Hohe Kochkunst, ziemlich kreativ oder zumindest ziemlich gut, meist recht regional und dann wird man auch noch satt für ein paar Euro: Das scheint ganz gut in diese mageren Zeiten zu passen.

Also: Diese kleine, dreckige Gastroecke ist endlich auf die gar nicht happigen spanischen Happen - Pintxos - gekommen und stößt mit einem Schluck frischfruchtigen Txakolis auf die neu entdeckte Pintxos-Bruderschaft an. Schmeck's nähert sich dem Phänomen erst einmal über das wirklich schmucke Bilbao. Und hier kommt Teil 1 über die Stadt am Nervión:

 

Jamon, Jamon! Ein schönes Motto, um über die Zubizuri zu schlendern, die Herr Calatrava so schmuck über den Nervión gespannt hat. Wenn man das Motto nicht zu laut mit Gary Glitter singt. Da schaut dann auch der viel gewohnte Baske ein bisschen skeptisch.

Wir beginnen auf der Plaza Nueva, irgendwo muss man ja anfangen, die da und dort empfohlenen Häppchenwirte nicht zu finden und rasch die Strategie zu wechseln. Nämlich...

Foto: Harald Fidler

... nicht lang suchen und loslegen. Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt erst einmal ein bisschen Iberico aufs Brot, siehe vorhin. Und ein bisserl Kabeljau schadet eigentlich auch nicht. Gesehen und fröhlich verkostet im recht dunkel gehaltenen Sorginzulo (mehr hier, Link zur Lokalseite funktioniert leider nicht).

Foto: Harald Fidler

Ein paar Frühlingsröllchen noch...

Foto: Harald Fidler

...und ordentlich Zwiebel drauf: Sie ahnen vermutlich schon, dass ich den Pintxo-Gedanken nicht wirklich verinnerlicht hab und es einfach nicht bei einem belassen kann. Aber im Sorginzulo hielt ich mich mit drei plus zwei für die Wunderbare eh noch sehr zurück. Grob aus der Erinnerung fünf Pintxos mit Wasser, Cola und einem Kaffee: um 15 Euro.

Foto: Harald Fidler

Abends gleich wieder Plaza Nueva, diesmal ins Gozatu. Ich tippte ja erst auf echte Glasaale, bei näherer Betrachtung des Phänomens und seines Namens - Gula Verde - tendiere ich inzwischen zum "Gula" genannten Surimi-Nachbau (wieder einmal) auf dem netten, recht mayonnaisigen Brötchen. Ein Polsterl mit Erdäpfeln und ordentlich Zwiebel und ein Spießchen mit Garnele und Tintenfisch - alles schwer okay, fand ich. Mit einem anständigen Glas örtlichen Weißweins, ja ich bleib dem Txakoli treu: 7,80 Euro.

Foto: Harald Fidler

Zezen Gorri, die nächste Station (Plaza Nueva 10), war mir jetzt nicht so wahnsinnig sympathisch, aber ein bisschen Jamon, Jamon geht immer. Und ...

Foto: Harald Fidler

... ein Stückerl Ochsenschlepp für 3,50 Euro verweigere ich sowieso ungern. Gar nicht übel übrigens.

Foto: Harald Fidler

Sehr sympathisch hingegen fand ich Victor Montes. Man kann jetzt sagen: sehr touristisch, sehr altvatrisch. Aber auch ziemlich gut. Und wenn ich schon altvatrisch unterwegs bin, dann...

Foto: Harald Fidler

... doch gleich eine Racion Croquetas (eigentlich acht, tatsächlich zehn Stück für 12,90), wo ich doch erst letztens meine Ader für Gebackenes auch in kulinarischer Form gefunden habe. Schinken, Käse, Pilze, Fisch und was weiß ich noch alles: ein fettes, cremiges Fest. Fand auch die Wunderbare, falls Sie das, wie mich, interessiert.

Foto: Harald Fidler

Ein deutlicher Kontrast, nicht nur in meiner Fotoqualität (sofern man hier überhaupt von Fotoqualität sprechen kann): Motrikes. Hat ein kanadischer Foodblogger mit dem schönen Nom de Gueule "Robert Eats Like A Pig" empfohlen.

Empfohlen hat Robert das eher einfache Lokal nicht unbedingt wegen dieser ordentlich gefetteten Spieße ...

Foto: Harald Fidler

... auch nicht wegen der doch recht sauren Kapern-Paprika-Anchovi-Kombi, sondern...

Foto: Harald Fidler

...wegen dieser gegrillten Champignons, versehen mit nicht zu unterschätzender Chili-Schärfe.

Ich fand sie gar nicht schlecht, war da aber schon ein bisschen satt und müde. Und, soviel kann ich schon sagen: Es geht schon noch ein Eck besser. Oder zwei. Gleich um's Eck und ein bisserl weiter. Bleiben Sie dran, wenn der Häppchen-Journalismus hier fröhliche Ur- und Umständ' feiert.

Wie ernst die Hotellerie das Pintxo-Hopping nimmt, verrät Schmeck's aber gleich...

Foto: Harald Fidler

... nämlich hier: Dieses praktische Hilfsmittel gehört zur Grundausstattung der Badezimmer im recht schmucken Hesperia Bilbao. (Harald Fidler, derStandard.at, 25.3.2014)

Foto: Harald Fidler