Schrumpeln und Rillen: Klar ist nur, wie es dazu kommt.

Foto: MDC

Berlin - Jeder kennt es: Nach längerem Schwimmen oder einem ausgiebigen Bad bilden sich an den Fingern Rillen oder Schrumpeln. Warum das so ist, haben Wissenschafter längst geklärt: Die Schrumpeln entstehen, weil sich die feinen Blutgefäße in den Händen verengen und sich die Haut dabei nach innen zieht – eine Reaktion des sympathischen Nervensystems, das Teil des autonomen Nervensystems ist.

Wozu aber sind diese Veränderungen gut? Dieser Frage sind nun Forscher des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin nachgegangen. Anders als in bisherigen Studien postuliert, konnten die Neurowissenschafter zeigen, dass Schrumpelfinger keineswegs das Ergreifen nasser oder trockener Gegenstände erleichtern und auch keinen Einfluss auf den Tastsinn haben. Die neuen Ergebnisse wurden im Fachjournal "Plos One" veröffentlicht.

Keinerlei Vorteile nachweisbar

Für ihre Untersuchungen ließen die Forscher 40 Studenten und Doktoranden eine halbe Stunde lang in 40 Grad Celsius warmem Wasser baden. Danach mussten sie mit den Schrumpelfingern insgesamt 52 nasse und trockene Objekte – Glasmurmeln, Gummibälle, Würfel und Messinggewichte – von einer Schachtel in eine andere mit einer nur fünf Zentimeter großen Öffnung befördern. Anschließend führten sie dieses Experiment mit glatten, trockenen Fingern aus, bei denen sich die Rillen bereits zurückgebildet hatten.

Es zeigte sich, dass Schrumpelfinger keinerlei Vorteile gegenüber trockenen, glatten Fingern boten. Die Fingerfertigkeit der Probanden war bei beiden Experimenten gleich, auch ihr Tastsinn wurde offenbar nicht beeinflusst. Obwohl sie den gleichen Aufbau gewählt hatten, konnten die Berliner Forscher das Experiment einer Gruppe von Neurowissenschaftern der Newcastle University, Großbritannien, nicht bestätigen, wonach man mit Rillenfingern besser greifen könne. Das britische Experiment hatte Anfang 2013 große mediale Aufmerksamkeit erregt.

Welchen Vorteil bieten also die schrumpeligen Finger? "Ob sie überhaupt von Vorteil sind, ist fraglich. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Schrumpelfinger eher ein Nebeneffekt der Gefäßverengung sind", sagt die Studienautorin Julia Haseleu. (red, derStandard.at, 10.1.2014)