In Österreich bräuchten laut Experten jährlich rund 4.000 bis 6.000 Kinder und Jugendliche Rehabilitationsmaßnahmen. "Tatsächlich gibt es gerade einmal 52 Kinder-Reha-Betten, und auch die sind auf Monate hin ausgebucht", stellt der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) Johannes Steinhart in einer Aussendung anlässlich des Tages der Kinderrechte am 20. November fest.

Rehabilitationsbedürftige Kinder haben eine schwere, oft lebensbedrohliche Krankheit hinter sich oder brauchen Unterstützung, damit sie trotz einer angeborenen Behinderung oder einer anderen schweren Beeinträchtigung ihr Leben meistern können. "Wir haben einen fundierten, vom Ministerium abgesegneten Reha-Plan, wir haben die Bereitschaft der Sozialversicherung, ihren Anteil zu finanzieren. Und wir haben - einmal mehr - die Totalblockade der Länder", so Steinhart zu der Ende Oktober verkündeten Entscheidung der Landesfinanzreferenten, sich nicht an der Finanzierung von vier geplanten Kinder-Reha-Zentren zu beteiligen.

Kampf seit 14 Jahren

Noch im Sommer sei man zuversichtlich gewesen, erklärt Reinhold Kerbl, federführender ärztlicher Verhandler und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). Seit 14 Jahren kämpft die ÖGKJ für den Aufbau einer Kinderrehabilitation in eigenen Kinder-Reha-Zentren. Die Weigerung der Länder, ihren Teil zur Finanzierung beizutragen, sei für Tausende Betroffene "ein Schlag ins Gesicht", so Kerbl. Schließlich verändere sich durch die Behinderung oder schwere Erkrankung eines Kindes auch das Leben von Eltern und Geschwistern grundlegend.

Das "Hin- und Herschieben der Verantwortung" will Kerbl nicht länger tolerieren: "Insgesamt geht es um jährlich etwa 30 Millionen Euro. Die Hälfte davon würde durch Steuern und Abgaben sofort wieder ins System zurück fließen. Bleiben also 15 Millionen Euro für ein Jahr Kinder-Rehabilitation - das ist in etwa so viel, wie Österreich alle drei Tage für die Verlustabdeckung der Hypo-Alpe-Adria ausgibt", formulierte der ÖGKJ Präsident.

Es sei unerträglich, dass rehabilitationsbedürftige Kinder in Österreich oft monatelang in Akutspitälern bleiben müssten, und zwar keineswegs immer auf einer Kinderstation, sondern vielfach inmitten kranker oder gebrechlicher Erwachsener, ohne Spielgefährten oder pädagogische Betreuung, sagt Steinhart. Er erinnert daran, dass Österreich die UN-Kinderrechte ratifiziert und in die Verfassung aufgenommen hat: "Kinder haben in diesem Land ein Recht auf bestmögliche Gesundheitsversorgung." (red, derStandard.at, 19.11.2013)