Pornhub.com hat für derStandard.at ausgewertet, welches die liebsten Porno-Suchbegriffe der Österreicher sind. Doch nicht alles kann man messen. Bisher weiß man etwa wenig darüber, welche Auswirkungen Gratis-Pornos im Internet auf die Nutzer, speziell auf Jugendliche, haben: "Die Forschung dazu steckt noch in den Kinderschuhen. Durch das Internet können Kinder und Jugendliche erstmalig zugangsunbeschränkt und ohne irgendwelche Eingangsvoraussetzungen auch explizite Pornografie konsumieren und tun das auch", sagt Christoph Joseph Ahlers, der Leiter der Praxis für Paarberatung und Sexualtherapie am Institut für Sexualpsychologie in Berlin.

Sex mit Tieren oder mit Gewalt

Kinder und Jugendliche seien vor und nach der Pubertät in einer sensiblen Entwicklungsphase, weil die Gehirndifferenzierung noch nicht abgeschlossen ist. Besonders der Konsum von normabweichender Pornografie birgt für junge Leute psychotraumatische Gefahren, sagt Ahlers. Sex mit Gewalt, mit Kindern oder mit Tieren, "mit allen möglichen und unmöglichen Dingen, die man sich nur vorstellen kann und die sich viele Erwachsene von selber eben gerade nicht vorstellen können".

Erziehungsberechtigte sollten wissen, was sich ihre Kinder im Internet alles herunterladen und streamen können: "Die meisten Eltern wissen es nicht oder leugnen es", sagt Ahlers. Die Eltern stünden deshalb in der Pflicht, sich mit ihrer eigenen Sexualität und dem eigenen Konsum von Pornografie auseinanderzusetzen.

Gefahr für Jugendliche wie für Erwachsene

In der Regel gehen Jugendliche mit Pornografie relativ selbstbestimmt um, sagt Johannes Wahala, der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Sexualforschung. Eine Reihe von Studien würde das bestätigen. Deshalb hält er auch nichts vom Begriff der pornografisierten Jugend: "Diese Generation ist mit dem Internet aufgewachsen und kann es in den meisten Fällen sehr gut nutzen. Für die Generation, die nicht damit aufgewachsen ist, kam die Pornografie im Internet wie eine Flut. Wenn man diese Angebote exzessiv nutzt, kann man natürlich auch süchtig werden – der Anteil an Jugendlichen ist aber genauso hoch wie der von Erwachsenen."

In mancher Hinsicht seien die Jugendlichen dadurch sehr gut aufgeklärt: "Sie wissen alles über alle Stellungen, aber Gefühle und Emotionen wie Zärtlichkeit, Geborgenheit und Sicherheit wird nicht vermittelt. Wir werden diese technisch-funktionale Aufklärung nicht verhindern können, das Internet hat sich durchgesetzt, aber beim Vermitteln der Emotionen und persönlichem Körpererleben sind wir in der Pädagogik und der Beratung gefordert." Gerade an Schulen brauche es deshalb verstärkte sexuelle Bildung.

Trotzdem mache die ständige Verfügbarkeit von Pornografie den Jugendlichen zu schaffen: "Die Jugendlichen sind permanent Idealen ausgesetzt. Viele Pornodarstellerinnen haben Körper wie Top-Models. Das hat zu einer Verzerrung geführt. Bei Männern ist es so: Wer kann eine Frau 25 Minuten durchgehend penetrieren, während sie sich zu fünf Orgasmen wiehert? Das gibt es in der Realität nicht. So baut sich enormer Druck für unsere Jugendlichen auf, aber nicht nur dort – Erwachsene sind hier genauso unter Druck." (Florian Gossy, derStandard.at, 4.12.2013)