Wien - Bei der Österreichischen Filmpreis-Gala am Mittwochabend wurde der ORF für die Kürzung der Filmfördermittel mehrfach kritisiert. Der für Kultur- und Medienagenden zuständige SPÖ-Minister Josef Ostermayer hat angekündigt, er wolle das ORF-Film/Fernsehabkommen gesetzlich fixieren, derStandard.at/Etat berichtete. In zwei Briefen an Medienminister Ostermayer protestiert Film Austria zuvor gegen Kürzungen. Sie liegen dem STANDARD vor - hier der Wortlaut:

Brief vom 17. Jänner an Josef Ostermayer im Wortlaut (ging auch an ORF-Chef Wrabetz und Landeshauptmann Erwin Pröll)

"Soeben haben wir in Erfahrung bringen können, dass der OR das GEseamtbudget für die Vergabe von Produktionsaufträgen an unabhängige österreichische Filmproduzenten für das Jahr 2014 von 104 Euro auf 80 Millionen reduziert hat, und dass der darin vorgesehen Betrag für das Film-/Fernsehabkommen von acht Millionen auf vier Millionen halbiert wurde. - Dies ist eine Katastrophe!

Es fehlt der österreichischen Filmwirtschaft sicherlich nicht an Einsicht in die bestehenden Sparzwänge. Aber eine Kürzung des Produktionsvolumens um gut 20 Prozent würde keine Branche aushalten, und die prekären Verhältnisse in der österreichischen Filmbranche halten das mit Sicherheit nicht aus. Sollte dieser Beschluss des ORF Wirklichkeit werden, dann wird damit der erkennbare und an den internationalen Erfolgen ablesbare Aufwärtstrend des österreichischen Films gekappt - wichtige Teilbereiche des Filmgewerbes kämen zum Erliegen, nationale Produktionsmöglichkeiten gingen unwiederbringlich verloren.

Im Regierungsprogramm ist ausdrücklich der Ausbau des Filmstandortes Österreich angekündigt und es wird explizit die gesetzliche Absicherung des Film-/Fernsehabkommens mit zumindest gleichbleibender (!) Dotierung, die gesetzliche Festschreibung von FISA, die Erhöhung des Anteils österreichischer Film- und Fernsehproduktion gemessen an der ORF-Gesamtproduktion und die Anhebung der Mittel des Fernsehfonds versprochen - und knapp ein Monat nach der Erstellung des Regierugnsprogrammes weden diese notwendigen und sachlich gerechtfertigten Ziele verabschiedet! Und das vor dem Hintergrund der anhaltenden Erfolge sowohl des österreichischen Films national im Kino ("Alphabet", "Bad Fucking") und Fernsehen ("Braunschlag", "Spuren des Bösen" etc.), als auch international - aktuell mit einer Rekord-Präsenz von 13 österreichischen Produktionen auf den Filmfestspielen in Berlin 2014 oder dem Emmy-Award für den TV-Film "Das Wunder von Kärnten".

2014 scheint für die österreichische Filmbranche zum desaströsen Jahr zu werden. Ein kulturelles wie wirtschaftliches Erfolgsmodell, das über Jahrzehnte aufgebaut wurde, wird momentan nachhaltig zerstört. Wir fordern Sie, sehr geehrter Minister, auf, die in der Regierungserklärung beschlossenen Maßnahmen zeitnah umzusetzen, um diesen Entwicklungen Einhalt zu gebieten."

Alfred Noll, Generalsekretär Film Austria

Brief vom 21. Jänner an Josef Ostermayer im Wortlaut

"Soweit uns die Zeichen der Zeit erreichen, dürfte jetzt damit zu rechnen sein, dass der ORF das Film-/Fernseh-Abkommen entgegen seiner schriftlichen Ankündigung an ÖFI-Direktor Teichmann doch auf den bisherigen Stand von acht Millionen Euro belassen könnte.

Allein, so richtig dies ist, damit wäre kein wirkliches Problem gelöst: Vor dem Hintergrund der gleichzeitig erfolgten Ankündigung, dasss das ORF-Produktionsbudget für die Vergabe von Aufträgen an die unabhängige österreichische Filmwirtschaft im Jahre 2014 bis 80 Millionen Euro liegen wird (inkl. Film/Fernsehabkommen), wäre eine gleichbleibende Dotierung des Film-/Fernseh-Abkommens zwar sachlich geboten, dieser Betrag würde aber aus einem insgesamt verminderten Budget heraus bezahlt werden - sodass sich durch den sich abzeichnenden Umstand einer gleichbleibenden Dotierung des Film-/Fernseh-Abkommens an der Gesamtmisere nichts ändern würde! Es wären immer noch nur 80 Millionen statt 105 Millionen Euro. Welche Branche kann einen 30%igen Umsatzrückgang verkraften?

Dem ORF fehlt im Jahr 2014 genau jener Betrag von ca. 30 Millionen Euro, der es möglich machen würde, die im Regierungsübereinkommen formulierte Zielsetzung einer erhöhten Präsenz österreichischen Programms zu realisieren. Die gesetzliche Festschreibung des Film-/Fernseh-Abkommens in der bisherigen Höhe ändert daran leider nichts. Durch die Budget-Kürzung entsteht ein schwerer existenzieller Schaden für die Filmwirtschaft, der durch die interne Umschichtung mit dem FFA nicht behoben ist, d.h. daher Firmenpleiten, Arbeitslosigkeit in der Branche. Dieser Betrag muss aufgefüllt und der ORF gezwungen werden, das Geld nachweislich an dieser Stelle auszugeben.

Darüber hinaus geht es um die dauerhafte Reparatur dieses Schadens. Solange der ORF nicht gezwungen wird (etwa durch eine gesetzlich festgelegte Quote von 17 bis 20 Prozent der Gebühreneinnahmen), wird der ORF; wenn er die Refundierung nicht bekommt, Jahr für Jahr genau an dieser Stelle sparen - immer wieder aufs Neue.

Ich darf Sie ebenso höflich wie eindringlich bitten, diesen Gesichtspunkt nicht außer Acht zu lassen, wenn es darum geht, das ORF-Gesetz im Sinne des Regierungsübereinkommens zu ändern.

Alfred Noll, Generalsekretär Film Austria"