiger in der Region, um sich auf einen Aufstieg Mitte Mai vorzubereiten. Das Frühjahr gilt eigentlich als beste Zeit, um den 8.848 Meter hohen Berg zu erklimmen. (APA/red, derStandard.at, 19.4.2014)