Joinville - In der brasilianischen Fußballliga ist das Spiel zwischen Atlético Paranaense und CR Vasco da Gama (5:1) wegen heftiger Ausschreitungen für eine Stunde unterbrochen worden. Mehrere Hundert Zuschauer waren auf den Tribünen des Stadions aufeinander losgegangen, ersten Berichten zufolge wurden drei Schwerverletzte in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht, davon ein Fan im Koma. Erst der Einsatz von bewaffneter Polizei brachte die Situation wieder halbwegs unter Kontrolle.

Paranaense, Pokalfinalist aus Curitiba, hatte die Partie wegen einer Stadionsperre aufgrund von vorherigen Fan-Randalen ins benachbarte Bundesland Santa Catarina verlegen müssen. Dort ist die Sicherheit in den Stadien aber Aufgabe privater Ordnungsdienste. Die Polizei, die erst spät eingriff, um die Gewalttäter zu trennen, war nur im Umfeld der Arena positioniert.

Zum Zeitpunkt der Unterbrechung nach 17 Minuten hatte Paranaense, einst auch Trainerstation des deutschen Rekordnationalspielers Lothar Matthäus, 1:0 geführt, nach Wiederanpfiff bildete die Polizei einen Sicherheitsring ums Spielfeld. Die Partie lief am Sonntagnachmittag im Free-TV, Bilder von wehrlos am Boden liegenden Fans, die aber weiterhin mit Kopftritten und Schlägen misshandelt wurden, liefen über den Bildschirm.

Präsidentin Rousseff: "Schockierende Vorfälle"

"Wir sind noch hingelaufen, um unsere Fans aufzuhalten. Noch nie in meinem Leben habe ich so etwas gesehen", sagte Luiz Alberto mit Tränen in den Augen. Aus nächster Nähe erlebte der Atlético-Verteidiger dann mit, wie "Barbaren" auf schon regungslos am Boden liegende Fans eintraten und mit Stöcken einschlugen.

Staatspräsidentin Dilma Rousseff verurteilte die "schockierenden" Vorfälle aufs Schärfste. "Eine Fußball-Nation kann nicht mit Gewalt in ihren Stadien leben. Diese Gewalt richtet sich gegen alles, was wir mit Fußball assoziieren", sagte Rousseff am Montag und forderte Polizeipräsenz in den Stadien, sofortige Festnahmen von gewalttätigen Anhängern und die Installation einer Schnellgerichtbarkeit.

Krawalle zwischen Fans rivalisierender Klubs, aber auch innerhalb der eigenen Farben, waren ständiger Begleiter der am Sonntag beendeten Saison. "Das war ein Jahr zum Vergessen", seufzte dann auch Paulo Schmitt, Chef-Ankläger des Obersten Sportgerichtgs STJD. Der Jurist beklagte vor allem, dass er erst ab nächstes Jahr Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit als Strafe verhängen darf.

Vasco und Meister Fluminense steigen ab

Atlético saß wegen seiner gewalttätigen Fans in diesem Jahr mehrfach auf der Sünderbank. Das Duell gegen Vasco musste deshalb auch mindestens 100 Kilometer von der Heimatstadt Curitiba ausgetragen werden. Die Partie endete schließlich mit einem 5:1-Triumph der "Rubro-Negros" (Schwarz-Roten), die ihr Ticket für den Libertadores-Cup lösten, sowie den zweiten Abstieg des viermaligen Meisters Vasco. Aber das Sportliche war am Sonntag nur eine Randnotiz.

Mit Fluminense muss ein zweiter Tradtitionsklub in die zweite Leistungsklasse. Nie zuvor musste ein Verein in Brasilien direkt im Folgejahr nach der Meisterschaft in die Serie B absteigen. Auch ein 2:1-Auswärtssieges gegen Bahia konnte die historische Pleite nicht verhindern. "Das war ein schreckliches Ende des Jahres 2013, aber wir werden versuchen, uns 2014 zu erholen", sagte Fluminense-Spieler Wagner nach der Partie. (sid/red - 9.12. 2013)