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"Können sich Journalisten wirklich ALLES erlauben?" Das Fußball-Nationalteam prangert die Berichterstattung in "Österreich" an.

Foto: APA/Jäger

Wien - Österreichs Spieler des Fußball-Nationalteams haben in einem offenen Brief an die Tageszeitung "Österreich" gegen deren Berichterstattung protestiert. "Das Maß ist voll: Die Fülle an schlecht bis gar nicht recherchierten Artikeln in der Tageszeitung 'Österreich', die häufig als 'Exklusiv-Interviews' bezeichneten Berichte, für die niemand von uns jemals interviewt worden ist, die reißerischen Texte, die nicht selten in Beleidigun­gen gipfeln (so wurde z. B. zuletzt unser Teamtrainer Marcel Koller als 'Verräter' bezeich­net, den man als 'Packerl an die Schweizer schicken soll'), wollen wir nicht mehr unkommentiert hinnehmen", heißt es dort.

"Zum Glück leben wir in einem Land, in dem Meinungsfreiheit ein hohes Gut darstellt. Wir respektieren auch das Recht der Öffentlichkeit auf Information", schreiben die Spieler. "Dennoch fragen wir uns angesichts der 'Berichte' über uns in der Tageszeitung 'Österreich', ob sich Journalisten wirklich ALLES erlauben können und ob wir uns wirklich ALLES gefallen lassen müssen. Wir meinen: NEIN!"

Zum "kritischen Hinterfragen" anregen

Weiters steht zu lesen, dass man unterschiedlicher Meinung sein kann, inwieweit im Kampf um Quoten Seriosität, Ehrgefühl und Gewissenhaftigkeit in die mediale Berichterstattung einfließen. Die Forderung nach journalistischer Ethik werde mittlerweile ohnehin des Öfteren als "unzeitgemäß" belächelt. Doch die Teamspieler sehen sich als Repräsentanten eines Sports, "in dem Fairplay, Respekt, Verlässlichkeit, Gerechtigkeit, Wertschätzung und Teamgeist wesentliche Kriterien sind". Als Personen im Rampenlicht der Öffentlichkeit habe man Vorbildfunktion und fühle sich verpflichtet, sich "vehement für Wahrheit, Wahrung der Würde und Fairness in Medienberichten auszusprechen".

Ziel des offenen Briefs sei es, bei Medienkonsumenten ein "kritisches Hinterfragen der Artikel in der Tageszeitung 'Österreich' anzuregen". Man gebe sich aber nicht der Illusion hin, die Blattlinie der Tageszeitung ändern zu können. Vielmehr wolle man die Solidarität mit Teamchef Marcel Koller ausdrücken und sich aber auch bei all den anderen Medien und deren Journalisten für die produktive Zusammenarbeit bedanken.

"Österreich" will ÖFB kontaktieren

"Grundsätzlich finde ich es legitim, offene Briefe zu schreiben, und ich finde es auch recht symphatisch, sich vor den Teamchef zu stellen. Es ist nur eine Auseinandersetzung, wo die eigentlichen Akteure wieder einmal im Hintergrund agieren", sagt Oliver Voigt, CEO Mediengruppe Österreich, zum "Horizont". Er verweist auf den Boykottaufruf einer anderen Tageszeitung. "Österreich" werde jedenfalls "in gebührender Form Kontakt mit dem ÖFB aufnehmen".  Es kränke ihn, da die "tolle Sportredaktion" von "Österreich" unter der Leitung des "wirklich professionellen Ressortchefs Wolfgang Ruiner" das nicht verdient habe. (red, derStandard.at, 13.11.2013)