Vielleicht kein echter Zwilling, aber immerhin ein Cousin unserer Erde: Kepler-186f hat zwar Potenzial, vermutlich aber die falsche Sonne, um höherem Leben eine Heimat zu bieten.

Foto: NASA Ames/SETI Institute/JPL-CalTech

Das Sonnensystem und das Kepler-186-System im Vergleich: Fünf Exoplaneten konnten Astronomen um den 490 Lichtjahre entfernten Stern beobachten. Der äußerste, Kepler-186f, kreist in der habitablen Zone, wo Wasser in flüssiger Form existieren könnte.

Foto: NASA Ames/SETI Institute/JPL-CalTech

San Francisco - Seit im Jahr 1995 erstmals ein Planet in einem fremden Sternensystem erspäht worden ist, haben Astronomen nach Welten Ausschau gehalten, die unserer Erde gleichen. Mittlerweile kennt man etwa 1800 Exoplaneten und es sind einige darunter, die durchaus die eine oder andere Parallele zu unserer Heimatwelt aufweisen.

Nun aber ist es einer internationalen Gruppe von Forschern gelungen, einen Exoplaneten ausfindig zu machen, der beinahe alle Eigenschaften in sich vereint, um mit einer gewissen Berechtigung von einer "zweiten Erde" sprechen zu können: Kepler-186f liegt 490 Lichtjahre entfernt und stellt nach Ansicht der beteiligten Astronomen tatsächlich die bisher erdähnlichste Welt dar, die man bis heute entdecken konnte.

Es ist vor allem die Kombination zweier Eigenschaften, die den Exoplaneten zu einem potenziellen Träger von Leben machen könnte: Zum einen ist Kepler-186f mit 1,1-fachem Erddurchmesser praktisch gleich groß wie die Erde, was dafür spricht, dass er ein Felsplanet ist. Zum anderen kreist er in der habitablen Zone seines Muttergestirns, was bedeutet, dass gemäßigte Temperaturen für permanent flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche sorgen dürften.

Roter Zwerg macht Probleme

Die beobachteten Eigenschaften mögen auf den ersten Blick vielversprechend aussehen, dennoch warnt Stephen Kane von der San Francisco State University, Hauptautor der im Fachjournal "Science" veröffentlichten Studie, vor allzu großer Euphorie. Der Stern, um den Kepler-186f gemeinsam mit vier anderen, weiter innen liegenden Exoplaneten kreist, ist alles andere als sonnenähnlich. Als Roter Zwerg ist er kleiner und strahlt bedeutend weniger Energie ab als unser Heimatstern.

Das kann zwar vorteilhaft sein, etwa weil solche Sterne wesentlich älter werden und damit dem Leben mehr Zeit geben, sich zu entwickeln. Aber meist zeichnen sich Zwergsterne dieser Spektralklasse durch eine höhere Aktivität aus. Die Planeten sind dadurch häufigen stellaren Eruptionen und einer höheren Strahlenbelastung ausgesetzt - keine guten Voraussetzung also für die Entstehung von höheren Lebensformen.

Das schmälere den Stellenwert der Entdeckung jedoch in keinster Weise, meint Exoplaneten-Forscher David Charbonneau von der Harvard University: "Die wichtigste Bedeutung liegt in dem Beweis, dass es tatsächlich Exoplaneten von der Größe der Erde gibt, die in der habitablen Zone kleiner Sterne kreisen." Der nächste Schritt würde darin bestehen, mit zukünftigen Instrumenten wie dem "James Webb"-Weltraumteleskop die Atmosphäre derartiger erdähnlicher Welten nach Anzeichen für Leben zu untersuchen. (tberg, DER STANDARD, 18.4.2014)