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Elektronikriese Sony stützt sich voll auf die PS4.

Foto: EPA/IAN LANGSDON

Das vergangene Weihnachtsgeschäft (Okt. bis Dez. 2013) sollte Sony eigentlich Grund zum Feiern geben: Neue Produkte wie die Spielkonsole PlayStation 4 bescherten dem japanischen Konzern einen Gewinn von 257 Millionen Dollar - das dritte positive Quartal in Folge.

Und dennoch sind die Krisenjahre nicht überwunden: Für das Gesamtjahr, das im März endet, wird anstelle eines ursprünglich erwarteten Gewinns ein Verlust in der Höhe von 1,1 Milliarden Dollar erwartet.

Massive Einsparungen

Schuld daran sind seit Jahren defizitäre Bereiche, weshalb nun erneut der Rotstift angesetzt wird. Die PC-Sparte wird an einen japanischen Investor verkauft und in den kommenden 12 Monaten werden bis zu 5.000 Angestellte entlassen. Zudem wird das TV-Business als hundertprozentige Tochter ausgegliedert - wodurch in weiterer Folge auch ein kompletter Verkauf nicht auszuschließen ist. Fast eine Milliarde Dollar sollen so an jährlichen Fixkosten eingespart werden.

Der 145.000 Mitarbeiter zählende Elektronikriese will sich künftig auf weniger Segmente wie Smartphones, Tablets, Kameras und die Entertainmentangebote fokussieren. Ein Blick auf die Geschäftszahlen verrät jedoch: Mehr denn je hängt Sonys Erfolg vom Videospielgeschäft ab.

Konzentrierter Erfolg

Zwei Drittel des Gesamtgewinns von 257 Mio. Dollar im vergangenen Weihnachtsquartal wurden durch die PlayStation-Mutter Sony Computer Entertainment erwirtschaftet. Eine Firmensparte, die nur ein Fünftel zum Gesamtumsatz des Konzerns beiträgt, der in den vergangenen drei Monaten bei rund 23 Milliarden Dollar lag.

Sonys Zugpferd und Hoffnungsträger heißt PlayStation 4 (PS4). Die seit 15. November erhältliche Spielkonsole verkaufte sich in nur acht Wochen 4,2 Millionen Mal und ließ die Gamingsparte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um satte 65 Prozent wachsen. Es war der erfolgreichste Marktstart, der je mit einer Spielkonsole absolviert werden konnte. Einzig gebremst durch Lieferengpässe - die PS4 ist nach wie vor so gut wie vergriffen.

Der PlayStation-Konzern

Damit sind zwei Dinge klar: Sony hat nach vielen schweren Jahren mit der verlustreichen und teuer entwickelten PlayStation 3 wieder einen potentiellen Konsolen-Hit produziert. Gleichzeitig definiert sich der strauchelnde Gigant mehr denn je über sein Videospielgeschäft. Kein anderes Produkt des Herstellers beschert derzeit vergleichbare Gewinne.

Für Sony ist dies Segen und Fluch zugleich: Denn einerseits ist die PS4 ein Tor zu vielen Einnahmequellen. Während die Hardware zu den Produktionskosten abgesetzt wird, verdient Sony an jedem Zubehör, jedem Spiel, jedem online geliehenen Film und an jedem Musikabo, das über die Konsole verkauft wird.

Andererseits heißt das, sollte die PS4 doch nicht der erhoffte Verkaufsschlager werden, sieht es düster um Sonys Finanzen aus.

Skepsis bei den Anlegern

An der Börse bleibt man unterdessen weiterhin skeptisch. Die Ratingagentur Moody stufte die Aktie des Unternehmens bereits im Vorfeld des jüngsten Finanzberichts auf Ramschniveau herab. Anleger sollten das Papier meiden. "Sonys Profitabilität bleibt schwach und unbeständig. Wir erwarten, dass ein Großteil der Kerngeschäftsfelder - etwa TV, Mobile, Digitalkameras und Computer - auch in Zukunft kleiner werden und den Umsatz schmälern", zitiert Bloomberg die Agentur.

Die PlayStation als Kern des Unternehmens aufzustellen, könnte sich ob der möglichen positiven Nebeneffekte auf die anderen Sparten wie Film, Musik und nicht zuletzt TV und Mobile durch produktübergreifende Vernetzung als genialer Schachzug herausstellen. Genauso wie Apple das iPhone als Schnittstelle zu App-Stores und iTunes nutzt. Für eine eingleisige Strategie ist Sony mit 145.000 Mitarbeitern allerdings sehr breit aufgestellt. Sollten andere wichtige Sparten wie Mobile und Digital Imaging in den kommenden Jahren ähnliche Einbrüche wie die Bereiche TV und PC erfahren, wird man sich selbst mit einer PlayStation-Cashcow schwer über Wasser halten können. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 9.2.2014)