Die veraltete Wohnanlage in Kierling wurde auf Passivhausstandard saniert, und Dachwohnungen wurden neu geschaffen.

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Das von den Teilnehmern am STANDARD-Wohnsymposium formulierte Motto "Den Nutzer zum Verbündeten machen" erhielt den größten Zuspruch bei der Saalabstimmung.

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"Die Leute müssen mitmachen, das ist der Schlüssel", sagt Ziviltechniker und Sachverständiger Wolfgang Gräsel über die Miteinbeziehung der Passivhaus-Bewohner.

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Die Geschichten sind wohlbekannt: Ein technisch ausgeklügeltes Passivhaus wird errichtet und bezogen. Doch die Bewohner sind unzufrieden, kennen sich nicht aus und leisten dann stillen Widerstand: offene Fenster und falsch eingestellte Lüftung, was sich in weitaus höheren Heizkosten niederschlägt.

Dass es auch anders geht, hat etwa die Buwog in der Passivhaussiedlung Mühlgrundgasse in Wien-Stadlau bewiesen, die Anfang 2012 bezogen wurde. Zuerst aber gab es eine ausführliche Vorbereitung der Bewohner betreffs der Benutzung des Hauses, seiner energetischen Ziele und der besten Strategien, um diese zu erreichen.

Bei den Tischgesprächen beim Standard-Wohnsymposium diente auf einem Tisch die Mühlgrundgasse als Vorbild für den richtigen Umgang mit der Passivhaustechnologie. Und das von den Teilnehmern formulierte Motto "Den Nutzer zum Verbündeten machen" erhielt bei der Saalabstimmung auch die meisten Punkte. "Die Leute müssen mitmachen, das ist der Schlüssel", sagte Tischsprecher Wolfgang Gräsel, Ziviltechniker und Sachverständiger, im Standard-Gespräch. Entscheidend für den Erfolg von Passivhäusern seien eine einfache Bedienbarkeit, verständliche Information und eine laufende Begleitung der Bewohner. Wie etwa beim iPhone müsse "Hightech deppensicher sein", sagt Gräsel.

Sanierung in Kierling

Auch die Buwog nimmt sich die Mühlgrundgasse als Vorbild, etwa bei der Sanierung einer Wohnanlage mit 19 geförderten Mietwohnungen aus den 1970er-Jahren in Klosterneuburg-Kierling, die in Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt Haus der Zukunft und dem Land Niederösterreich auf Passivhausqualität unter Nutzung erneuerbarer Energien saniert wurde - und das, ohne dass die Hausparteien ausgemietet werden mussten.

Die Mitwirkung der Bewohner sei hier im Vordergrund gestanden, betont Buwog-Vorstand Gerhard Schuster, wobei die Bereitschaft zur Kooperation bei diesem Objekt besonders hoch war. Denn in dem auf einer Hanglage im Wienerwald gelegenen Wohnhaus sei zuvor mit Strom geheizt worden, mit schmerzhaft hohen Heizkosten für die Haushalte.

Außerdem wurden Aufzüge eingebaut, und die Fassade wurde nicht nur thermisch, sondern auch optisch erneuert. Der Heizwärmebedarf ist durch die Sanierung von knapp 100 auf unter zehn kwH pro Quadratmeter gesunken - noch unter dem Passivhauslimit von 15 kWh.

Zu den 24 Wohnungen im Altbestand kamen 19 hinzu, die dieser Tage bezogen werden - sechs durch den Ausbau des Dachgeschoßes und 13 durch einen angrenzenden Neubau. Die Erfahrungen aus dieser Sanierung werden wissenschaftlich ausgewertet und sollen für andere Projekte dieser Art genutzt werden. (ef, DER STANDARD, 23.10.2013)